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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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das ihre Freundschaft vielleicht zerstören könnte.
    Lass dir von niemandem in dein Herz sehen, liefere dich niemals einem Menschen aus! Dieser verfluchte Satz ihrer Mutter hatte sich in ihr festgehakt.
    Sie war dreiunddreißig, er fünfunddreißig, sie waren zusammen im Irak gewesen, in Afghanistan, hatten unzählige Reportagen zusammen gemacht, sie verstanden sich, sie fühlte sich gut in seiner Nähe – aber ...
    »David, wir sollten damit aufhören ...« Sie zog ihre Hände zurück.
    In seinem Blick lag etwas Trauriges. »Ich hab nachgedacht, Karen. Da passiert so was wie in Afghanistan oder ... auf dieser Skipiste ... oder wer weiß wo. Wie viele Jahre bleiben uns wohl noch? Die Hälfte unseres Lebens ist vielleicht schon vorbei. Wir werden alt und einsam und ...« Er brach ab, sah sie nur noch an.
    Das war alles zu viel. »Entschuldige mich, ich ...« Sie schob den Stuhl zurück.
    »Ich hab dich überfallen, ja?«
    »Nein, oder ja, ich ... Ach, was soll’s David, ja – ja, du hast mich überfallen. Ich ... ich kann das jetzt nicht ...«
    »Aber warum?«
    »Warum?« Sie konnte nicht weitersprechen, konnte ihm nicht diese Leere, dieses Bodenlose, diese Orientierungslosigkeit erklären, die sie in sich spürte. Sie hatte Herzklopfen, und ihre Lippen waren trocken. Hastig stand sie auf und bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch in den hinteren Teil des Restaurants. Sie stieß die Tür des Toilettenraums auf. Zu heftig, die Tür schlug mit einem dumpfen Knall gegen den Gummistopper.
    Und jetzt? Was erwartete er? Verflucht, David, warum kommst du gerade jetzt, wo mein Leben aus den Fugen geraten ist und ich selbst nicht mehr weiß, wer ich bin und was ich will? Als sie sich im Spiegel betrachtete, musste sie sich eingestehen, dass sie nicht gerade aussah wie eine glückliche Preisträgerin – und ganz sicher nicht wie eine Frau, der ein Mann gerade eben seine Liebe gestehen wollte.
    Sie drückte eine Ranitidin gegen ihre Magenschmerzen aus der Packung und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter. Ihr Magen war wie eine geballte Faust, die sich erbarmungslos in ihren Leib bohrte. Alkohol sollte sie jetzt besser keinen mehr trinken. Doch seit wann hielt sie sich an gute Ratschläge? Die Magenschmerzen quälten sie schon seit Monaten, und so lange betäubte sie sie mit Pillen, genauso wie die Kopfschmerzen. Mit hängenden Armen stand sie da und betrachtete sich im Spiegel. Dann, als wäre es ihre letzte Chance, kramte sie ihr Handy aus der Handtasche, die sie auf die Ablage neben dem Waschbecken gestellt hatte, und rief Michael an.
    Freizeichen.
    Michael, geh ran! Sag, dass du mich liebst, trotz allem, dass wir es schaffen ...
    Immer noch Freizeichen.
    David, warum tust du das? Jetzt ist es zu spät, längst zu spät. Und Michael? Was hält dich noch bei mir? Es war nicht leicht für ihn, wenn sie wochenlang unterwegs war und dann ausgepowert zurückkam, wütend über die Ungerechtigkeit in der Welt. Immer ließ er ihr Zeit, sich wieder einzufinden, hörte ihren endlosen Monologen zu und brachte sie auf andere Gedanken, buchte für sie beide ein längeres Wochenende zum Skifahren oder zum Wandern oder einen Kurztrip nach London. Nein, sie konnte Michael nicht vorwerfen, dass er sich keine Mühe gab. Sie war diejenige, die sich keine Mühe gab.
    Ich muss wieder zu mir kommen, sagte sie ihrem Spiegelbild. Sonst gerät alles aus den Fugen. Erst jetzt nahm sie die leise Klaviermusik wahr, mit der der Raum berieselt wurde. Mozart, dachte sie, Mozart verfolgt mich heute.
    Entschlossen zog sie die Lippen nach, ließ den Lippenstift in die Handtasche gleiten und ging zurück. David, ich schätze dich als Freund ... nein ... Das ist nicht gerade ein guter Zeitpunkt ... Ich fühle mich geschmeichelt ... David, aber es ist zu spät ... Mein Gott, sie hatte keine Ahnung, was sie ihm jetzt sagen sollte.
    David sah in ihre Richtung und lächelte. Sie wollte zurücklächeln, doch da wurde ihre Aufmerksamkeit von einer schnellen Bewegung draußen hinter der Scheibe abgelenkt, ein Schatten schoss heran, ein Wagen, Lichtreflexe blitzten in der Karosserie, und im selben Moment flog etwas auf sie zu, Sekundenbruchteile später zerplatzte die große Scheibe, und eine Explosion sprengte alles in die Luft, riss alles auseinander, Glas klirrte, und dann stürzte alles in einen Abgrund.
    Instinktiv warf sie sich zu Boden. Splitter, Mauerreste, Scherben prasselten auf sie herunter, Schreie gellten, das Licht war

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