Das Syndikat der Spinne
kriegen.«
»Liegt’s am Geld?«, fragte Durant geradeheraus. »Mein Gott, Sie brauchen das doch nur zu sagen. Was kostet es?«
»Fünftausend pro Maschine.«
»Und wo ist das Problem?«
»Ich wollte es Ihnen ja nur sagen. Es müssen schließlich etliche Formalitäten erledigt werden, wenn Sie verstehen«, antwortete er mit einem bemühten Grinsen.
»Ja, ja, ich kenne den Ärger mit diesen leidigen Formalitäten und hasse diesen ganzen Kram auch. Ich werde mit meinem Mann sprechen, und der wird sich in den nächsten Tagen mit Ihnen in Verbindung setzen. Wegen des Geldes brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Sagen wir siebentausend pro Maschine, und es gibt keinen Ärger. Einverstanden?«
»Wir sind im Geschäft, Frau …«
»Durant. Gräfin Sophie Mathilde Durant.« Sie erhob sich, nickte ihm zu und sagte im Hinausgehen: »Was findet eigentlich heute hier statt, wenn ich fragen darf?«
»Eine Beerdigung, aber …«
Julia Durant fasste sich an die Stirn. »Natürlich, wie konnte ich das nur vergessen. Herr Wiesner, der Bankier. Wir sind fast Nachbarn, obwohl wir uns sehr selten sehen. Entschuldigung, gesehen haben, wollte ich sagen.«
Sie verabschiedete sich, und als sie wieder an ihrem Wagen war, grinste sie nur noch. Ein Blick auf die Uhr, Viertel vor zwei. Sie fuhr zum Friedhof, wo mehrere Mercedes 600, Stretchlimousinen, Rolls-Royce und andere Luxuskarossen parkten. Wow, dachte sie, da ist ja ganz schön was aufgefahren. Sie stellte ihren Corsa etwa zweihundert Meter entfernt ab und ging zum Portal, wo zwei in schwarze Anzüge gekleidete Muskelmänner sie kritisch musterten. Sie wollte gerade an ihnen vorbeigehen, als einer von ihnen sie ansprach: »Sind Sie eingeladen?«
»Wozu soll ich eingeladen sein?«, fragte sie. »Ich will zum Grab meines Mannes. Oder ist dieser Friedhof etwa gesperrt? Was ist hier eigentlich los?«
»Hier findet eine Beerdigung im engsten Familienkreis statt. Wir möchten Sie bitten, in einer Stunde wiederzukommen.«
»Hören Sie, meine Zeit ist sehr begrenzt, und ich habe nicht vor, dieser Beerdigung im engsten Familienkreis beizuwohnen«, sagte sie ebenso bestimmt. »Muss ja eine ganz schön große Familie sein. Was ist jetzt, darf ich auf den Friedhof?«
Sie schauten sich kurz an. »Sie sind auch nicht von der Presse?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte sie gespielt entrüstet.
»Dürften wir einen Blick in Ihre Handtasche werfen?«
»Was soll dieser Zirkus, junger Mann?! Meine Handtasche geht Sie überhaupt nichts an, kapiert? Und jetzt lassen Sie mich bitte durch, ich habe nicht unendlich Zeit! Oder soll ich die Polizei rufen?«
»Gehen Sie rein, aber halten Sie sich von der Beerdigung fern.«
Julia Durant betrat den Friedhof, sah die vielen Männer und Frauen, die sich leise unterhielten, entdeckte aber nirgendwo Sophia Wiesner. Eigentlich wollte sie ihr ins Gesicht blicken und ihr ein geheucheltes Beileid ausdrücken, aber in Anbetracht der vielen Menschen ließ sie es lieber bleiben. Einige kamen ihr bekannt vor, doch sie konnte sie im ersten Moment nicht einordnen. Erst nach einer Weile kam sie bei manchen drauf und spitzte die Lippen, als wollte sie pfeifen. Zwei bekannte Politiker, ein Schauspieler, ein Rockstar, der seit Jahren in den internationalen Hitparaden vertreten war, der Vorstandsvorsitzende eines großen süddeutschen Automobilkonzerns, dessen Autobiografie sie erst vor kurzem gelesen hatte, eine Frau, die ihr aus den einschlägigen Frauenmagazinen bekannt vorkam, irgendeine Prinzessin oder eine andere Adlige. Sie blieb etwa fünf Minuten hinter einem Busch stehen, bis auch die letzten der geladenen Trauergäste in der Kapelle waren, und begab sich wieder zu ihrem Wagen, ohne weiter Notiz von den beiden Muskelpaketen zu nehmen, deren Blicke sie im Rücken spürte. Sie setzte sich hinein und rief Hellmer an.
»Frank, wie schnell kannst du mit Peter hier sein?«
»Warum?«
»Frag nicht so blöd. Ihr müsst euch einfach angucken, was hier los ist. Ich schätze, das Ganze dauert nicht länger als eine Dreiviertelstunde. Schafft ihr es bis dahin? Und bringt am besten zwei Ferngläser und auch einen oder zwei Fotoapparate mit Teleobjektiven mit. Was ist mit dem Durchsuchungsbefehl?«
»Liegt vor mir auf dem Tisch.«
»Gut, zehn Leute sollen sich so gegen fünf auf den Weg machen,damit sie spätestens um sechs bei Wiesner sind. Und ihr beeilt euch.«
»Schon unterwegs.«
Sie startete den Motor, wendete und parkte unweit des Friedhofs
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