Das Spiel geht weiter
Dinge Raum in ihrem Kopf beanspruchten. Farben, Stoffe, Lampen, Möbel. Sollte das kleinere Schlafzimmer für eine Bücherei herhalten oder doch lieber der Tagesraum im Parterre? Wollte sie einen Ficus neben der Eingangstür stehen haben oder vielleicht besser eine Palme?
Jede einzelne Entscheidung schien von monumentaler Wichtigkeit und versetzte sie in aufgeregtes Entzücken.
Und obwohl sie darauf brannte, alles Neue mit Mac zu teilen, hatten sie sich doch seit zwei Tagen nicht mehr gesehen.
Mac gab sich größte Mühe, seinen Kopf mit allen möglichen Dingen zu beschäftigen, um nicht an Darcy denken zu müssen. Zeit, so hatte er entschieden. Zeit und Abstand war es, was sie brauchten. Beide. Um sich über ihre Beziehung klar zu werden.
Er vermisste sie schrecklich.
Aber sie braucht schließlich ihre Freiheit, erinnerte er sich immer wieder. Mac tigerte ruhelos in seinem Büro auf und ab und gab es schließlich auf, arbeiten zu wollen. Sie hatte sich nicht wieder bei ihm gemeldet, und wie er durch diskrete Nachforschungen beim Personal erfahren hatte, verbrachte sie fast genauso viel Zeit außerhalb des Hotels wie in ihm.
Wahrscheinlich probiert sie ihre Elfenflügel aus, dachte er.
Etwas, das er sie nicht wirklich hatte tun lassen. Er hatte sie mehr oder weniger mitgezogen. Anfangs hatte er sich selbst damit getäuscht, dass er es als reine Hilfestellung tat, dann hatte er sich damit gerechtfertigt, dass er sie wollte.
Er wollte sie immer noch.
Sie war verloren und verletzt und hungernd nach Zuneigung in sein Leben getreten. Diesen Umstand hatte er zu seinem Vorteil ausgenutzt. Seine Motive waren im Grunde unwichtig, das Resultat blieb das gleiche.
Wahrscheinlich bildete sie sich ein, ihn zu lieben. Mehr als einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, auch dies für sich auszunutzen. Sie für sich zu behalten. Sicherzustellen, dass sie es so lange wie nur möglich glaubte.
Schließlich hatte sie keine Erfahrung. Kein Mann hatte sie je berührt, bevor er sie berührt hatte. Sie war aus einer beschützten, abgeschotteten Welt in ein wirbelndes, kunterbuntes Fantasieland gestolpert. Er könnte sie in dieses Fantasieland mitreißen, sie weiter herumwirbeln, dass sie nie würde klar denken können. Und sie zu der Seinen machen.
Es wäre so einfach.
Und unverzeihlich.
Ihm lag zu viel an ihr, als dass er ihr eine solche Falle stellen würde. Er durfte ihr nicht die Flügel stutzen, ihr Leben fängt gerade erst an, ermahnte er sich. Seines dagegen war bereits eingefahren.
Und dann platzte sie in sein Büro. Die Augen wirkten riesig in ihrem bleichen Gesicht. »Entschuldige. Entschuldige, ich weiß, dass du beschäftigt bist. Ich weiß, dass ich dich nicht stören sollte, aber …«
»Was ist los? Geht es dir nicht gut? Bist du verletzt?« Er war mit wenigen Schritten bei ihr.
»Nein, nein.« Sie schüttelte heftig den Kopf, klammerte sich an sein Hemd. »Ich bin okay. Nein, ich bin nicht okay. Ich weiß nicht, was ich bin. Ich habe mein Buch verkauft! Verkauft! Oh Mac, mir ist ganz schwindlig.«
»Du hast es verkauft? Komm, atme erst mal tief durch, beruhige dich. Ja, so ist es schon besser. Und ich dachte die ganze Zeit, das Buch sei noch gar nicht fertig.«
»Das andere. Das erste Manuskript. Das vom letzten Jahr. Und sie sagt, dass sie das zweite Buch auch nehmen. Sie wollen sie beide.« Sie lehnte ihre Stirn an seine Brust. »Ich brauche einen Moment, ich kann nicht klar denken.« Abrupt hob sie den Kopf und lachte hell auf. »Das ist genau wie Sex. Vielleicht sollte ich eine Zigarette rauchen.«
»Setz dich lieber.«
»Nein, ich kann nicht still sitzen. Ich würde sofort wieder aufspringen. Sie haben das Buch gekauft. Nein, die Bücher. Ein Vertrag über zwei Bücher. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe gewonnen. Wieder.«
»Wer hat die Bücher gekauft, Darcy? Und wie?«
»Oh, ach ja.« Sie schnappte noch einmal nach Luft. »Vor ein paar Tagen bekam ich einen Anruf von einer Verlegerin aus New York. ›Eminence Publishing‹. Sie hatte mich in den Nachrichten gesehen und bat mich, ihr eine Leseprobe meiner Arbeit zu schicken.«
»Vor ein paar Tagen?« Enttäuschung stach zu, mit spitzer, scharfer Klinge. »Du hast kein Wort davon gesagt.«
»Ich wollte warten, bis ich eine Antwort bekam. Mann, und jetzt habe ich sie!« Sie presste die Finger auf die Augen, als ihr die Tränen kamen. »Ich werde nicht weinen, nicht jetzt. Wie auch immer, ich habe mir einen Agenten besorgt. Ich meine, mir
Weitere Kostenlose Bücher