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Das Sonnenblumenfeld

Das Sonnenblumenfeld

Titel: Das Sonnenblumenfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Longo
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bemerkt hatte, dass aus dem Mädchen eine Frau geworden war. Und er das Bedürfnis hatte, ihr die Hand auf den Hintern zu legen, wofür er sich eine Ohrfeige gefangen hatte, von der ihm immer noch der Schädel dröhnte.
    Fellone war besessen von ihr und verfolgte sie wie der Teufel die arme Seele.
    »Mè, Caterì, Fellone trägt dich auf Händen wie eine Königin«, sagte Pina, die nicht fassen konnte, dass ihre Cousine und nicht sie mit ihrem weizenblonden Haar so ein Glück hatte.
    »Caterì, gut sieht er auch noch aus, wieso nimmst du den nicht?«, beharrte Pina, die Caterina mochte, aber nicht verstand, was in ihr vorging.
    Caterina wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie liebte Bücher. Fellone war keiner, der den Seiten eines Romans entstiegen sein konnte. Sein drohender Blick gefiel ihr nicht. Auch nicht der Geruch von Rauch, der ihn umgab. Und genauso wenig seine Art, immer alles zu kriegen, was er wollte. Sie grüßte ihn widerwillig, weil es sich so gehörte. Manchmal aus Angst.
    Ohne allzu vertraulich zu werden. In der Hoffnung, dass er sie bald leid war.
    Aber Fellone war stur. Früher oder später bekam er, was er wollte. Und nachdem er sich die Ohrfeige ein
gefangen hatte, entschied er, Caterina ordentlich ranzunehmen.
    Es eilte ja nicht.
    Je mehr Zeit verging, umso weicher und schöner würde sie.
    Aber jetzt war er gekommen, der Moment.
    Deshalb hatte er sie auf die Party eingeladen. Um sie zu beeindrucken, mit seinen Markenklamotten und dem Gold, das ihm um den Hals baumelte. Um sie mit seinen Witzen zum Lachen zu bringen. Er, der tolle Hecht in seinem schicken Hemd. Um ihr ab und zu die Hand auf die Schulter zu legen, unter dem Vorwand, ein paar Scherze zu erzählen. Um ihr immer wieder ein Glas Minzwasser zu bringen, in das er heimlich Likör kippte. Er wollte sie gefügig machen. Und die Aprikose pflücken, wenn sie reif war.
    Währenddessen bat Caetano Corona die Musiker, die Pizzica zu spielen, weil er mit seiner Frau vor dem knisternden Feuer tanzen wollte.
    Das war der Moment, in dem Caterina den Jungen auf der Bühne bemerkte: Er war dunkel wie ein Mohr und hatte ein weißes T-Shirt an, das zu groß war und ihn noch dunkler aussehen ließ. Überrascht sah er aus, so als wäre ihm die Tammorra, sein Tamburin, durch Zufall in die Hände geraten. Die anderen Musikanten gaben ihm ein Zeichen zu spielen, er war dran.
    Aber er rührte sich nicht.
    Er schien sie anzuschauen.
    Erst tat er Caterina leid. Deshalb hatte sie ihm zugelächelt. Und kurz darauf, als die Pizzica Feuer fing, hatte sich der Junge einen Ruck gegeben und angefangen, die Tammorra zu schlagen. Erst zaghaft, als hätte er Angst, sie könnte kaputtgehen. Dann immer mutiger und heftiger. Und während er sie schlug, hatte er angefangen, sich zu bewegen und herumzuspringen.
    Als wären die Ketten, die ihn gefesselt hatten, auf einen Schlag zersprungen.
    »Wer ist das?«, fragte Caterina.
    »Der Enkel vom Schuster, keine Ahnung, wie der heißt«, sagte Pina. »Wieso, interessiert er dich? Der?«
    Caterina hatte nicht geantwortet.
    Sie starrte den Jungen immer noch an, der schneller und schneller sein Tamburin schlug und tanzte.
    »Caterì, ein Schusterjunge, was willst du mit dem?«, hatte die Cousine geflüstert, die sich nur für Jungen mit gut gefülltem Portemonnaie interessierte.
    »Wenn man als Schuster zur Welt kommt, heißt das ja nicht, dass man auch als Schuster stirbt«, antwortete Caterina.
    Eine Stunde lang beobachtete sie, wie er die Tammorra schlug und wie ein Besessener tanzte.
    Und unter den blinkenden Lichterketten erschien er ihr wie der schönste Prinz.
     
    Lorenzo sah sie jeden Tag in der Schule. Manchmal auch im Kino. Und einmal hatte er sie sonntags im Park vor der Kirche Santu Vito getroffen, allein hatte sie auf einer Bank gesessen und gelesen. Wie eine Königin kam sie ihm vor, zu herrlich für ihn. Außerdem scharwenzelte Fellone um sie herum. Der hatte das Geld und das Auftreten, um Mädchen zum Träumen zu bringen.
    Er beschloss, sich Caterina aus dem Kopf zu schlagen. Es gab genug, woran er denken musste. Einen Monat lang hatte er Krankheiten vorgetäuscht, um sie nicht mal mehr zufällig zu treffen.
    Doch die Krankheit hatte sein Herz schon befallen. Da konnte er sich noch so sehr bemühen, in Gedanken war er bei dem Mädchen.
    Immer.
    Wäre da nur nicht die Schüchternheit, die Lorenzo verschlang.
    Seine Worte stolperten ins Leere, er konnte sich nicht ausdrücken. Doch genau wie sein Großvater, der

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