Das Spiel beginnt
Schulmannschaft komme.
Seit unsere Putzfrau Rosie gegangen ist, verschwinden all meine Glücksbringer. Erst meine Nike- Air-Max- Schuhe, dann mein Basketball und jetzt auch noch meine rot-weiß gestreiften Schweißbänder.
Ich habe das ganze Haus abgesucht, aber nichts von meinen Sachen gefunden. Daran ist wahrscheinlich die Unordnung schuld, die bei uns herrscht. Mom sagt zwar immer, sie würde »aufräumen«, aber dafür hat sie überhaupt keine Zeit. Und genau deswegen verstehe ich nicht, wieso sie Rosie entlassen hat. Es sei denn, sie haben sie dabei erwischt, wie sie meinen Kram geklaut hat. Aber wieso sollte Rosie meine Schweißbänder nehmen? Als sie mich letztens damit gesehen hat, hat sie sich die Nase zugehalten.
Ich habe sie gefunden! Sie waren im Wäschekorb und wären beinahe in der Waschmaschine gelandet. So was hätte Rosie nie getan. Sie wusste, dass sie den Siegerschweiß von zwei Jahren enthalten. Waschpulver hätte ihre Magie vernichtet. Und ohne meine Nikes und meinen Ball sind sie jetzt die einzigen Glücksbringer, die ich noch habe. Ich war so froh, sie gefunden zu haben, dass ich sie mir fest an die Wange gedrückt habe. Sie riechen nach Käsechips und Siegen.
Gefühl = Ich bin wieder im Spiel.
Ich rief Mom an und ließ sie schwören, meine Schweißbänder nie, nie, niemals zu waschen. Ich rechnete mit dem üblichen Vortrag, dass man sein Glück selbst in die Hand nehmen muss und dass Aberglauben nur etwas für Leute war, die kein Selbstbewusstsein haben.
Doch alles, was sie sagte, war: Soll mir recht sein, Andrew.
Dann legte sie auf.
Und jetzt stehe ich draußen im Regen und verstecke mich hinter der Hollywoodschaukel, bis Coops endlich kommt und mich abholt. Coops ist nie pünktlich. Ich würde lieber drinnen warten, aber Bubbie Libby flucht die ganze Zeit auf den Coach, weil er das Probetraining auf 18 Uhr am Freitag gelegt hat und ich deswegen das Sabbat-Essen verpasse. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass das die einzige Zeit war, in der die Halle noch frei ist, aber sie will ihm trotzdem einen Beschwerdebrief schreiben. Als sie nach dem Namen des Coachs fragte, habe ich behauptet, meine Mitfahrgelegenheit wäre da, und bin geflüchtet.
Es ist ziemlich schwierig, in der Hocke zu schreiben, aber Ms Silver sagt, dass Schreiben die Nerven beruhigt, also versuche ich es. Es ist nicht so, als hätte ich keine Chance, es ins Team zu schaffen. Zumindest ins Jahrgangsteam. Aber ich will in die Schulmannschaft. Dann kann ich zu Auswärtsspielen reisen und
Bin wieder da. Bin gerannt. Habe Körbe geworfen. Und Pässe. Und perfekt gedribbelt. Coach Bammer sagt, dass ich gut gespielt habe. Ich habe mir zumindest keine groben Schnitzer geleistet. Das sagt auch Coops.
Das ist gut. Jetzt kann ich nur noch warten. Ich hasse warten.
Gefühl = LeBron muss nie warten.
Lily
Samstag, 15. September 2012
Die Homies (Blake, Hamilton, Legend, Wendi, Maple, Sylvie und ich) wollten eigentlich Das Labyrinth der Wörter im Programmkino sehen, aber ich musste absagen, weil ich am Montag meinen Aufsatz in Britischer Literatur abgeben muss und bisher erst zwei Absätze habe. Nicht, weil es schwierig wäre. Nichts an der Noble ist schwierig. Mom hat den Lehrplan der Neunten benutzt, als ich in der Siebten war, also mache ich alles mit links. Es ist mein Laptop, der nicht mithalten kann.
Ich drücke nach jedem Satz auf »Speichern«, weil das Laufwerk alt und vergesslich ist. Aber jedes Mal, wenn ich auf »Speichern« drücke, erscheint dieser kleine sich drehende Kreis. Und dann hängt sich das Laufwerk auf. So kann ich gleichzeitig Tagebuch schreiben und einen Aufsatz über Große Erwartungen. Ich schreibe immer, während der Laptop neu startet.
Neustart erfolgt.
Zurück zum Aufsatz.
Der Laptop hängt schon wieder.
Ich spare schon seit 2008 auf einen neuen. Ich habe 1 018 Dollar zu meiner Bat-Mizwa bekommen. Meine Eltern haben mich gezwungen, die Hälfte davon für einen guten Zweck zu spenden (509 Dollar) und weitere 250 in Israel-Anleihen zu investieren. Damit blieben mir noch 259 Dollar. Berechnet man jetzt noch die Inflationsrate, sind es eher 237,62. Pfandflaschen zu sammeln, wäre entschieden lukrativer.
Ich bekomme 25 Dollar für jede Eins (auch hier wären die Pflandflaschen leichter verdientes Geld) und muss davon nur jeweils 5 Dollar für einen guten Zweck spenden, was hilft. Und jetzt, zwei Jahre später, trennen mich nur noch 150 Dollar von meinem neuen Computer.
Meine Eltern
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