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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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freimütig-reserviert.
    »Janis, das ist Sylvia«, sagte Jordan.
»Sylvia war die erste Bekanntschaft, die ich in Norlonto
gemacht habe. Sie hat mir diesen Pub gezeigt.« Er schaute
Sylvia an, ohne ihre Reserviertheit zur Kenntnis zu nehmen.
    »Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich dich
und Cat wahrscheinlich nie kennen gelernt. Wo wir gerade vom
Zufall sprechen: die blinde Kupplerin, hm?« Er grinste,
dann wurde ihm bewusst, dass er schmerzhafte Assoziationen
heraufbeschworen hatte. »Jedenfalls gehört sie der
Miliz der Weltraumbewegung an.«
    Er winkte ihnen zu und wandte sich ab.
    Sylvia stützte sich mit dem Ellbogen auf den Tresen und
bestellte ein Bier.
    »Tja, hi, Soldatin«, sagte sie. »Wie
fühlt es sich an, mich arbeitslos zu machen?«
    »Wie bitte?« Janis musterte sie verwirrt.
    »Sag bloß nicht, du wüsstest nicht
Bescheid«, sagte Sylvia. Sie hob das Glas und sagte mit
triefendem Sarkasmus: »Ladies und Gentlemen: die
Republik!«
    »Herrgott noch mal!« Janis setzte das Glas ab und
blickte eine Weile ins Leere. Sie schüttelte den Kopf und
schaute hoch. »Glaub mir, Sylvia, ich hab nichts davon
gewusst. Und ich bin auch nicht damit einverstanden.«
    »Okay.« Sylvia lächelte zurückhaltend.
»Kannst du offen darüber reden?«
    »Klar.« Klar.
    »Also« – Sylvia setzte sich auf einen hohen
Barhocker –, »die Miliz wurde angewiesen, sich
aufzulösen und mit der Armee zu verschmelzen. Das
gefällt uns nicht, aber die Anführer meinen alle, wir
hätten keine andere Wahl. Die Armee« – so wurde
sie also jetzt genannt! – »kann jeden Tag
einmarschieren und den Beschluss gewaltsam durchsetzen. Dann
wäre Schluss mit dem so genannten Ausnahmestatus
Norlontos.«
    »Aber warum?« Sie kannte die Antwort.
    »Offiziell deshalb, weil Norlonto mit all den
Flüchtlingen und den Verschwörern aus den Freistaaten
ein Sicherheitsrisiko darstellt.«
    »Ha!« Nach allem, was sie über Norlonto
wusste, war der Grund vielmehr, dass die Milizen und
Schutzagenturen durchaus in der Lage waren, Gesetz und Ordnung
aufrechtzuerhalten, den Terrorismus und alle anderen drohenden
Gefahren auszumerzen, und zwar weitaus wirkungsvoller als jede
Besatzertruppe.
    »Genau«, sagte Sylvia. »Sie tun es deshalb,
weil die Miliz sich ihrer Kontrolle entzieht, und das
gefällt ihnen nicht. Ein dekadenter Schandfleck auf dem
Antlitz der Erde.«
    »Ja. Ein freiheitsliebender, dekadenter Schandfleck, der
seinen Spaß haben will.«
    »Du sagst es.«
    »Also, eigentlich hat das Wilde gesagt«,
räumte Janis ein. »Und jetzt wollen sie das einzig
Gute, das aus der Restauration entstanden ist, ausmerzen. Adieu,
Land der fünften Farbe.«
    Sylvia machte ein erstauntes Gesicht, dann lächelte sie
zustimmend.
    Janis bemerkte, dass Jordan ganz in der Nähe stand und
zuhörte; offenbar verfolgte er die Vorgänge doch
aufmerksamer, als sie gemeint hatte. Sie bedeutete ihm,
näher zu kommen, dann beugte sie sich vor und redete leise
weiter.
    »Ich weiß, dass du glaubst, du wüsstest, was
ich denke. Nämlich dass es vollkommen gerecht wäre,
aufmüpfigen Freistaaten, den Brutstätten der Reaktion,
so was anzutun, aber Norlonto ist anders, Norlonto ist etwas
Besonderes, denn Norlonto ist frei.
    So denke ich keineswegs.« Sie nahm einen tiefen Schluck
und genoss die Blicke der beiden anderen. »Ich glaube,
unser Vorgehen ist von Grund auf falsch.« So, jetzt hatte
sie es gesagt.
    »Aber was willst du stattdessen?«, fragte
stirnrunzelnd Jordan. »Eine neue Restauration? Sollen
Gemeinwesen wie BC fortfahren, ihre Bürger zu tyrannisieren,
ihren Verstand zu vergiften und ihre Persönlichkeit zu
deformieren? Mein Gott, Janis, du weißt ja gar nicht was
diese Macht alles anrichtet!«
    »Du weißt nicht…«, setzte sie an.
Dann wurde ihr bewusst, welchen Song die Vorsänger gerade
spielten; soeben stimmten sie den Refrain an. Sie hob die Hand.
»Hört mal.«
     
Wärst du gewesen, wo ich war,
würdest du nicht so jammern.
Hättest du gesehn, was ich gesehen hab,
auf den Hügeln, die wurden zum Spinnergrab…
     
    Sie hörten bis zum Ende zu. Jordan wandte sich mit roten
Ohren zu Janis um.
    »Hab’s kapiert«, sagte er.
    »Ist es so schlimm?«, fragte Sylvia.
    »Es ist so schlimm«, antwortete Janis.
»Versteh mich nicht falsch – es ist nicht so wie in
Afghanistan. Ich spreche hier nicht von Gräueltaten. Aber es
werden Menschenleben vernichtet, aus politischen
Gründen.«
    »Aber das

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