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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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waren es Stunden? – Er hätte es nicht zu sagen vermocht. Aus weiter Ferne drang die Stimme Roddingtons an sein Ohr. Der hatte inzwischen mit der Besatzung in den Maschinen und Kesselräumen Ordnung geschafft und kam jetzt mit dem Ersten Offizier und einem Matrosen auf die Brücke zurück Seine Hände griffen neben denen des Doktors in die Speichen des Ruders.
    »Lassen Sie mir das Steuer, Doktor Wegener. Ich kenne die Jacht genau. Ich denke, wir kommen mit ihr durch.«
    Der Doktor trat zurück und lehnte sich an die Wand des Kartenhauses. Erst jetzt, von der ungeheuren Verantwortung befreit, spürte er, wie erschöpft er war, fühlte auch, daß er keinen trockenen Faden mehr am Leibe hatte. Seine Knie begannen zu zittern, matt ließ er sich in einen Sessel niedersinken.
    Die Zeit verrann. Allmählich fühlte er seine Kräfte wiederkehren.
    Durch halb geschlossene Lider sah er, wie Roddington die Jacht meisterhaft führte, und empfand auch, daß der Aufruhr der Elemente langsam nachließ. Flacher wurden die Wogen, weniger wild liefen sie durcheinander. Nur noch eine starke Dünung wurde es schließlich, die für das steuerfähige Schiff keine unmittelbare Gefahr mehr bedeutete.
    Roddington überließ das Ruder einem Mann der Besatzung. Dr. Wegener hörte, wie er mit dem Ersten Offiizier einige Worte sprach, sah ihn in das Kartenhaus hineinkommen.
    »Wo ist MacClure?« fragte er. Roddington deutete mit einer vielsagenden Bewegung nach achtern.
    Der Doktor ließ den Kopf sinken. Er wußte, was es bedeutete, bei solcher See über Bord gerissen zu werden. »Noch mehr Verluste?« fragte er nach einer drückenden Pause.
    »Wenigstens kein Leben, Doktor. Kapitän Powell liegt mit gebrochenem Oberschenkel in seiner Kabine. Er stürzte von der Grating, als er zur Brücke wollte. Sonst ist niemand ernstlieh verletzt. Ein paar Beulen und blaue Flecke zählen nicht.«
    Roddington warf einen langen Blick auf die Verwüstungen an Deck.
    »Die ›Blue Star‹ ist übel mitgenommen. Wir müssen auf schnellstem Wege Manila anlaufen. Kapitän Powell gehört in ein Krankenhaus, und die Jacht bedarf einer gründlichen Überholung.«
    Dr. Wegener stützte den Kopf in die rechte Hand.
    »Danken wir unserm Schöpfer, Roddington, daß wir so gnädig davongekommen sind. Das war ein Seebeben, von dem man an den Küsten des Pazifiks noch lange sprechen wird. Wir hatten gut und gern sechstausend Meter Wasser unter uns, als der Teufel losging. Wie mächtig muß der Seeboden gebebt haben, wie gewaltig muß er sich verschoben und verlagert haben, wenn es sechs Kilometer darüber noch solche Sturzwellen geben konnte.«
    »Sie sprachen von Verlagerungen des Seebodens«, fiel ihm Roddington ins Wort.
    »Schwere Verlagerungen, Mr. Roddington. Wir werden sie später feststellen müssen. Vielleicht hat dies gewaltige Naturereignis alle unsere Pläne unmöglich gemacht, vielleicht aber auch – ich sehe da eine Möglichkeit – könnten unsere Absichten dadurch eine unerwartete Förderung erfahren haben.«
    »Sie glauben, Doktor Wegener?«
    »Im Augenblick läßt sich gar nichts sagen, Mr. Roddington. Ich bin auch der Meinung, daß wir erst einmal Manila anlaufen und alles andere einer späteren Untersuchung überlassen. Es wird nötig sein, daß wir dafür unsere Einrichtungen an Bord noch vervollständigen. Was wir brauchen, können wir in Manila bekommen.«
     
    Mit Volldampf steuerte die »Blue Star« nach Norden, zwei Tage später erreichte sie Manila. Die Jacht war nicht das einzige Schiff, das bei dem großen Seebeben schwere Havarie davongetragen hatte. Zahlreiche Seedampfer lagen dort schon im Hafen, alle mehr oder minder schwer beschädigt. Viele andere galten als verschollen oder verloren. Ein verzweifeltes SOS war das letzte, das man in den Stunden der Katastrophe von ihnen gehört hatte.
     
    »Kommen Sie sofort zu mir, Palmer!« beendete Präsident Price das Telefongespräch und warf den Hörer auf die Gabel, daß es knallte.
    Erregt sprang er auf und lief in seinem Arbeitszimmer im fünfundzwanzigsten Stock des Cleveland Building hin und her, bis ein Boy ihm die Karte von George Palmer hereinbrachte.
    Gleich danach betrat der Gemeldete den Raum. Price schüttelte ihm die Hand.
    »Setzen Sie sich, Palmer. Hier sind Zigaretten, bedienen Sie sich und schießen Sie los! Was gibt es Neues in Trenton?«
    »Allerlei, Mr. Price. Im Betrieb der Trenton-Werke werden Veränderungen vorgenommen, die der Corporation auf die Dauer nicht

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