Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
hinein in das silbrige Glühen - um auf der anderen Seite auf einer Lichtung neben einem dahinplätschernden Bach herauszukommen. Und nahe am Ufer kniete sein Bruder. Genauso, wie er sich an ihn erinnerte. Überall auf dem Boden standen Hunderte von Wachsfiguren. Lächelnde Gesichter, ein ganzes Dorf, vielleicht sogar eine ganze Stadt.
Schnabel ging zu seinem Bruder.
Der zu scheu war, um aufzublicken, als er sagte: »Die habe ich alle für ihn gemacht.«
»Sie sind wunderschön«, sagte Schnabel, und er stellte fest, dass ihm Tränen über die Wangen liefen, was ihn verlegen machte, und daher wischte er sie weg. Und fragte: »Darf ich mit dir spielen?«
Sein Bruder zögerte, ließ den Blick über all die Wachsfiguren schweifen, und nickte dann. »Na gut.«
Und daher kniete sich Schnabel neben seinen Bruder.
Während auf der anderen Seite des Tores der Vermummte, der Gott des Todes, stand. Reglos.
Und wartete.
Eine dritte Armee erhob sich vom Meeresgrund, um die anderen zu besiegen. Eine Armee aus Schlamm, gegen die man sich nicht mit einem Schild verteidigen konnte, die man nicht mit einem Schwert in Stücke hauen konnte. Die kostbaren Inseln aus Zeltplanen waren inzwischen ein wirres Durcheinander, auf dem man leicht ins Stolpern geraten konnte, da der Stoff sich eng um die Beine wickelte oder gänzlich unter einer dicken Schlammschicht verschwunden war. Und voller Verzweiflung, Wut und Entsetzen ineinander verbissen kämpften mit grauem Schlamm verschmierte Soldaten gegen mit grauem Schlamm verschmierte Krieger.
Die brodelnde Menge war zu einem einzigen Wesen geworden, einem chaotischen Tier, das sich im Schlamm wand und strauchelte, und ein betäubendes Getöse stieg von ihm auf - Metall, das auf Metall prallte, und Stimmen, die schmerzerfüllt aufschrien und erstarben.
Soldaten und Krieger fielen, wurden nach unten gedrückt, in eine graue und rote Masse, mit der sie sich schon bald vermischten. Schildwälle konnten nicht gehalten werden, Fortschritte wurden zunichtegemacht; die Schlacht war zu einem Kampf von Einzelnen geworden, die auf die Knie gesunken waren und im Gewühl aufeinander eindroschen.
Das Tier wogte vor und zurück, verzehrte sich dabei selbst in seinem Wahnsinn, und auf beiden Seiten schickten diejenigen, die den Befehl hatten, noch mehr Kämpfer in den Mahlstrom.
Der Keil aus letheriischer Schwerer Infanterie hätte die Ahl beiseitefegen müssen, aber das Gewicht ihrer Rüstungen wurde den Soldaten zum Fluch - sie konnten sich nicht schnell genug bewegen, um Breschen in den Reihen des Feindes auszunutzen, und waren schwerfällig, wenn es darum ging, sie in den eigenen Reihen zu schließen. Kämpfer blieben im Schlamm stecken, merkten plötzlich, dass sie von ihren Kameraden getrennt waren, und dann pflegten die Ahl vorzurücken und den Soldaten zu umzingeln, auf ihn einzuschlagen und einzustoßen, bis der Letherii fiel. Wo die Letherii sich in größerer Zahl - von drei bis dreißig Mann - sammeln konnten, wüteten sie blutig und töteten ihre weniger disziplinierten Feinde zu Dutzenden. Aber es dauerte nie lange, bis der Schlamm zuschlug und die Einheiten auseinanderriss.
Am westlichen Rand des Schlachtfelds tauchten eine Zeit lang die KGhain Che’Malle auf, rasten an der Flanke der Letherii entlang und richteten entsetzliches Gemetzel an.
Bivatt schickte Bogenschützen und mit Speeren bewaffnete Plänkler dorthin, und unter schweren Verlusten wurden die beiden Dämonen vertrieben - mit Pfeilen gespickt, und das Weibchen hinkte, weil sich ein Speer tief in ihren linken Oberschenkel gegraben hatte. Anschließend hätte die Atri-Preda am liebsten ihre Reiterei aus Blaurose losgeschickt, um die Kreaturen zu verfolgen, aber die war irgendwo im Nordosten - wo sie immer noch hinter den wenigen überlebenden berittenen Ahl herjagte -, und außerdem blieben die Kechra sowieso auf dem Meeresgrund, ließen mit jedem ihrer überlangen Schritte Schlamm aufspritzen, bewegten sich in einem großen Bogen auf die östliche Flanke der beiden ineinander verbissenen Armeen zu.
Sollten sie dort angreifen, hatte die Atri-Preda nur wenige Soldaten, mit denen sie hätte reagieren können: nur zweihundert Plänkler, die ohne den Schutz von Bogenschützen wenig mehr tun konnten, als einen bescheidenen Wall aus Speeren errichten, der nicht einmal ein Viertel der letheriischen Flanke abdecken würde.
Bivatt, die auf dem Hang oberhalb der alten Küstenlinie auf ihrem unruhigen Pferd saß, verfluchte
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