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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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war kurz, etwa fünf Meter, zu kurz für die Größe des Hauses. Erdmann überlegte, dass es wahrscheinlich noch eine zweite Treppe geben musste, die in einen weiteren Kellerbereich führte.
    Auf beiden Seiten gab es je eine Tür. Die SEK -Männer stellten sich jeweils vor eine der Türen, machten sich bereit, geräuschlos die Klinken hinunterzudrücken. Sie drehten sich zu Erdmann und Matthiessen um, warteten, bis die beiden Kommissare bei ihnen waren. Als sie dicht hinter ihnen standen, nickte einer der Männer mit dem Kopf, doch noch bevor sie die die Türen öffnen konnten, begannen die Schreie.

XVII
    Zur gleichen Zeit
    Auch Nina schien zu verstehen, was da gerade vor sich ging. Ihr Wimmern wurde erst lauter, dann setzte es aus, und sie begann zu reden. »Was … was tun Sie da?« Ninas Stimme klang weinerlich, brüchig vor Angst. Sie drehte den Kopf auf ihrer Liege, so dass sie Nina sehen konnte. Die blickte nur kurz zu ihr herüber und starrte sofort wieder zur Raummitte. »Wozu brauchen Sie die Kamera?« Obwohl sie wusste, dass sie sich damit selbst strangulieren würde, begann Nina an ihren Fesseln zu zerren, hörte aber sofort röchelnd wieder auf. Sie hustete. »Was …« Erneutes Husten. »Was wollen Sie? Wir können in die Kamera sagen, dass man alles tun soll, was Sie möchten, damit wir wieder freikommen. Wir könnten … oder möchten Sie, dass wir Herrn Jahn eine Botschaft senden? Wir machen alles, was Sie –« Nina verstummte, ihre Augen weiteten sich.
    Sie drehte den Kopf wieder zur anderen Seite und sah, was Nina so erschreckt hatte. Das Monster hatte ein Skalpell in der Hand und entfernte gerade die Schutzkappe.
    Nun begann auch sie, an ihren Fesseln zu zerren. Sie versuchte ebenfalls, etwas zu sagen, zu bitten, zu betteln, aber sie schaffte nicht einmal ein Krächzen.
    Das Monster trat hinter die Kamera und fingerte daran herum. Gleich darauf flammte der grelle Lichtschein wieder auf und blendete sie. Sie konnte nicht mehr sehen, was dort vor ihr passierte, aber sie hörte, dass das Monster mit langsamen, schweren Schritten auf sie zukam. Dann flüsterte es dicht neben ihr. »Jetzt. Jetzt wirst du sehen.«
    Sie wand sich, ignorierte die furchtbaren Schmerzen, die ihren ganzen Körper erfasst hatten. Ein krächzendes Geräusch kam nun doch aus ihrem Mund. Hinter ihr begann Nina gellend zu schreien. Und trotz ihrer Angst, ihrer Panik, ihrer Schmerzen registrierte Heike Kleenkamp, dass die Tür knallend aufgestoßen wurde, und dass von dort plötzlich eine andere Stimme etwas schrie. Eine Männerstimme.

38/ XVIII
    Erdmann stürmte direkt hinter dem SEK -Beamten durch die Tür. Er hatte seine Waffe erhoben und zielte in den großen Raum hinein. Er wusste, er musste die Situation innerhalb einer Sekunde erfassen, sonst konnte es zu spät sein. Hochkonzentriert schweifte sein Blick einmal quer durch das Zimmer und blieb dann an der hell beleuchteten Szene ihm gegenüber hängen. Noch während er das Gesamtbild erfasste, zerlegte sein Verstand es in seine Einzelteile und lieferte ihm die Informationen dazu, die er brauchte. In der Mitte des Raums technische Geräte, Kamera, Lampe. Ungefährlich. Dahinter drei Frauen, zwei davon nackt. Nina Hartmann an der Wand, mit erhobenen Armen, keine erkennbaren Verletzungen, keine unmittelbare Gefahr. Die andere, nicht erkennbar, musste Heike Kleenkamp sein, sie lag auf dem Bauch, zwischen den Schultern eine furchtbare Wunde. Sie lebte. Daneben, den Arm mit einem Messer, nein, mit einem Skalpell zum Stich erhoben, stand
sie
. Helga Jäger.
    »Lassen Sie das Skalpell fallen«, schrie Erdmann. Matthiessen schrie neben ihm gleichzeitig etwas, das er aber nicht verstand. Von hinten drückte sich der zweite SEK -Mann neben ihn, die Waffe ebenfalls auf Jahns Haushälterin gerichtet, die einen zu großen, unförmigen Overall trug, der ihr das Aussehen eines Aliens verlieh. Sie beugte sich mit einer Geschwindigkeit, die Erdmann ihr nicht zugetraut hätte, nach vorne, setzte Heike Kleenkamp das Skalpell von unten an die Kehle. Die Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, ihr Blick hatte etwas Irres an sich.
    »Nein, tun Sie das nicht«, rief Matthiessen ihr zu. »Warten Sie, bitte.«
    Helga Jägers Augen wanderten umher, ohne dass sie einen von ihnen direkt ansah.
Die Lampe
, dachte Erdmann.
Sie ist geblendet durch die Lampe.
    »Ist der Betrüger wieder wach?«, fragte sie, und auch ihre Stimme hatte kaum noch etwas mit der Frau zu tun, die er in Jahns Haus kennengelernt

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