Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisi Harrison
Vom Netzwerk:
sogar fast an ihm erstickt. Aber sie ist trotzdem zu jeder Probe erschienen. Und das werde ich auch tun.
    Gestern haben Audri und ich stundenlang in der blauen Rakete gesessen. Das ist dieses Metallraumschiff auf dem Spielplatz unseres Wohngebiets. Wir gehen immer dorthin, um tiefschürfende Unterhaltungen zu führen. Meistens um die Abendbrotzeit, wenn die Kids nach Hause gehen. Die folgende Unterhaltung war bisher unsere tiefschürfendste:
    FLASHBACK.
    Ich liebe diesen Tag. (Ich)
    Wieso?
    Weil du nicht bei deinem Dad bist.
    Aha.
    Gehst du gern hin?
    Nur, weil ich ihn vermisse.
    Hast du je rausgefunden, wieso sie sich getrennt haben?
    Audri zerrte so heftig an dem rosa Schnürsenkel ihres Turnschuhs, dass er riss.
    Glaubst du, sie lieben sich noch? (Ich)
    Keine Ahnung.
    Vielleicht sollten wir ein Musical aufführen und Spenden sammeln. Und von dem Geld schenken wir ihnen eine Reise nach Paris.
    Was soll das bringen? (Audri)
    Damit sie sich wieder neu verlieben.
    Das ist mein Leben, Sher, kein romantisches Drama.
    Was soll das heißen?
    Nur –
    Was?
    Nichts. (Audri)
    Sag schon.
    Von mir aus. Es bedeutet, dass bei dir immer alles so…
    Was?
    …so dramatisch sein muss!
    »Dramatisch« hallte durchs Raumschiff. Jedes dieser Echos traf mich wie eine Ohrfeige. Nicht, weil ich es als etwas Schlechtes empfand, dramatisch zu sein. Sondern, weil sie es so empfand.
    Was ist schlimm daran, dramatisch zu sein? (Ich)
    Nichts. Es ist nur alles, wovon du redest.
    Ach?
    Manchmal würde ich gern über andere Dinge sprechen als nur über Schauspielerei.
    Was denn? Tennis vielleicht?
    Sie zuckte mit den Achseln. Was spricht gegen Tennis?
    Nichts. Ich wusste nur nicht, dass du so verrückt danach bist.
    Ich bin nicht verrückt danach. (Audri, die mit den Händen Anführungszeichen in die Luft macht) Aber ich mag es. Und ich bin gut darin.
    Magst du es mehr als die Schauspielerei?
    Nein…weiß nicht…es ist einfach mal was anderes.
    Anders, so wie Octavia, das Mädchen, das mein Vorsingen verflucht hat?
    Sie starrte auf die Baumwipfel am Rand des Spielplatzes.
    Oder anders wie knallenge Jeans und Jagger und alles andere, auf das du plötzlich stehst?
    Sie antwortete nicht. Auch ich verstummte, denn wenn ich noch etwas gesagt hätte, hätte ich losgeheult. Also saß ich einfach nur da und fuhr mit der Fingerspitze über eine Gussnaht. Das Rascheln der Blätter klang so, wie sich meine Einsamkeit anfühlte.
    Hat das alles mit der Scheidung deiner Eltern zu tun? (Ich, nach einer ganzen Weile)
    Was alles?
    Gib's zu, Audri. Du bist in letzter Zeit komisch.
    Komisch, weil ich einen Sport mag und einen Jungen und jemand anderen als dich? Das ist nicht komisch, Sher. Das ist normal.
    Nicht für uns.
    (Noch mehr Schweigen.)
    Die meisten Leute haben mehr als einen Freund oder ein Hobby.
    Und?
    Und das Einzige, wovon du mehr als eines hast, sind Persönlichkeiten.
    Es sind keine Persönlichkeiten. Es sind Charaktere. Und ich dachte, du magst sie.
    Das tue ich. Ich liebe sie. Aber es reicht nicht.
    Ich kann noch mehr Rollen spielen.
    Audri lächelte.
    Sher, du bist meine beste Freundin. Ich will nicht, dass sich das ändert.
    Wieso machst du das dann alles?
    Ich brauche Abwechslung. Ich will Teil eines Ensembles sein und nicht mehr in einem Zweipersonenstück spielen. Manchmal kann ich die Schauspielerei, die Kostüme und das alles nicht mehr ertragen. Das geht nicht gegen dich.
    Ich hatte immer den Verdacht, dass Audri mehr wollte. Aus diesem Grund habe ich mich immer bemüht, ihr das zu geben. Ich wusste nur nie, dass »mehr« bedeutete, dass sie mehr als mich wollte.
    Alles okay?
    Mein Magen rumorte. Klar.
    Vor dieser »Unterhaltung« fürchtete ich mich seit Jahren. Nicht, weil ich keine anderen Freundinnen hätte. Die habe ich. Und ich weiß, dass meine Eltern mich lieben, auch wenn H&M mehr Aufmerksamkeit bekommen. Aber Audri war meins . Ich brauchte sie mit niemandem zu teilen…jedenfalls dachte ich das immer. Meins…meins…meins.
    Vielleicht war ich Octavia ähnlicher, als ich dachte.
    Und was soll ich jetzt machen? (Ich, den Tränen nahe)
    Nichts. Das ist es ja gerade. Mach gar nichts. Du bist du und lass mich ich sein.
    Was genau soll das bedeuten?
    Es soll bedeuten, dass du mich nicht mehr fragst, wieso ich Freude am Tennis habe. Und dass du aufhörst, ständig mit Octavia zu streiten. Und sieh mich nicht immer an, als wäre ich der nächste Star in Teenie-Mütter, nur weil ich enge Jeans mag, und verdreh nicht dauernd die Augen,

Weitere Kostenlose Bücher