Das Syndikat der Spinne
gefrühstückt. Sie hatten sich über den vergangenen Abend unterhalten, gemeinsam den Tisch abgedeckt und das Geschirr gespült. Danach fuhr er in die Redaktion, sie ins Präsidium.
Als sie die Tür zu ihrem Büro öffnete, stand ein großer Strauß gelberRosen auf ihrem Schreibtisch. Sie ging zu Berger und fragte: »Von wem sind die denn?«
»Was?«
»Fragen Sie doch nicht so. Die Blumen.«
»Ach so, Sie meinen die Rosen«, sagte Berger und lehnte sich zurück. »Die hat vorhin ein Bote für Sie abgegeben. In der Vase.«
»Gelbe Rosen? Wer schickt mir gelbe Rosen?«
»Tja,«, meinte Berger grinsend, »finden Sie’s doch heraus, Sie Superhirn.«
»Warum gelb?«
»Oh, Sie wissen nicht, was gelbe Rosen bedeuten? Frau Durant, das ist eine echte Bildungslücke. Gelbe Rosen schickt man jemandem, dem man Respekt zollt, den man achtet und verehrt. Wer könnte das denn sein?«
»Laskin?«
Berger zuckte nur mit den Schultern und grinste noch breiter.
»Ach kommen Sie, rücken Sie schon raus mit der Sprache. Wer war’s?«
»Sie werden im Leben nicht darauf kommen. Blumenthal. Es ist seine Art, danke zu sagen. Außerdem brauchen Sie sich den Strauß nur mal genauer anschauen, da ist auch eine Karte dabei.«
»Blumenthal schickt mir Rosen?« Sie setzte sich Berger gegenüber und zündete sich eine Gauloise an. »Das hätte ich allerdings nicht erwartet. Aber ich freue mich. Wie war das gleich noch mal, gelbe Rosen stehen für Respekt und Achtung?«
»So kann man’s ausdrücken. Sie haben bei ihm seit gestern Nacht einen riesigen Stein im Brett. Und darauf können Sie sich was einbilden.«
»Nee, darauf bilde ich mir nichts ein, ich freue mich aber drüber.«
»Und ich bin stolz auf Sie. Diese Abteilung wäre ohne Sie nur halb so viel wert. Wenn ich bloß daran denke, wie alles angefangen hat. Hätten Sie bei Andreas Wiesner nicht den richtigen Riecher gehabt, wir wären nie dahinter gekommen, was wirklich passiert ist. So haben wir einen großen Schlag gegen das organisierte Verbrechenin Frankfurt, vielleicht sogar in Deutschland landen können. Und das verdanken wir hauptsächlich Ihnen.«
»Chef, ich habe vielleicht den Stein ins Rollen gebracht, weil mir das alles zu einfach erschien …«
»Genau das ist es, Frau Durant. Für alle anderen war es einfach, für Sie nicht. Und das zeichnet Sie aus. Sie haben eine Gabe, die nur wenigen gegeben ist.«
»Aber Hellmer, Kullmer und all die andern, Sie eingeschlossen … Nein, ohne Sie alle wäre das nichts geworden. Wir sind ein großartiges Team, und darauf können wir stolz sein. Und Sie sollten auch nicht vergessen, dass ich mich von Küchler habe einlullen lassen. Er hat mich im wahrsten Sinne des Wortes hinters Licht geführt, und beinahe hätte er sogar Erfolg damit gehabt.«
»Jeder von uns macht mal Fehler. Sie können nur von Glück reden, dass Laskin Ihnen trotz allem vertraut hat. Er hätte genauso gut nach seinem Gespräch mit Küchler auf Nimmerwiedersehen abhauen können. Er hat es nicht getan, was für Sie spricht. Darüber sollten Sie auch einmal nachdenken.«
Durant stand auf. Sie wollte nicht mehr darüber sprechen, doch Bergers Worte erfüllten sie mit großem Stolz, den sie sich aber nicht anmerken ließ. Sie ging in ihr Büro, wo sie von Hellmer und Kullmer empfangen wurde, die beide an der Wand lehnten und sie breit angrinsten.
»Na, da hast du ja jetzt einen neuen Verehrer«, sagte Hellmer.
»Ha, ha, ha. Aber es ist ein schöner Strauß, das gebe ich zu.« Sie hielt ihre Nase an eine Blüte, schnupperte daran und entdeckte dabei die Karte, die zwischen dem Strauß steckte. Sie nahm sie heraus und las: »Werte Frau Durant, nur eine kleine Anerkennung für Ihre hervorragende Arbeit. Herzlichst, Michael Blumenthal.«
Sie legte die Karte auf den Tisch und fragte: »Seit wann seid ihr da?«
»Noch nicht lange. Wer kümmert sich um Küchler?«
»Das überlasse ich gerne euch beiden. Nehmt ihr ihn auseinander. Ich stehe nur zur Verfügung, wenn ihr nicht weiterkommt. Einverstanden?Und Thomas Wiesners Büro muss auf den Kopf gestellt werden. Und zwar heute noch. Nur die besten Beamten werden dafür eingeteilt. Setzt euch deswegen mit Müller in Verbindung. Alles wird beschlagnahmt, PC, Akten, einfach alles. Was ist mit dem Zeug aus Jakobis Zimmer?«
»Wird gerade untersucht. Vor allem sein Notebook scheint sehr interessante Hinweise zu enthalten, so viel habe ich schon erfahren.«
»Na super. Und jetzt viel Spaß mit
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