Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
ein Fenster und blickte hinaus.
Die Straße war bereits voller Menschen. Sie standen in Trauben auf den Gehsteigen, auf den Vorbauten und der Straße.
Alle wussten von dem bevorstehenden Duell um zwölf Uhr.
Cedric sah einen schwarzweiß gefiederten Vogel, der über die Straße flatterte und nach Pferdeäpfeln suchte. Von Edwards Eating House zog der Duft nach gebratenen Steaks herüber.
Er drehte sich um und nahm wieder an dem Tisch Platz. Eine Kanne frischer Kaffee dampfte vor ihm. Er schenkte sich etwas in eine Blechtasse.
„Ryan“, sprach er leise und blickte dem neben ihm sitzenden Mann in die Augen, „wenn das Duell vorbei ist, dann geh zu Bill. Ich habe beim Marshall etwas für dich hinterlegt. Es ist ein Geschenk, bitte verwende es wohlüberlegt. Hol dir Rat von Bill.“
„Ryan holt lieber Rat von Freund Cedric.“
„Das ist lieb von dir. Wenn ich aber nicht mehr da bin, dann wendest du dich an Bill, ja?“
„Freund Cedric immer da sein. Freunde sich nicht verlassen!“
„Ja, ich weiß, aber manchmal geht es nicht anders. Egal was kommt, du wirst es schaffen, Ryan. Du bist ein feiner Kerl, ich bin stolz und glücklich darüber, dein Freund zu sein.“
„Ryan auch glücklich mit Freund Cedric.“
Bim-Bim! Bim-Bim!
Aus der Ferne läutete eine Glocke dünn und hell. Es kam von der Kirche am Friedhof auf der Ebene.
Plötzlich schoss ein Brocken in seinen Hals, raste hinab und sauste in seinen Bauch.
Oh Gott! Luft, Luft!
Seine Hände verkrampften sich um die Blechtasse. Er betrachtete seine Finger und erkannte etwas Schmutz unter den Fingernägeln.
Dann trank er von dem Kaffee. Mit jedem Schluck ging es ihm wieder besser. Er überprüfte seine beiden Colts, kontrollierte, dass die Trommeln gefüllt waren.
Bim-Bim! Bim-Bim!
Er stand auf und schritt durch den Saloon. Es herrschte völlige Stille, man hätte eine Nadel fallen hören. Cedric öffnete die Schwingtür und trat auf den Vorbau.
Die Menschen draußen starrten ihn an.
Da sah er ihn kommen!
Er kam stolz auf einem schwarzen Hengst herangeritten.
Chimay wirkte wie der Herrscher über die Stadt. Seine langen Haare wehten nach hinten. Er trug komplett schwarze Kleidung, sogar das Revolverholster war schwarz. Die Griffe der beiden Colts jedoch schimmerten weiß.
Er kam wie ein Panther herangeritten, angriffsbereit und tapfer.
Vor dem Store hielt er an, stieg von seinem Pferd und band es an. Nun drehte er sich um und lächelte zu Cedric, der an der Wand des Saloons lehnte.
Dann setzte sich Chimay in Bewegung.
Unter seinen Stiefeln puffte der Staub hoch. Er schritt aufrecht bis zur Mitte der Straße und ließ seine kräftigen Arme hängen. Die Hände schwebten neben den beiden Revolverkolben und sahen wie Geierkrallen aus.
Plötzlich wurde es hell.
Alles leuchtete und glänzte, als würde ein Ufo aus dem All landen. Cedric kniff kurz und schützend die Augen zusammen.
Als er sie wieder öffnete, sah er auf dem Balkonvorbau des Stores den Árbitro sitzen. Der Pharao saß lässig in einem goldenen Stuhl und blickte hoheitsvoll auf die Straße. Seine Augen waren stark geschminkt. Diesmal trug er in seiner Hand eine Geißel.
Die Zuschauer auf der Straße schienen ihn nicht zu bemerken. Keiner blickte nach oben, niemand war über sein Erscheinen erschrocken.
Cedric stieß sich von der Holzwand ab. Er ging los, langsam und seltsam schleichend. Sein Puls beschleunigte sich, er spürte den kalten Schweiß über seinen Rücken laufen.
Dann erreichte er die Mitte der Straße und stand regungslos in der heißen Sonne.
Bim-Bim! Bim-Bim!
Wieder läutete die Glocke der kleinen Kirche.
Es war zwölf Uhr mittags.
High Noon!
Noch trennten sie etwa fünfzig bis sechzig Schritte.
Wie auf ein unsichtbares Kommando gingen sie langsam aufeinander zu.
Cedric war allein.
Chimay war allein.
Emily würde zusehen!
Sie war zwischenzeitlich aus dem Eating House getreten, stand auf dem Vorbau und hielt die Hand vor ihren Mund. Neben ihr stand Mrs. Edward und legte ihren Arm um das Mädchen.
Die beiden Duellanten wechselten keine Worte mehr, sahen sich nur an. Beide wussten, dass der Kampf nicht länger aufgeschoben werden konnte.
Cedric kam es vor, als würde er jeden einzelnen Schritt sehr bewusst erleben. Er überlegte, wie schön es war, am Leben zu sein, zu atmen und sich zu bewegen, zu denken und zu fühlen.
Die Welt konnte herrlich sein.
Und dann war da Emily. Vor allem Emily! Er spürte ihre Anwesenheit, konnte ihren
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