Das Spektakel des Schreckens - Labyrinth der Geheimnisse ; 4
wieso er die Stimme kannte. Vor ein paar Monaten hatte Herr Lunte ihn in ein großes Geheimnis eingeweiht. Ein Geheimnis, das Phils Welt auf den Kopf gestellt hatte.
„Du bist doch dieser Schlingel, der mich mit lauter Fragen gelöchert hat! Mir ist, als wäre es erst gestern gewesen. – Und, interessierst du dich immer noch so brennend für das Labyrinth?“
Phil, Jago und Kresse tauschten alarmierte Blicke.
„Willst du immer noch wissen, ob unter unserer Stadt ein riesiges Netz aus Geheimgängen existiert? Hm?“
„Ähm … äh … ja, schon …“, stammelte Phil.
Die Wahrheit war: Phil interessierte sich nicht mehr nur für das Labyrinth, es war sein zweites zu Hause geworden. Er hatte nämlich etwas Großartiges gefunden: eine Art Schlüssel, mit dem man fast alle Geheimtüren öffnen konnte.
„Was guckst du so schräg?“, fragte Herr Lunte. „Wusstest du eigentlich, dass sich das Labyrinth bis in die Brücke erstreckt?“
„Bis in die Brücke?“ , entfuhr es Kresse. „In diese Brücke hier? Da soll ein Geheimgang drin sein? Den haben wir ja noch gar nicht … Auua!“ Jago war ihr auf den Fuß getreten, damit sie nicht weitersprach.
„Wie kommen Sie darauf?“, fragte Phil. „Und was soll das für ein Gang sein?“
Herr Lunte lächelte dünn. „Man munkelt von einem verbotenen Korridor. Brandgefährlich. Nichts für kleine Kinder.“
„Jetzt fangen Sie nicht auch noch damit an!“, rief Jago empört.
Phil hingegen wurde hellhörig. „Wieso verboten?“, hakte er nach.
Herr Luntes Blick huschte unschlüssig hin und her.
„Ach, bestimmt will er nur angeben und es gibt hier gar kein Geheimnis“, raunte Kresse Jago zu. Gerade so laut, dass der Alte es auf jeden Fall hören musste. Ein uralter Trick.
Phil zweifelte, dass er funktionieren würde. Doch er schlug ein wie eine Bombe: Der Alte schnaubte lautstark und seine Narbe zuckte wie unter Stromstößen.
„Frechheit!“, schimpfte er los. „Natürlich gibt es ein Geheimnis – und was für eins! Ich werde es euch zeigen! Aber beschwert euch hinterher nicht, wenn ihr Albträume bekommt!“
Mit diesen Worten huschte er in eine dunkle Ecke. Es raschelte, und kurz darauf tauchte er mit einer Pergamentrolle wieder auf. Er breitete sie auf der Streckbank aus.
Phil, Jago und Kresse beugten sich erwartungsvoll darüber.
„Eine Karte von Witterstein!“, rief Phil.
„Aber da fehlt ja die Hälfte“, bemerkte Kresse.
Herr Lunte nickte. „Die Stadt reichte damals nur bis zum Fluss, der natürlichen Grenze gegen äußere Feinde. Es gab jedoch eine Schwachstelle …“ Sein knotiger Zeigefinger tippte auf eine Linie.
„Die Juliusbrücke“, sagte Phil.
„Exakt. Man hätte sie besonders gut verteidigen müssen. Aber die Grafen oben im Schloss haben ihre Taler lieber für üppige Festgelage verschleudert. Also musste jemand anders handeln. Und damit schlug die Stunde der …“
„… Löwenritter“, hauchte Phil. Die Löwenritter bildeten den Geheimbund, der das Labyrinth geschaffen hatte.
Schwer atmend fuhr Herr Lunte fort: „Es gibt Hinweise darauf, dass sie etwas im Inneren der Brücke versteckt haben. Am Ende des verbotenen Korridors. Sie nennen es: der Schrecken in den Schatten. Eine Geheimwaffe, die eine ganze Armee in die Flucht schlagen könnte! Und laut den Hinweisen ist diese Geheimwaffe sogar heute noch einsatzbereit.“
Phil erschauderte.
Jago dagegen starrte auf die Karte, als wollte er sie auffressen. „Was ist es?“, drängte er. „Nun spucken Sie’s schon aus!“
Herr Lunte wiegte unentschlossen den Kopf und strich sich durch den Bart. „Also gut. Es …“ Er stockte, denn von draußen näherten sich schwere Schritte.
Das Zelt wurde aufgezogen und ein breitschultriger Polizist marschierte herein.
„Das reicht!“, rief er barsch.
Herr Lunte und die drei Freunde fuhren zusammen.
Der Polizist baute sich vor dem Alten auf. „Vincent Lunte!“, sagte er in anklagendem Tonfall, „ist es wahr, dass Sie hier an Kindern die grausamsten Foltermethoden demonstrieren?“
„Josi, diese alte Petze!“, rief Kresse.
Herr Lunte schnappte empört nach Luft. „Das Mädel war doch selbst schuld. Ich habe ihm klipp und klar gesagt, dass es nicht so nah an die Instrumente drangehen darf.“
Der Polizist verschränkte die Arme vor der Brust. „Bevor wir weiterreden: Wo ist überhaupt Ihre Genehmigung?“
„Genehmigung?“ , fragte Herr Lunte verstört. „Aber ich hab doch in all den Jahren noch nie
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