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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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mich angefasst!«
    »Deine Waldmonster vielleicht?« Benjamin lachte.
    »Wir klettern einfach darüber«, bestimmte Chris. »Es kann nicht mehr weit sein.«
    »Ich dachte, du kennst den Weg nicht«, sagte David gereizt.
    »Still,« Debbie hob die Hand. »Hört ihr das?«
    Julia lauschte.
    Gedämpftes Gelächter drang in die Stille des Waldes. Fetzen von Musik.
    »Na also! Es gibt doch eine Party!« Debbie klang triumphierend. »Wir sind richtig! Irgendwo da vorne muss es sein!«
    Chris schaute sich um. »Seht mal, wenn wir da auf den alten Baumstumpf klettern, kommen wir locker über den Zaun.«
    Er lief zu der Stelle, kletterte geschickt auf den bemoosten Stumpf, zog sich an den grünen Maschen empor und schwang sich lässig über den Zaun.
    »Ist ganz einfach«, rief er den anderen zu. »Kommt schon!«
    Julia überlegte nicht lange. Sperrgebiet hin oder her – sie waren jetzt so weit gekommen, nun wollte sie auch wissen, was hinter dieser ganzen Sache steckte.
    Sie und Rose machten den Anfang. Sie hatten beide keine Probleme, das Hindernis zu überwinden, nur Debbie in ihrem engen Kleid stellte sich entsetzlich an, und selbst der immer hilfsbereite David schien mit seiner Geduld am Ende zu sein, als er sie endlich über den Zaun gehievt hatte.
    Als Letzter war Benjamin an der Reihe. Umständlich reichte er Chris seine Kamera. »Verdammt«, schrie er auf, als er nach den Maschen griff. »Ich glaube, das Teil ist elektrisch geladen. Ich habe einen Stromstoß bekommen.«
    »Das sind die Waldmonster gewesen«, sagten Rose und Julia wie aus einem Mund und konnten nicht aufhören zu lachen.

Kapitel 9
    Das Bootshaus lag in einer kleinen Bucht und machte einen baufälligen Eindruck. Es war offensichtlich, dass sich schon seit Jahren niemand mehr um seinen Erhalt kümmerte. Das Holzdach wie auch die Wände zeigten große Lücken. Grüne Farbe blätterte von der Hüttenwand ab, die teilweise mit wilden Graffiti besprüht war. Über der Eingangstür, deren Glasscheibe einen Sprung hatte, prangte in großen roten Buchstaben: We Are The Champions. Überall auf der Wiese lagen Chipstüten und leere Flaschen, mit Kerzenwachs verklebte Flaschen und alte Marmeladengläser herum. Kurz – über allem schwebte eine Art Verwahrlosung, die den Ort zu einem idealen Rückzugsort für die Studenten machte, die der Kontrolle des Colleges und dem stressigen Alltag entfliehen wollten.
    Obwohl alles nach Verfall roch, hatte jemand sich ziemlich viel Mühe mit der Party gegeben. Quer über die Veranda waren Leinen gespannt, an denen Lampions hingen. Hier hatte man auch die Tanzfläche eröffnet. Als Julia und die anderen eintrafen, tummelten sich dort bereits dicht gedrängt die Studenten.
    »Wow! Mein Lieblingssong!« Debbie grölte sofort den Text mit.
    Come join the party, yeah
    Coz everybody just won’t do.
    »He, lass uns tanzen!« Sie zog Benjamin mit sich, der Rose einen Hilfe suchenden Blick zuwarf.
    »Tanzt du auch?«, fragte Rose und sah sich um.
    »Jetzt nicht«, erwiderte Julia unentschlossen.
    »Hey, schau mal, da vorne sitzt Robert«, sagte David und deutete auf das Seeufer, wo Julia einen Holzsteg entdeckte, der weit in den Lake Mirror hineinreichte.
    Ungläubig sah Julia zu ihrem Bruder hinüber. Nie im Leben hatte sie damit gerechnet, dass er tatsächlich auf der Party auftauchen würde. Noch dazu hatte er ohne zu zögern das Sperrgebiet betreten. Weiß der Himmel, wie er mit Ike über den Zaun gekommen war. Aber vermutlich kannte sich der Hund hier besser aus als sie alle zusammen.
    Robert saß nicht wie üblich über ein Buch gebeugt und kritzelte auch nicht leere Blätter voll – nein, er hockte einfach da und seine rechte Hand lag auf Ikes Fell, während der Hund dicht an ihn gelehnt ruhig dalag.
    Julia überlegte, ob sie kurz zu ihm gehen sollte. Aber andererseits – sie waren ja keine siamesischen Zwillinge. Außerdem sah es aus, als ob Robert ganz gut alleine klarkam. Julia wandte sich zu den wild Tanzenden auf der Veranda um. Nach dieser seltsamen Wanderung durch den Wald war sie froh, unter Menschen zu sein. Und es waren viele Menschen auf dieser Party. Mindestens siebzig bis achtzig Studenten. Die meisten aus dem Freshmen-Jahrgang, die anderen aus den älteren Semestern. Julia fiel auf, dass die Freshmen sich in diesen ersten Tagen zu Cliquen zusammengetan hatten, die in etwa der Apartment-Zusammenstellung entsprachen. Und Julia konnte es verstehen, ihr ging es ja ganz ähnlich. Am besten kannte sie die Mädchen

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