Das Tahn-Kommando
um ihn. »Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen und unterhalten uns ein wenig.«
Sten hatte das Gefühl, sie führte ihn wie einen ungehorsamen kleinen Hund davon.
»Hier sind unsere Drinks«, hörte er die willkommene Stimme hinter sich. »Dieser niedliche kleine Robotdiener, den sie hier haben, ist wirklich … oh … äh … Sten?«
Erleichtert drehte Sten sich um. Dort stand Lieutenant Lisa Haines mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck.
Mit den tauben, aber noch immer flinken Fingern des geborenen Überlebenskünstlers griff Sten nach dem rettenden Seil, das sie ihm zugeworfen hatte. »Lisa«, sagte er mit einer Stimme, die eine Spur zu hoch klang, »du kommst gerade richtig, um eine alte Freundin von mir kennen zu lernen, Sofia Parral.«
Sofia blickte die fremde Frau kalt an. »Oh«, sagte sie mit plötzlich stählerner Stimme.
»Sofia, ich möchte dir Lieutenant Haines vorstellen. Sie ist äh … ich meine, wir sind … äh …«
Lisa streckte Sofia die Hand entgegen. »Ich bin sein Gast – eine neue Freundin von Sten«, schnurrte sie. »Freut mich sehr, eine alte zu treffen. Wie ich den Captain kenne, bin ich sicher, dass wir sehr viel gemeinsam haben.«
Sofia ergriff mit unterkühlter Geste Lisas Hand und schüttelte sie. »Ja«, sagte sie. »Ganz bestimmt.«
Dann wandte sie sich wieder Sten zu. Frost glitzerte in ihren Augen. »Entschuldige mich bitte, Sten, aber ich kann jetzt die anderen Gäste nicht länger warten lassen. Vielleicht können wir uns später in aller Ruhe unterhalten.« Sie drehte ihm ihren reizenden Rücken zu und stakste davon. Sten war sich nicht ganz sicher, vor was ihn Lisa da gerade gerettet hatte, doch er war immens froh darüber.
Geistesabwesend griff er nach einem der Drinks, die Lisa noch immer in der Hand hielt. Das Lächeln in ihrem Gesicht hohe ihn wieder auf den Teppich zurück.
»Ich wusste gar nicht, dass du hier jemanden kennst, Sten.«
Er trank sein Glas aus und bemerkte, wie ihm das andere auch gleich in die Hand geschoben wurde.
»Na ja, den einen oder anderen schon.« Dann lachte er plötzlich gelöst. »Die eine jedenfalls kenne ich.
Nur die eine. Und vielen Dank noch mal.«
Er sah Lisa anerkennend an. Sie hatte alle weiblichen Kurven an den richtigen Stellen und trug heute Abend ganz polizeiuntypisch ein weißes Abendkleid, das sich sehr vorteilhaft an ihren Körper schmiegte. Sie nahm ihm die Gläser ab.
»Mal sehen, ob wir hiervon noch einen Nachschlag bekommen«, sagte sie. »Dann stürzen wir uns in die Party. Ich nehme an, dass uns keine weiteren Überraschungen bevorstehen, oder?«
»Nein. Keine Überraschungen mehr. Hoffe ich jedenfalls.«
Sten täuschte sich gewaltig. Nach wenigen Sekunden waren die Gläser wieder voll, Lisa hielt sich dicht neben ihm, ein Orchester fing zu spielen an, und auf der Tanzfläche war gerade noch genug Platz. Sten dachte, er könne bestimmt so tun als ob, vor allem, als das Orchester etwas anstimmte, das sogar Sten als langsamen Dreivierteltakt erkennen konnte.
Er verbeugte sich und führte Lisa auf die polierte Metallfläche. Das, so wurde ihm später klar, hätte der Schlüssel sein müssen.
Doch vorerst wiegte er sich sanft in Lisas Armen, bewegte die Füße über den Boden, und allmählich fing er an zu begreifen, weshalb Senn und Marrs Feste Superparties waren.
Als die Band die Melodie des Liedes noch einmal aufnahm, stellte jemand die Generatoren an. Die überraschten Tänzer wurden schwebend nach oben getragen und trieben seitlich zwischen den wechselseitig wirkenden Kraftfeldern der Generatoren.
Der Tanzsaal verwandelte sich urplötzlich von einem Tanzboden in einen Wirbel von zeitlupenhaft ablaufender Akrobatik.
Als Lisa an ihm vorüberschwebte und ziemlich verwirrt aussah, weil sich ihr Kleid mittlerweile um ihre Hüfte gewickelt hatte, war Sten mehr als dankbar für sein Training im schwerelosen Zustand. Er schwamm auf sie zu und ergriff ihre Hände.
Lisa erhob sich wieder, lächelte und beschränkte sich auf den traditionellen Kommentar: »Kann auch Zufall sein!«
Sten hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, beschloss jedoch, die Gunst des Augenblicks zu nutzen.
Küsse im schwerelosen Raum schmecken nicht viel anders als unter normalen Schwerkraftverhältnissen, auch wenn die Speichelproduktion lebhaft zuzunehmen scheint.
Die Gunst des Augenblicks zu nutzen hieß auch, dass Sten die Beine leicht anzog und aus den Augenwinkeln beobachtete, wie eine reichlich benebelte Matrone in seine Nähe
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