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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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begehen, bereiteten ihn vor oder begannen ihn bereits auszuführen und starben, bevor sie den Selbstmord erfolgreich vollziehen konnten. Das scheint eine absurde Situation zu sein. Und trotzdem ist sie nicht unverständlich. Man kann sich vorstellen, wie der Entschluss zum Selbstmord, die Vorstellung, bald an der Grenze des Todes zu stehen, den ganzen Menschen aufwühlt und erschüttert. Abschiedsbriefe müssen geschrieben, letzte Verfügungen getroffen werden. Die Pistole wird geladen, der Strick am Balken befestigt, das Dach eines Hauses wird bestiegen, von dem man herabspringen will. Ein seelischer Ausnahmezustand ohnegleichen. »Und bevor Pistole und Strick und Schwerkraft töten, tötet die Seele den Körper. Sie tötet gnädig, meist durch den Herztod.
    In solchen Fällen spricht man vom psychogenen Tod, vom Tod, der seelisch bedingt ist. Der psychogene Tod, das ist ein Todesfall durch emotionale Belastung« (so der Rechtsmediziner W. Janssen), das ist das Extrembeispiel eines psychogenen Geschehens, welches zum Tode führt.

    Zurück zu dem eingangs erwähnten Autofahrer, der eines plötzlichen natürlichen Todes am Lenkrad starb. Er hatte zuvor eine Frau überfallen und ihr den Wagen geraubt. Und das mitten in einer belebten Großstadt. Er wusste, dass nach dem Wagen und nach ihm selber gefahndet wurde. Er hatte eine hohe Strafe zu erwarten. Er hatte wenig Chancen davonzukommen. Erregung, Angst, Aussichtslosigkeit könnten sein Herz so in Aufruhr versetzt haben, dass es der Belastung nicht mehr gewachsen war, denn das Herz ist ein »Spiegel der Angst« (W. Janssen). Das Ende des Raubüberfalls: psychogener Tod, der als Herz-Kreislauf-Versagen diagnostiziert wurde. Der psychogene Tod hat viele Aspekte, viele Erklärungsformen und viele Ursachen. Davon sollen einige Fälle berichten.

Verhängnisvolle Prophezeiung

    Thea war 16 Jahre alt, als sie plötzlich starb. Die Todesursache blieb unbekannt. So lautet die Überschrift des Berichts von Kriminalinspektor Konrad Müller.
    Thea, eine 16jährige Gymnasiastin, war ein gesundes Mädchen, das streng religiös erzogen worden war und sich in einer Jugendgruppe betätigte. Häufig traf man sich abends im Pfarrhaus zu gemeinsamen Veranstaltungen. So war es auch gestern abend gewesen. Keinem der Jugendlichen war ein ungewöhnliches Verhalten der 16jährigen aufgefallen. Am nächsten Morgen stand sie wie immer gegen sechs Uhr auf, um sich für den Schultag fertig zu machen. Nachdem sie das Bad verlassen hatte, kochte sie Kaffee und bereitete mit der Mutter das Frühstück vor, das die Familie gemeinsam einnahm. Man plauderte angeregt, Thea wirkte auch an diesem Morgen locker und heiter wie immer, nichts Auffälliges war an ihr zu bemerken.
    Doch auf einmal sprang sie auf. Sie sagte, ihr sei übel, sie müßte erbrechen. Sie lief in die Toilette. Man hörte, wie sie sich übergab. Dann war es still, aber plötzlich vernahm man einen dumpfen Fall. Danach herrschte unheimliche Stille.
    Als man die Toilettentür öffnete, fand man Thea bewusstlos auf dem Boden liegen. Ein Notarzt wurde gerufen. Er veranlaßte die Überführung ins Krankenhaus.
    Da die Erkrankung unmittelbar nach dem Frühstück ausgebrochen war, vermuteten die Klinikärzte eine Lebensmittelvergiftung. Eine Magenspülung sollte Gewissheit darüber bringen. Mageninhalt und Urin wurden chemischtoxikologisch untersucht. Das Ergebnis war negativ - kein Hinweis auf irgendeine Vergiftung. Auch in den folgenden Stunden zeigte sich kein Symptom, das auf irgendeine innere Erkrankung hinwies. Die Patientin verblieb in ihrer Ohnmacht. Die Ärzte waren ratlos, suchten weiter nach Ursachen für die rätselhafte Erkrankung. Thea starb in der folgenden Nacht. Da sie seit ihrem Zusammenbruch in der Toilette nicht wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte sie selbst nicht befragt werden und nichts aussagen können. Deshalb musste sich die Kriminalpolizei darauf beschränken, in der Familie Theas, bei ihren Bekannten und Mitschülern zu ermitteln. Nochmals wurde nun auch polizeilich die Möglichkeit einer Vergiftung überprüft. Doch es ergab sich keine Spur.
    Die Annahme, Thea könnte durch Einnahme von Gift Selbstmord begangen haben, schied aus. Auch die Einnahme von Rauschgift konnte ausgeschlossen werden. Nach Avissage der Klinikärzte war die Todesursache unbekannt. Man nahm eine endosomatische, also im Körperinneren liegende Ursache an. Aber selbst die Obduktion konnte nicht klären, welche Ursache das gewesen sein

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