Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
für einen anderen Tag aufzuheben.
    »Ich nehme an, du hast ein Recht, zu lächeln«, sagte Serena kühl, als sie die Tür hinter sich zufallen ließ. »Du bist in einer echten Gewinnphase.«
    Justin nahm ihre Hand und küsste ihr mit unerwarteter Höflichkeit die Finger. »Und ich habe vor, möglichst lange darin zu bleiben. Du bist wirklich hübsch, Serena.«
    Verwirrt sah sie ihn an. »Wenn ich wütend bin«, sagte sie und versuchte, sich nicht geschmeichelt zu fühlen.
    Er drehte ihre Hand um und küsste sie. »Wirklich hübsch.«
    »Bring mich nicht mit angeblicher Freundlichkeit durcheinander.« Unwillkürlich schob sie die Finger zwischen seine. »An dir ist nichts freundlich.«
    »Nein«, stimmte er zu. »Lass uns hinausgehen. Ich könnte mir vorstellen, dass du frische Luft brauchst.«
    »Ich war mit einem Spaziergang einverstanden.« Nebeneinander gingen sie nach oben. »Mit mehr nicht.«
    »Hmm. Und wir haben fast Vollmond. Wie war’s heute Abend?«
    »Im Casino?« Als er die Tür öffnete, wehte der Wind herein, herrlich warm und rein. »Besser als sonst. Seit dem Frühjahr machen wir Verlust.«
    »Zu viele Spielautomaten. Das schluckt den Profit.« Er legte den Arm um ihre Taille. Serena sah zu ihm hoch. »Ihr würdet an den Tischen mehr verdienen, wenn einige eurer Geber aufmerksamer wären.«
    »Es ist schwer, aufmerksam zu bleiben, wenn man für einen Hungerlohn sechzig Stunden in der Woche arbeiten muss«, sagte sie. »Außerdem ist die Fluktuation hoch. Die meisten durchlaufen eine höchstens sechswöchige Ausbildung, arbeiten sich vom Kassierer zum Croupier hoch, und viele bleiben höchstens einige Fahrten, weil sie bald merken, dass die Arbeit nichts mit bezahltem Urlaub auf See zu tun hat.« Ohne es zu merken, legte sie den Arm um ihn, als er sich ihrem Schritt anpasste. »Das hier mag ich am liebsten.«
    »Was?«
    »Diese Zeit. Spätabends, wenn das Schiff ruhig ist. Man hört nur die See. Wenn meine Kabine ein Bullauge hätte, würde ich es die ganze Nacht offen lassen.«
    »Kein Bullauge?« Sein Hand glitt an ihrem Rücken auf und ab.
    »Nur Passagiere und Offiziere haben Außenkabinen.« Sie bog sich seiner Hand entgegen und seufzte, als er die müden Muskeln massierte. »Trotzdem würde ich das letzte Jahr gegen nichts eintauschen. Es ist, als hätte ich eine zweite Familie gefunden.«
    »Deine Familie ist dir wichtig?«, fragte er und dachte an Daniel.
    »Natürlich.« Weil sie die Frage eigenartig fand, legte sie den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. Als er seinen neigte, streiften ihre Lippen fast seine Wange. »Tu so etwas nicht«, murmelte sie.
    »Was?« Das Wort wurde sanft und leise dicht an ihren Lippen geflüstert.
    »Du weißt ganz genau, was.« Sie ließ den Arm sinken, löste sich von ihm und ging an die Reling. »Meine Familie«, sagte sie, bevor sie sich umdrehte und einen Arm auf das polierte Holz legte, »war immer das Wichtigste in meinem Leben. Die Loyalität ist manchmal unbequem, aber wir alle brauchen sie. Was ist mit dir?«
    Sie sah absolut hinreißend aus, die weichen Kurven verborgen und doch betont durch den eher männlichen Smoking, das zuvor so sorgfältig gestylte Haar vom Wind durcheinandergebracht, das Gesicht vom Mondschein in marmornen Schimmer getaucht.
    »Meine Familie …« Er stellte sich vor sie. »Ich habe eine Schwester. Diana. Sie ist zehn Jahre jünger. Wir waren uns nie sehr nah.«
    »Deine Eltern?«
    »Starben, als ich sechzehn war. Diana zog zu einer Tante. Ich glaube, seit zwanzig Jahren habe ich sie praktisch nicht mehr gesehen.«
    Serenas spontanes Mitgefühl wurde sofort unterdrückt. »Das ist ja entsetzlich!«
    »Meiner Tante hat mein Beruf nie gefallen«, erwiderte er trocken. Obwohl sie nichts gegen das Geld hat, das ich ihr für Diana schicke, dachte er und tastete nach den Knöpfen an Serenas Jacke. »Es war für Diana leichter, sich nicht einzumischen.«
    »Welches Recht hat deine Tante, ein Urteil über deinen Beruf zu fällen?«, fragte Serena, viel zu wütend, um zu merken, wie er ihre Jacke aufknöpfte. »Sie ist deine Schwester.«
    »Meine Tante glaubt fest daran, dass Glücksspiel das Werk des Teufels ist. Sie ist eine Grandeau, von der französischen Seite der Familie.«
    Serena schüttelte den Kopf über seine Logik. »Und was bist du?«
    »Blade.« Sein Blick bohrte sich in ihre Augen. »Komantsche.«
    Sein Gesicht war nah, viel näher, als ihr bewusst gewesen war. Obwohl sie fühlte, wie der Wind den dünnen Stoff ihres

Weitere Kostenlose Bücher