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Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisi Harrison
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sich an diesen Raum gewöhnen. Er ist friedvoll, beruhigend und die Sofas sind samtig weich. Die Riesensammlung an Erstausgaben belebt meine Seele und die gedämpfte Beleuchtung wirkt entspannend.
    Gegenüber von mir sitzt Jagger, der Waisenjunge. Er schreibt und lacht leise vor sich hin. Ist er vielleicht ein bisschen verrückt? Schwer zu sagen. Also, ich wäre es, wenn man meine Eltern bis in alle Ewigkeit weggesperrt hätte.
    Ihh. Seine schmutzigen Turnschuhe liegen auf dem Polster. Der arme Junge hat niemanden, der ihm beibringt, dass Schuhe auf den Boden gehören und nicht auf die Möbel.
    Er ist so dünn.
    Ihm fallen die Augen zu. Ständig nur durch die Straßen zu wandern, muss ihn total erschöpft haben. Wieso tut die Regierung nicht irgendwas für ihn? Wenn ich nicht schon für die haitianischen Waisenkinder verantwortlich wäre, würde ich ihn unter meine Fittiche nehmen. Aber…Veritas? Für meinen Notendurchschnitt würde das nichts bringen.
    Um wahre innere Kraft zu entwickeln, darfst Du Dich niemandem unterlegen fühlen, musst immun gegen Kritik und vollkommen furchtlos sein.
    Deepak Chopra
    19   Die Polizistin in Unforgettable kann sich an jedes Detail aus ihrer Vergangenheit erinnern. Fragt man sie nach irgendeinem Datum von vor 20 Jahren, weiß sie genau, was sie an diesem Tag angehabt, gegessen und gemacht hat. Anfangs fand ich diese Fähigkeit total beneidenswert. Aber dann wurde mir klar, dass ich mich an jeden Familienstreit aller Zeiten erinnern würde. Und dann wäre der Juckreiz noch schlimmer als jetzt schon.
    20   Kann es kaum noch erwarten.
    21   Heute um 13.14 Uhr waren alle Dankbänder verkauft.
    22   Lernen geht nun mal vor.
    23   Weil sie es wollen.
    24   Ich liebe diese Formulierung. Grmpf. Wieso gibt es für dieses Tagebuch keine Zensuren?

JAGGER
    Ich habe gehofft, Audri in der Cafeteria zu sehen, aber sie war nicht da. Schon den zweiten Tag in Folge.
    Hat es sie abgeschreckt, dass ich sie auf dem Fahrrad mitgenommen habe?
    Etwas an ihrem Gesicht (Die blaue Brille? Das schräge Lächeln? Die Sommersprosse unter dem rechten Auge?) hat mich aufgefordert: »Los, Jagger, erzähl mir alles. Du kannst mir die ungekürzte Version deines Lebens anvertrauen. Zu mir war das Leben auch nicht immer fair. Ich werde nicht weglaufen. Ich werde niemals weglaufen.«
    Und doch hätte ich es besser wissen sollen.
    Ich hätte den Teil mit Pat weglassen sollen, dem ehemaligen Navy-Seal, der für seine Gewalttätigkeit bekannt ist und mich verfolgt, weil er meint, wir hätten noch eine Rechnung offen.
    Zumindest bis sie mich besser kennt.
    Aber sie wirkte so interessiert und es war schön, mal mit jemandem reden zu können.
    Zu viele Leute wissen, was mit mir los ist.
    Tüten mit Klamotten tauchen an meinem Schließfach auf. Ich sitze in der Cafeteria nie allein. Sogar die 3Ms sagen Hallo, wenn wir uns auf dem Gang begegnen. Pat weiß das auch. Das fühle ich.
    Büsche rascheln, wenn ich vorbeigehe. Tarnklamotten huschen durch mein Blickfeld, wenn ich an belebten Orten bin. Wenn ich einschlafe, fangen die Tiere in Randys Zooladen an, in ihren Käfigen herumzutoben.
    Als ich Carla und Ed das letzte Mal im Gefängnis besucht habe, haben sie mich angefleht, ich sollte mich von anderen Leuten fernhalten. Sie haben es mich schwören lassen.
    Pat will Rache. Dafür, dass meine Eltern Pat Junior diese Lektion über das Quälen anderer erteilt haben. Und mich zu verletzen, ist die beste Art, es meinen Eltern heimzuzahlen.
    Ich hätte mein Versprechen halten sollen.
    Ich hätte mein Versprechen wirklich halten sollen.
    Ich hätte Audri küssen sollen, statt ihr alles zu erzählen.
    Diese hochnäsige Vanessa sitzt auf der Couch mir gegenüber. Auch sie schreibt in ihr Tagebuch, schaut aber immer wieder zu mir rüber. Dabei kratzt sie sich wie verrückt am Arm. Wahrscheinlich hat sie irgendeine ansteckende Krankheit.
    Wenn ich mich bei ihr anstecke, werde ich Audri niemals zurückgewinnen.
    Mann, die hört ja gar nicht mehr auf zu kratzen.
    Ich stelle mir vor, wie sie das Bein hebt und sich damit hinter dem Ohr kratzt, wie Noodles, als er Flöhe hatte.
    Bei dieser Vorstellung muss ich lachen.
    Oh-oh, sie hat mich gerade angelächelt.
    Was, wenn sie rüberkommen und reden will? Was, wenn sie mich einlädt auf ihre verseuchte, ansteckende Couch? Sie darf auf keinen Fall den Eindruck haben, ich wäre offen für so was.
    Lieber stelle ich mich schlafend.

DUFFY
    Gefühl = Jemand will nicht, dass ich in die

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