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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Hause gewesen. Michael kochte auch nicht gern. Und sie selbst – sie war eine miserable Köchin.
    »Karen!«
    Als er sie umarmte, wäre sie beinahe in Tränen ausgebrochen.
    »Meinen herzlichen Glückwunsch!«, sagte er lächelnd, als sie sich voneinander lösten. Und mit Blick auf ihre Trophäe, die sie aus der Manteltasche zog: »So sieht er also in Wirklichkeit aus, der Press Award. Darf ich ihn mal anfassen?«
    Sie hielt ihm das vergoldete Papierknäuel entgegen.
    »Du hast es verdient«, sagte er und nahm es vorsichtig in die Hand.
    »Es gibt viele, die ihn verdient hätten. Ich hab ihn halt bekommen.«
    »He, nicht so bescheiden.« Er gab ihr den Preis zurück, und sie stellte ihn mitten auf den Tisch.
    »Wo ist Michael?«, fragte er und sah sich um.
    »Nach Hause gefahren.«
    »Hm.« Er hob die Brauen, nur ein wenig, und sie brauchte nicht hinzuzufügen, dass sie sich fast gestritten hätten.
    Es war nicht richtig, dass sie jetzt hier war. Es war nicht richtig, und doch fühlte es sich richtig an. Es fühlte sich besser an als alles, was sie in der letzten Zeit gefühlt hatte.
    Der große Raum hinter ihr irritierte sie. All die Menschen an den Tischen, die Bedienungen, das Klappern von Geschirr ... »David ... Können wir ...«
    »... den Platz tauschen?«, beendete er ihren Satz.
    Sie nickte. »Ich hab ständig das Gefühl, dass hinter mir einer ...«, ... einer auf mich zielt, dachte sie. Unwillkürlich zog sie die Schultern hoch, als würde das etwas ändern.
    Auf dem neuen Platz fühlte sie sich besser. Jetzt lag das Restaurant vor ihr, im Rücken hatte sie die schützende Wand, rechts die große Fensterscheibe. Sie hatte alles im Blick. Es kann nichts passieren, Karen, es ist alles okay. Du bist nicht in Afghanistan.
    Er musterte sie im warmen Licht des Restaurants. »Dir geht’s nicht gut, was?«
    »Ich könnte als Erstes einen Drink vertragen«, sagte sie ausweichend und bestellte zwei Scotch. Das war schon immer ihr gemeinsamer Drink, mit dem sie einen überstandenen Tag feierten.
    Sie hätte eigentlich mit Michael hier sitzen und ihren Preis feiern sollen, sagte ihr Gewissen, und zugleich war sie froh, dass sie nicht mit ihm hier saß, sondern mit David.
    »Also, wie geht’s dir wirklich?«
    »Oh, ich dachte, wir verbringen einen lustigen Abend.«
    »He«, er lächelte aufmunternd, »so schlimm? Wir kennen uns lange genug, oder?«
    Sie hatte ihm noch nie etwas vormachen können, dafür hatten sie schon zu viel miteinander erlebt. »Ach, David, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Erzähl lieber von dir. Wo warst du?«
    »Später«, sagte er ernst. »Karen«, er beugte sich vor und sah ihr in die Augen, »du brauchst mir nichts vorzumachen, Karen, ich ...« Er brach ab.
    Der Kellner brachte den Scotch. Sie kippte ihn auf einmal hinunter. David hatte Geduld, er konnte warten. Sie spielte mit ihrem Glas.
    »Ich bin noch ein bisschen ... mitgenommen. Kann schlecht schlafen, nerve Michael. Ich darf mich nicht wundern, dass er in letzter Zeit öfter die Geduld verliert ...«
    »Das ist alles?«, fragte er ungläubig.
    »Na ja, ich hab wohl so was wie Depressionen.« Sie zögerte. »Ehrlich gesagt, ich dreh langsam durch. Ich trinke zu viel, nehme Tabletten, habe das Gefühl, nie wieder etwas auf die Reihe zu kriegen, ich habe Angst vorm Einschlafen, schalte das Licht nicht mehr aus, ich habe eine Pistole in meinem Nachttisch, manchmal auch in meiner Handtasche, ich fühle mich verfolgt, manchmal gehe ich tagelang nicht aus dem Haus, ich habe Angst, wenn das Telefon klingelt ... Ich habe Angst vor dem Tod – und vor dem Leben, ich kann nicht mehr arbeiten, und mein früherer Idealismus, meine hehren Prinzipien erscheinen mir nur noch lächerlich. Und meine Albträume, uralte von früher, suchen mich fast jede Nacht heim. Und weißt du was?« Das Paar am Nebentisch wandte sich ihr zu, und sie merkte, dass sie lauter geworden war. »Ich denke jeden Tag daran, mich zu rächen.«
    Seine Hand griff nach ihrer.
    »Verflucht, David!« Rasch zog sie die Hand weg und wischte sich über die Augen. »Ich nehme mich zusammen, dass es keiner merkt, aber dann lasse ich meine ganze Wut an Michael aus, dabei kümmert er sich um mich ...« Sie schüttelte den Kopf. »Warum musste es mir passieren?«
    Er lehnte sich zurück, und sie folgte seinem Blick zum Fenster. Es schneite wieder, im Licht der Laternen leuchteten die Schneeflocken wie Funken. Sie glaubte, er wollte etwas sagen,

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