Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
und angetrieben von starken Magnetfelder, die sogar die kleinen Displays in ihrem Helm verzerrten. Die Frontseite hatte zwei Fenster, und die Röhrenbeleuchtung wanderte wie eine geisterhafte Bugwelle vor ihnen her und zeigte ihnen einen immer gleich langen, unveränderlich wirkenden Ausschnitt der Röhre. Charity hätte jedes Gefühl für die Bewegung verloren, hätte es nicht immer wieder ausgefallene oder flackernde Leuchtkörper gegeben, die es gestatteten, einen Röhrenabschnitt vom nächsten zu unterscheiden. Die Kabine konnte dreifache Schallgeschwindigkeit erreichen, aber sie hatte die Höchstgeschwindigkeit sicherheitshalber auf zwanzig Kilometer pro Stunde begrenzt. Der Vorfall mit der Reinigungsmaschine steckte ihnen allen in den Knochen. »Paranoia«, sagte sie halblaut zu Skudder, der neben ihr stand, den Blick wie in Trance auf die aufeinanderzulaufenden Linien von Leuchtkörpern gerichtet. Er riß sich von dem eintönigen Anblick los. »Du traust der Ruhe nicht.« »Und warte auf eine Mauer, die plötzlich vor uns auftaucht, oder eine Tretmine, die jemand in die Röhre gelegt hat.« Sie lachte sarkastisch. »Oder acht Kubikmeter Schlagsahne, die uns die Frontscheibe verklebt. Das alles hier ist total verrückt. Improvisierte Bomben, verrückt gewordene Maschinen … Ich frage mich, was als nächstes kommt.« Bei diesen Worten fiel ihr der Würfel ein, der nicht weit von ihnen zwischen zwei Sitzreihen abgestellt worden war. Die kleine Lampe an der Frontseite wirkte wie ein böses kleines Auge. Charity zweifelte nicht daran, daß sie nur aus psychologischen Gründen an dem Computer angebracht worden war, um die Menschen daran zu erinnern, daß er ständig mithörte und daß er vermutlich erstklassige Ohren besaß. Die besten Ohren, die man bauen konnte. »Es ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagte Charity. »Ganz genau.« Sie tippte sich mit dem Finger an das Helmvisier. Solange sie in der Vakuumröhre waren, wollte keiner von ihnen riskieren, mit einem offenen Anzug von einem Leck überrascht zu werden. Dekompression brachte keinen schönen Tod, und das Ende kam längst nicht so schnell wie der Druckverlust selbst. »Es ergibt keinen Sinn, und wir ziehen den Kopf ein, soweit wir können.« »Wieviel haben wir noch vor uns?« fragte der Indianer. Sie warf einen Blick zu den Kontrollen neben der Zugangstür. Harris, Henderson und Dubois behielten die Bildschirme im Auge, während Estevez vor den Fenstern am anderen Ende der Kabine stand. Der Blick nach hinten hatte Charity seekrank werden lassen, aber der Frau machte er anscheinend nichts aus. Sie fragte sich, ob es überhaupt irgend etwas gab, das Estevez aus der Ruhe bringen konnte. Die Bombe, die Harris und sie dort hinten abgestellt hatten, vermochte es jedenfalls nicht. »Zwei Kilometer«, sagte sie dann. »Den Rest könnten wir  fast zu Fuß gehen.« »Kein guter Gedanke.« »Ja, vermutlich nicht.« Sie dachte an den Transportschlitten, der gerade lange genug durchgehalten hatte, und an den Weg, den sie hinter sich hatten. Dann murmelte sie einen halblauten Fluch. »Ich würde wirklich gerne wissen, wieviel gemeingefährlicher Blödsinn uns auf dem Weg noch begegnet wäre«, fügte sie dann hinzu. »Deine Neugier wird dich noch mal den Kopf kosten«, versetzte Skudder. »Oder zumindest ein paar Barthaare.« »Wie bitte?« fragte Harris, der zu ihnen herübersah. »Eine Redewendung«, erklärte Charity müde. »Neugier war der Katze Tod.« »Ach so.« Sie warf einen mißmutigen Blick auf ihn und die anderen Soldaten. »Baseballfans haben anscheinend einen kleinen Wortschatz«, sagte sie boshaft. »Wahrscheinlich, weil die Schach-Eröffnungen soviel Platz im Kopf beanspruchen«, meinte Skudder leichthin und trat ihr unbemerkt gegen das Schienbein. Sie warf ihm einen entrüsteten Blick zu, hielt aber den Mund, als er sie warnend anblickte. In der Reflexion seines Helmvisiers erkannte sie Dubois, die noch immer zu ihnen herübersah, und unwillkürlich stellten sich ihre Nackenhaare auf. Von einem Augenblick zum anderen wußte sie, daß sie Dubois in Zukunft nicht mehr den Rücken zuwenden würde. »Paranoia«, sagte sie. »Ich glaube, wir sollten wirklich eine Spielunterbrechung beantragen.« »Ich sehe keinen Schiedsrichter«, erwiderte Skudder, und das war eine deutliche Warnung. Im nächsten Moment stand abrupt die Kabine still, und sie stürzten übereinander. »Verdammt«, stieß Charity hervor, als sie wieder atmen

Weitere Kostenlose Bücher