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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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mit neuen Technologien doch noch Gold finden. Sie haben die Claims der alten Firma aus der Konkursmasse herausgekauft, sich an das Amt für Landverwaltung gewandt und alles arrangiert, um das Land zu kaufen.«
    »Seit wann verkaufen wir regierungseigenes Land an private Gesellschaften?«
    »Wie, glaubst du wohl, haben wir den Westen besiedelt, Kimosabe? Meistens haben wir es sogar weggeschenkt. Das Problem in diesem Fall ist, daß das Innenministerium trotz der Zustimmung des Verkaufes durch das Amt für Landverwaltung Wendell Mining unter so viel Formularen begraben hat, daß es Jahre dauern dürfte, bis es zu einem Abschluß kommt. Es sei denn, der Kongreß gibt ihnen einen freundlichen Anstoß.«
    »Also hat Wendell Mining dem zuständigen Kongreßabgeordneten Grayson Geld gespendet und ihn gebeten, dafür ihr Projekt zu protegieren«, folgert Harris.
    »Genau so läuft es.«
    »Und wir sind auf der sicheren Seite, was das Land angeht? Wir verkaufen nicht etwa irgendein Naturschutzgebiet an eine große Firma, die darauf ein Einkaufszentrum und einen Haustierzoo hochziehen will?«
    »Mutierst du plötzlich wieder zum Idealisten?«
    »Ich war nie etwas anderes, Matthew.«
    Er glaubt, was er sagt. Er hat es immer geglaubt. Harris ist in der Nähe von Gibsonia in Pennsylvania aufgewachsen und war nicht nur der erste in seiner Familie, der das College besuchte: Er war der erste seiner ganzen Stadt. Es mag albern klingen, aber er ist nach Washington gekommen, um die Welt zu ändern. Und wie es so geht, hat nach einem Jahrzehnt die Welt ihn verändert und ihn zur schlimmsten Art Zyniker gemacht: zu dem, der nicht weiß, daß er einer ist.
    »Wenn es dich beruhigt: Ich habe die Eingabe letztes Jahr überprüft und noch einmal vor einigen Monaten«, erkläre ich. »Die Goldmine steht leer, und die Stadt dürstet danach, daß Wendell Mining sie übernimmt. Das bedeutet Arbeit für die Menschen da, Gold für die Firma, und das Wichtigste: Sobald Wendell auf den Plan tritt, ist die Firma für das Hauptproblem verantwortlich - die Beseitigung der Umweltschäden. Wo ich hinblicke, sehe ich nur Sieger.«
    Harris spielt schweigend mit dem Tennisschläger, der an seinem Schreibtisch lehnt. Ich kenne die Stadt, in der Harris aufgewachsen ist. Er hat sich zwar nie als arm bezeichnet, aber in Gibsonia spielt niemand Tennis. Das ist ein Spiel für wohlhabende Leute. An dem Tag, als Harris seinen Fuß nach Washington setzte, avancierte Tennis zu seinem Lieblingsspiel. Er entpuppte sich als Naturtalent, was niemanden wirklich überrascht hat. Schließlich ist er auch den Marine Corps Marathon mitgelaufen, obwohl er kaum dafür trainiert hatte. Die Herrschaft des Willens über die Materie. Er ist fast soweit.
    »Du hast alles überprüft?«
    »Bis ins kleinste Detail.« Ich spreche schneller. »Ungelogen.«
    Jetzt endlich leuchtet dieses stille, charismatische Lächeln in seinen Augen auf. Wir stehen zweifellos auf der sicheren Seite und können mächtig abkassieren, wenn wir es klug anstellen.
    »Okay ...« Harris läßt den Tennisschläger auf seinem Handballen abfedern. »Wie lautet dein Kontostand?«

4. KAPITEL
    Um genau 9 Uhr 35 am nächsten Morgen sitze ich einsam an meinem Schreibtisch und warte ungeduldig auf die Lieferung. Auf C-SPAN spricht ein Rabbi aus Florida ein kurzes Gebet. Alle senken die Köpfe. Als er fertig ist, ertönt der Gong, und die Kamera fährt zurück. Auf dem Tisch der Stenographen stehen wieder zwei Wassergläser. Jeder da draußen hätte sie hinstellen können. Auf meinem Anrufbeantworter warten sieben Nachrichten von Lobbyisten, vierzehn von Mitarbeitern und zwei von Abgeordneten. Alle sterben vor Neugier, ob wir ihre Projekte finanzieren. Alles läuft normal, soweit es das an einem solchen Tag sein kann.
    Ich nehme den Hörer ab und wähle die fünfstellige Nummer des Nebenanschlusses unserer Empfangsdame vorn am Tresen. »Roxanne, falls ein Päckchen hereinkommt ...«
    »Ich habe Sie schon die ersten vierunddreißig Mal verstanden«, stöhnt sie. »Ich schicke den Boten sofort nach hinten. Worauf warten Sie eigentlich? Auf das Ergebnis eines Schwangerschaftstests?«
    Ich gehe nicht darauf ein. »Sorgen Sie unbedingt dafür ... «
    »Fünfunddreißig! Das ist jetzt das fünfunddreißigste Mal!« unterbricht sie mich. »Keine Sorge. Ich lasse Sie nicht hängen.«
    Zehn Minuten später steht sie zu ihrem Wort. Die innere Bürotür zur Rezeption öffnet sich, und ein junger weiblicher Page in dem üblichen

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