Das Spiel beginnt
von allen Seiten. Sie waren so einfach – und das genaue Gegenteil von all dem, was meine Mutter mir beigebracht hatte –, also musste es funktionieren.
»Das kann ich machen«, sagte ich. »Alles mit Ausnahme von Punkt fünf. Meine Eltern stellen sich mit Geld unheimlich an.«
»Nimm es doch aus deiner Computerkasse, von der du immer redest«, sagte Vanessa. »Kauf dir ein paar vielseitig kombinierbare Teile, und das war’s.«
Sie hatte recht. Ein paar Einsen und ich hätte meine Ersparnisse wieder aufgefüllt.
Leider bekam ich in der Geschichtsarbeit eine Eins minus und Vanessa eine Zwei. Aber wir gingen trotzdem wieder ins Einkaufszentrum, auch diesmal mit Blake, was sie wieder aufheiterte. Trike entschuldigte sich sogar für sein unfreundliches Verhalten am Sonntag. Er fragte nach unseren Adressen, um uns ein paar Freunde-und-Familie-Gutscheine zuschicken zu können, und fing dann an, verschiedene Outfits für mich aus den Regalen zu ziehen.
Blake und Vanessa warteten vor der Kabine, während ich alles anprobierte. Jedes Mal, wenn ich rauskam, machte Vanessa mir ein Kompliment über meine Figur und sagte, dass sie nie gedacht hätte, dass ich so schlank bin. Blake stimmte ihr zu.
Ich bezahlte 267,72 Dollar für zwei hautenge Jeans und ein mintgrünes Tanktop aus dem Ausverkaufsregal.
»Solange du in Kauflaune bist –«, begann Blake.
»Was?«
Er tat so, als würde er sich die Haare kämmen. Mit der Ausgabe für den Friseur hatte ich nicht gerechnet, aber es lohnte sich. Insgesamt habe ich 298,49 Dollar ausgegeben und sehe jetzt aus, als wäre es eine Million gewesen. Ist das nicht eine gute Investition?
Wir sind gerade in Tante Lauras Einfahrt gebogen. Ich habe meine neuen Sachen nicht an. Mom würde mich sofort von der Schule nehmen, wenn sie erführe, dass ich meine Ersparnisse für Klamotten verschwendet habe. Sie würde mich auch von der Schule nehmen, wenn sie von der Eins minus wüsste.
Aber das alles ist so 5772. Also Vergangenheit.
Shalom.
JAGGER
27. Sept.
Ich habe mich für den Debattierklub eingetragen.
Fällt euer Urteil. Ihr wärt nicht die Ersten.
Ich bin ein dürrer Typ mit zottigen Haaren. Ich lebe am Rand der Gesellschaft. Ich kleide mich nicht, um damit anzugeben, sondern nur, um nicht verhaftet zu werden. Typen wie ich sind normalerweise Künstler oder Rockstars. Poeten oder Demonstranten. Keine Mitglieder des Debattierklubs. Denn Debatten sind Streit mit Regeln. Und Jagger hat mit Regeln nichts am Hut.
Aber ein Stipendium wäre nicht schlecht.
Colleges verteilen sie nicht an Kids, die in der Garage Gitarre spielen. Abgesehen davon, dass es im Zooladen keine Garage gibt. Nur ein winziges Lager, in dem Randy die Insekten und Nager hält, die ich an größere Insekten und Nager verfüttere.
Kunst ist etwas für reiche Kids, die es sich leisten können, Risiken einzugehen.
Typen wie ich müssen sich entscheiden.
Futter für die Seele oder für den Magen?
Debattiert das . Heute war das Thema die Todesstrafe.
Wir wollten gerade unsere Standpunkte auswählen, als Vanessa Riley hereinkam. Sie muss sich nachträglich eingetragen haben. Die meisten Jungs tauschten Blicke, weil sie hübsch ist. Sie können sie haben. Ich steh nicht so auf Glamour. Mr Cannon hieß sie willkommen und fragte, ob sie gleich einsteigen wolle.
Sie überraschte uns alle und sagte, klar, ich vertrete die Pro-Seite.
Mr Cannon brauchte nun noch jemanden, der die Gegenseite vertrat.
Mit einem Mädchen wie Vanessa wollten die Jungs ausgehen, nicht debattieren.
Lieber esse ich Hundekekse zu Weihnachten, als im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Aber das hier war mehr als nur irgendein Thema. Es war die Geschichte meines Lebens – eine Geschichte, die mit dem Tod meiner Eltern enden würde.
Ich ging aufs Podium. Stühle knarrten. Gespannt warteten die anderen auf unseren Schlagabtausch. Die Schöne und das Biest.
Die Schöne erwies sich als würdige Gegnerin.
Ihre Argumente für die Todesstrafe:
– Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung.
– Wirkt abschreckend.
– Kostet den Steuerzahler weniger als eine lebenslange Haftstrafe.
– Verschafft dem Opfer Gerechtigkeit.
– Verhindert, dass der Täter jemals wieder freikommt.
Meine Argumente gegen die Todesstrafe:
– Kriminelle denken nicht an die Strafe, wenn sie Verbrechen begehen, also wirkt sie nicht abschreckend.
– Gibt der Regierung das Recht, über menschliches Leben zu verfügen, was nicht richtig ist.
– Ist
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