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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Gewehr und hatte den Kopf auf die Arme gelegt.
Sämtliche Bildschirme im Büro waren eingeschaltet.
Janis hatte geweint.
    »Was hast du?«, fragte er.
    Sie schaute hoch.
    »Eine neue Version«, antwortete sie.
    Er blickte sie stirnrunzelnd an. »Ach, das. Das ist eine
gute Nachricht. Ich meine…«
    »Schon gut«, sagte Janis.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Wills lächelte, offenbar erleichtert darüber, dass
sie nicht vor ihm zusammenbrechen würde. »Es gibt noch
mehr gute Nachrichten«, sagte er. »Donovan, dieser
Mistkerl, ist tot. Den hat’s in seiner schwimmenden Festung
erwischt!«
    »Das ist längst noch nicht alles«, meinte
Janis. »Jemand hat ihn zur Abwechslung mal gehackt
und will anscheinend, dass wir alle davon erfahren. Sieh dir das
mal an!«
    Wills betrachtete die Listen.
    »Wo kommt das her?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Janis. »Los, komm.
Wir haben einen tödlichen Job zu erledigen.«
     
    Und das taten sie. Gegen Ende Januar brachten sie die
Neubürger des vergangenen Jahres in den Wohnprojekten dieses
Jahres unter.
    »Man kann den Jungen ins Slum stecken«, meinte
Wills, »aber nicht das Slum in den Jungen.«
    Alle lachten, bloß Janis nicht. Sie lagerten in den
Trümmern einer zerstörten Tankstelle und rauchten. Es
bestand keine Gefahr; es war kein Benzin mehr da.
    »Wir haben es geschafft«, krächzte Janis.
»Wir haben es, verdammt noch mal, geschafft.« Sie
sah, wie das Avatar in einem Flecken Sonnenschein heftig nickte.
»Wir haben die Barbaren in die Städte gedrängt.
Jetzt haben wir sie im Blut. In den Knochen. Wie
Radioaktivität. ›Barbaren‹, ha, ha. Wir werden
sie nicht mehr los.« Sie fühlte sich benommen und
schwach und überdreht. Sie blickte die Gesichter ringsumher
an, die wie Avatare im Sonnenschein verblassten.
    Es war dunkel jetzt, selbst der Sonnenschein. Alles
kippte.
    Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf einer Pritsche. Wills
kam herein und sagte ihr, sie solle mindestens fünf Wochen
lang Urlaub machen.
    »Du hättest mir etwas sagen sollen,
Taine.«
    »Ich hatte keine Ahnung«, erwiderte sie zu ihrer
eigenen Überraschung. »Ich dachte, wir müssten
einfach weitermachen.«
    »Ja, das müssen wir«, meinte Wills.
»Aber nicht ständig.« Er grinste.
»Einen schönen Urlaub, Soldatin.«
     
    Sie kehrte nach Uxbridge zurück und staunte darüber,
wie sehr sich die Normalität verändert hatte, wie hoch
die Preise waren. Für die Beförderung musste sie einen
ganzen Packen zerfledderter, mit Sternen bedruckter
Sterling-Dollars hinblättern: Stellare, die republikanische
Währung. Passt zu den astronomischen Preisen, wurde
gescherzt. Sie erreichte die Wohnung früh am Morgen, suchte
in der Tasche nach dem Schlüssel, dann lachte sie vor sich
hin und drückte auf den Klingelknopf. Sonya machte ihr
blinzelnd auf, starrte Janis an, dann lachte und weinte sie,
beugte sich vor und umarmte sie linkisch; sie war im vierten
Monat schwanger. Kurz darauf gesellte sich Jerome zu ihnen und
machte Frühstück.
    Sie bemühte sich, langsam zu essen, wie eine Zivilistin,
und lauschte mit halbem Ohr auf Sonyas knappe Schilderung ihrer
neuesten Bekanntschaften, beantwortete zerstreut ihre Fragen und
zappte sich gleichzeitig mit größerer Neugier durch
die Nachrichtenkanäle. Plötzlich stockte sie, als sie
einen bekannten Namen hörte…
    »… würden Sie raten, Mr. Wilde?«
    Wilde. Moh hatte von ihm gesprochen… hin und wieder war
sie auf Artikel von Jordan gestoßen, die sich mit ihm
auseinander gesetzt hatten…
    Schnitt auf ein Gesicht wie das eines amerikanischen
Stammesältesten, das direkt in die Kamera blickte, nicht auf
den Interviewer: »Der Tag des letzten Gefechts mag kommen.
Aber so weit ist es noch nicht. Ich appelliere an alle: tut es
nicht. Zerstört nicht eure Stadt, um sie zu retten. Denkt
daran, wie der Westen die Stalinisten und Islamisten
abgesägt hat. Der vergnügungssüchtige,
freiheitsliebende, dekadente Westen hat seine Gegner unterminiert
und zerrüttet, indem er sie sich ähnlich machte, und
nicht dadurch, dass er ebenso grimmig, hart und ernsthaft wurde
wie sie. Wer am meisten lachte, der lachte auch zuletzt. Wenn
also die Soldaten heimkehren, dann heißt sie willkommen,
und möge uns das Leben überraschen.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Wilde. Selbstverständlich
werden wir an den Geschehnissen dranbleiben, einstweilen aber
müssen wir unterbrechen…«
    Ein Werbespot für

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