1653 - Der schöne Schein des Bösen
Er hatte gewusst, dass er sich in Gefahr begab, aber dieses Risiko war der Reporter Bill Conolly bewusst eingegangen. So war es ihm endlich gelungen, die Spur der beiden Waffenhändler aufzunehmen, die schon lange auf seiner Liste gestanden hatten, weil er über dieses Thema einen Artikel hatte schreiben wollen.
Er hatte es geschafft, sie in ihrem Versteck zu überraschen und war doch zu unvorsichtig gewesen. Trotz der gezogenen Waffe war es den zwei Profis gelungen, ihn zu überwältigen.
Da hatte Bill bereits mit seinem Leben abgeschlossen. Zum Glück hatten sie ihn nicht getötet. Er war nur zusammengeschlagen worden, ohne jedoch richtig bewusstlos zu werden. Danach waren seine Hände gefesselt worden, und Bill hatte sich in einem Kofferraum wiedergefunden.
Allerdings stand der Wagen nicht, sie waren unterwegs, und Bill kannte das Ziel nicht.
Er machte sich darüber auch keine großen Gedanken, weil er einfach genug mit sich selbst zu tun hatte.
Der Kofferraum war kein bequemes Sofa. Immer wieder wurde Bill in Kurven von einer Seite auf die andere geschleudert. Er versuchte dabei, sich zu versteifen und so zu vermeiden, dass er mit dem Kopf irgendwo gegen stieß. Ihm reichten die Stiche und Schmerzen von den verabreichten Prügeln völlig aus.
Hin und wieder berührte sein Gesicht eine stinkende Decke. Wäre er bei vollen Kräften gewesen, dann hätte er versucht, sich von den Fesseln an seinen Händen zu befreien.
Das Zeitgefühl war dem Reporter verloren gegangen. Er wusste nicht, wie viele Stunden vergangen waren oder ob es nur eine gewesen war. Er konnte und wollte daran nicht denken, auch nicht an sein Zuhause, wo sich seine Frau Sheila bestimmt immense Sorgen und auch Vorwürfe machte. Sie hatte Bill davon abgeraten, sich mit der gefährlichen Sache zu beschäftigen, aber er hatte nicht auf sie gehört, Bill war einfach zu neugierig, zu sehr Journalist und immer daran interessiert, die heiße Story zu bekommen. Auch wenn er schon so lange in diesem Job tätig war, der Hunger nach einer guten Geschichte war geblieben. Jetzt hatte er sich einen Schritt zu weit vorgewagt. Und das ohne Rückendeckung. Er hätte anderen Kollegen Bescheid geben können, um Rückendeckung zu haben, aber das hatte er nicht getan und würde nun dafür büßen müssen. Wenn es ganz schlimm lief, mit seinem Leben. Darauf stellte sich Bill bereits ein.
Die Waffenhändler waren alles andere als fromme Brüder. Sie stammten aus dem Nahen Osten. Welcher Nation sie angehörten, wusste Bill nicht. Er vermutete, dass es Araber waren. Sie waren Zwischenhändler des Todes, schickten Waffen in Gebiete, die Pulverfässer waren, was sie nicht juckte. Wichtig war ihnen allein das Geschäft und der damit verbundene Profit.
Das Tempo war verringert worden. Hin und wieder rutschte der Wagen auch zur Seite weg, was Bill in seinem Versteck deutlich mitbekam.
Urplötzlich hielt der Wagen an.
Es wurde still um ihn herum. Dann hörte er zwei Männerstimmen und dazwischen ein rau klingendes Lachen. Da die Stimmen lauter wurden, wusste Bill, dass sich die Männer dem Kofferrraum näherten.
Die Reise war zu Ende. Sein Leben auch?
Plötzlich schwang die Haube hoch.
Der Strahl einer Lampe blendete den Reporter, der sofort die Augen schloss.
»Ach, er ist wach.«
»Ja, und er hat eine kleine Beule.«
»Selbst schuld.«
»Du sagst es. Er hätte nicht so neugierig sein sollen.«
Bill hielt die Augen geschlossen. Aber er hatte jedes Wort gehört und wusste, dass er den rauen Klang der Stimmen nie vergessen würde.
»Geben wir ihm hier die Kugel?«
»Nein, ich will mir den Kofferraum nicht versauen.«
»Was schlägst du vor?«
»Wir lassen ihn noch etwas laufen. Bis zu der ersten Halde. Da kann er dann liegen bleiben.«
»Wie du willst.«
Auch jetzt hatte Bill jedes Wort verstanden. Es gab also noch eine Galgenfrist für ihn.
Die Frage war nur, ob er sie nutzen konnte.
»Komm hoch, Schnüffler. Dein letzter Gang steht bevor.«
»Und wohin?«, fragte Bill.
»Das wirst du gleich sehen. Nicht jeder hat das Glück, an einer so exponierten Stelle sterben zu dürfen. Das ist schon etwas Besonderes.«
Bill hörte gar nicht hin. Seine Hände waren gefesselt, das schon, er fühlte sich auch noch zerschlagen, aber er gab nicht auf und bemühte sich, aus eigener Kraft den Kofferraum zu verlassen, denn er wollte seinen beiden Bewachern keinen Grund geben, ihn schon hier zu töten. Wegschleppen würden sie ihn bestimmt nicht.
Es war nicht einfach,
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