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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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blauen Blazer und der grauen Hose steckt seinen Kopf herein. »Ich suche nach Mat...«
    »Das bin ich!« erwidere ich.
    Sie kommt herein, reicht mir einen versiegelten braunen Umschlag und sieht sich in meinem Büro um.
    »Das ist doch nicht echt, oder?« Sie deutet auf ein ausgestopftes Frettchen auf meinem Buchregal.
    »Mit vielem Dank von den Waffen-Lobbyisten«, erwidere ich. »Ist doch viel passender, als Blumen zu schicken, oder?«
    Lachend geht sie hinaus. Ich betrachte den Umschlag. Gestern habe ich die Karten verteilt. Heute wird erhöht.
    Ich reiße die Lasche auf, drehe den Umschlag um und schüttele den Inhalt heraus. Zwei Dutzend quadratische Blätter regnen auf meinen Schreibtisch. Auf jeder steht in fetten, schwarzen Buchstaben Taxiquittung. Ich schiebe sie zu einem ordentlichen Stapel zusammen und überzeuge mich, daß sie alle unbeschriftet sind. So weit, so gut.
    Ich schnappe mir einen Stift, suche den Kasten mit der Aufschrift Taxinummer und kritzele rasch 727 hinein. Taxi 727. Das ist meine Identitätsnummer. Danach mache ich ein Häkchen in die oberste rechte Ecke der Quittung. Das ist das Gebot: fünfundzwanzig Dollar, wenn man spielen will. Ich will aber nicht einfach nur spielen. Ich will gewinnen, deshalb starte ich mit einem ziemlich hohen Gebot. In das freie Feld, über dem Fahrpreis steht, notiere ich $ 10,00. Für das uneingeweihte Auge ist das keine große Summe. Wir Spieler jedoch ... wir fügen eine Null hinzu. Ein Dollar sind zehn Dollar, fünf eigentlich fünfzig.
    Deshalb nennen sie es das Null-Spiel. In diesem Fall machen zehn Mäuse einen handfesten Hunderter aus. Das Eröffnungsgebot bei einer Auktion.
    Ich greife in meine oberste Schublade und ziehe einen neuen Umschlag hervor, schlage die Lasche um und schiebe die Taxiquittungen hinein. Zeit für die interne Post. Auf den Umschlag schreibe ich Harris Sandler -427 Russell Bldg. Daneben notiere ich noch Privat, sicherheitshalber. Sollte Harris' Sekretärin den Umschlag öffnen oder von mir aus auch der Sprecher des Hauses, komme ich trotzdem nicht in Schweiß. Ich sehe eine Hundert-Dollar-Wette, alle anderen sehen eine uninteressante Zehn-Dollar-Taxiquittung.
    Ich gehe zur Rezeption und werfe den Umschlag in die Metallbox für den Ausgang. Roxanne erledigt den größten Teil unserer internen Post selbst. »Roxanne, schicken Sie das bitte mit der nächsten Lieferung heraus?«
    Sie nickt, während ich zu meinem Schreibtisch zurückgehe. Ein ganz normaler Arbeitstag.
    ***
    »Ist es schon da?« frage ich zwanzig Minuten später. »Schon weitergeleitet.« Das Echo in Harris' Stimme
    verrät mir, daß er den Lautsprecher eingeschaltet hat.
    Wirklich, der Kerl hat vor nichts Angst.
    »Du hast das Kästchen frei gelassen, richtig?«
    »Nein, ich habe alles ignoriert, was wir besprochen
    haben. Wiedersehen, Matthew. Melde dich, wenn du
    Neuigkeiten hast.«
    Als er auflegen will, höre ich, wie sich seine Bürotür im Hintergrund öffnet. »Der Kurier ist da!« ruft sein Assistent.
    Mit einem Knacken bricht die Verbindung ab. Die Taxiquittungen sind unterwegs. Von mir zu meinem Mentor, von Harris zu seinem. Ich lehne mich auf meinem Bürostuhl zurück und frage mich unwillkürlich, wer das wohl sein mag. Harris ist seit seinem Collegeabschluß auf dem Hügel. Wenn er etwas versteht, dann Freunde und Kontakte zu gewinnen. Das schränkt die Liste auf höchstens ein paar tausend Leute ein. Doch wenn er einen Kurier benutzt, verläßt die Post den Campus. Ich starre aus dem Fenster. Von meinem Büro aus habe ich einen perfekten Blick auf die Kuppel des Capi-tols. Das ganze Spielfeld liegt vor meinen Augen. Es wimmelt in dieser Stadt von ehemaligen Mitarbeitern. In Anwaltskanzleien ... PR-Büros ... und vor allem ...
    Mein Telefon klingelt, und ich werfe einen kurzen Blick auf das Display, um die Anrufer-ID zu überprüfen.
    ... Lobbyistenfirmen.
    Ich nehme den Hörer ab. »Hallo, Barry.«
    »Du stehst noch?« fragt er. »Ich habe gehört, ihr habt bis zehn Uhr gestern nacht gefeilscht.«
    »Das liegt an der Jahreszeit«, erwidere ich. Woher hat er diese Information bekommen? Niemand hat uns gestern Nacht weggehen sehen. Typisch Barry. Obwohl er nichts sehen kann, kriegt er irgendwie alles mit. »Womit kann ich dir helfen?«
    »Tickets, Tickets und noch mehr Tickets. Diesen Sonntag eröffnen die Redskins die Saison. Möchtest du das Spiel etwa von einem wahnsinnig überteuerten Platz aus verfolgen? Ich verfüge über die Privatloge der

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