Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Rolle.«
»Für Kruppe schon.«
K’rul warf einen Blick zur Seite und sah, dass sich ihnen jemand näherte. Eine Gestalt … grauhaarig und dürr.
Kruppe fing an zu singen. »›Oh du hinfällige Stadt, wo Fremde ankommen‹ … und wie geht’s weiter?«
Der Neuankömmling antwortete mit tiefer Stimme: »›… die sich in Ritzen drängen, um dort zu hausen.‹«
Und der Ältere Gott seufzte.
»Gesell dich zu uns, Freund«, sagte Kruppe. »Setz dich hier zu uns ans Feuer: Diese Szene beschreibt uns, unsere Art, schon seit der fernsten Vergangenheit, wie du sehr wohl weißt. Eine Nacht, eine Feuerstelle, und eine Geschichte, die erzählt wird. Teurer K’rul, teuerster Freund von Kruppe, hast du Kruppe jemals tanzen sehen?«
Der Fremde setzte sich. Ein blasses Gesicht, ein Ausdruck von Kummer und Schmerz.
»Nein«, sagte K’rul, »ich glaube nicht. Weder mit Gliedmaßen, noch mit Worten.«
Kruppes Lächeln war verhalten, und etwas glänzte in seinen Augen. »Dann macht es euch heute Nacht bequem, meine Freunde. Und seid meine Zeugen.«
Buch Eins
Schwur an die Sonne
Diese Kreatur aus Worten geht
Ans Herz und huch!, flitze weg
Ein roter Sprühregen
Unter einem klaren blauen Himmel
Entsetzen über all das, was enthüllt wird
Was nützt jetzt die Rüstung
Wenn Worte so leicht durch sie hindurchrutschen?
Dieser Gott der Versprechungen lacht
Über die falschen Dinge zum unpassenden Zeitpunkt
Macht damit all diese Opfer zunichte
In absichtlicher Boshaftigkeit
Weiche zurück wie ein aufgescheuchter Soldat
Dem der Rückzug verweigert wird
Bevor sich Leichen zu Wällen türmen
Du wusstest, dass das passieren würde
Und täusche nichts vor, tu nicht überrascht
Wenn du diesen Becher gefüllt vorfindest
Mit dem Schmerz eines anderen
Es ist niemals so schlecht, wie es scheint
Der Geschmack süßer als erwartet
Wenn du dich in den Traum eines Narren kauerst
Also schaff diese Streitsucht
Wohin du willst, der zähe Hundesohn
Ist der Auftrag meiner Seele
In die Mitte der Straße
Die gebleckten Fänge herumwirbelnd
Nach durstigen Speeren schnappend
Kalt und gesäubert aus euren Händen gestoßen
Jagende Worte
Brathos von Schwarz-Korall
Kapitel Eins
Oh du hinfällige Stadt!
Wo Fremde ankommen
Die sich in Ritzen drängen
Um dort zu hausen
Oh, du blaue Stadt!
Alte Freunde sammeln Seufzer
Am Fuße der Docks
Nach der Flut
Ungekrönte Stadt!
Wo Spatzen
In Spinnenspuren landen
Auf ziemlich hohen Simsen
Todgeweihte Stadt!
Die Nacht rückt näher
Geschichte erwacht
Um hier zu verweilen
Hinfälliges Zeitalter
Fisher kel Tath
U mgeben von einer Stadt aus blauem Feuer, stand sie allein auf dem Balkon. Die Dunkelheit des Himmels wurde weggeschoben, war ein unwillkommener Gast in dieser ersten Nacht der Feste zu Ehren Gedderones. Menschenmassen drängten sich auf den Straßen von Darujhistan, vergnügt und ausgelassen und gutmütig trotz des Unglücks, dass ein Jahr endete und ein anderes begann. Die Nachtluft war feucht und von zahllosen Gerüchen geschwängert.
Es hatte Bankette gegeben. Junge Männer und junge Mädchen waren als erwählbar offenbart worden. Tische voller exotischer Nahrungsmittel, in Seide gehüllte vornehme Damen, Männer und Frauen in protzigen, goldglitzernden Uniformen – eine Stadt ohne stehendes Heer brachte eine Unmenge privater Milizen und eine chaotische Vielzahl von hohen Rängen hervor, die mehr oder weniger ausschließlich vom Adel besetzt wurden.
Während der ganzen Feierlichkeiten, an denen sie an diesem Abend am Arm ihres Ehemannes teilgenommen hatte, hatte sie nicht einen einzigen echten Offizier der Stadtwache von Darujhistan gesehen, nicht einen einzigen richtigen Soldaten mit staubigem Umhang, dessen polierte Stiefel Kratzer aufwiesen, dessen Schwertgriff aus schlichtem Leder bestand – mit einem Knauf, der vom Tragen gezeichnet war. Was sie allerdings gesehen hatte – weit oben an gut genährten, weichen Armen –, waren Reife von der Art, wie sie Soldaten der malazanischen Armee als Auszeichnung trugen, Soldaten eines Imperiums, das vor noch gar nicht so langer Zeit die Mütter Darujhistans mit abschreckenden Drohungen für ihre aufsässigen Kinder versorgt hatte. »Die Malazaner, Kind! Die schleichen nachts herum, um dumme Kinder zu stehlen! Um euch zu Sklaven ihrer schrecklichen Imperatrix zu machen – ja! Genau hier, in dieser Stadt!«
Doch die Reife, die sie an diesem Abend gesehen hatte, waren nicht aus der schlichten Bronze oder dem
Weitere Kostenlose Bücher