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Das Tao der Physik

Das Tao der Physik

Titel: Das Tao der Physik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Capra
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dem
Hadronen-Bootstrap
erreicht
werden kann. Unser gegenwärtiges Ringen um den Hadronen-Bootstrap wäre dann vielleicht nur ein Vorgeschmack auf
eine völlig neue Form menschlichen intellektuellen Bemühens.«
    Seit er diese Sätze vor fünfzehn Jahren schrieb, haben neue
Entwicklungen in der S-Matrix-Theorie Chew der oben erwähnten Möglichkeit, sich ausdrücklich mit dem Bewußtsein zu
befassen, beträchtlich nähergebracht. Außerdem war Chew
nicht der einzige Physiker, der sich in dieser Richtung bewegte.
Eine von David Bohm aufgestellte Theorie gehört zu den faszinierendsten der neueren Entwicklungen. Er ist vielleicht weiter
als jeder andere beim Studium der Beziehungen zwischen Bewußtsein und Materie vorgedrungen. Seine Methode ist umfassender und ehrgeiziger als die der gegenwärtigen S-MatrixTheorie. Man kann sie als einen Versuch ansehen, Raum-Zeit
im Rahmen des Bootstrap-Modells zu erfassen, und zwar zusammen mit einigen fundamentalen Vorstellungen der Quantentheorie, um daraus eine folgerichtige quanten-relativistische Theorie der Materie abzuleiten. 12
    Wie ich im zehnten Kapitel dargestellt habe, nimmt Bohm
den Begriff der »ungebrochenen Ganzheit« als Ausgangspunkt, und er betrachtet die durch das EPR-Experiment exemplifizierten nichtlokalen Zusammenhänge als wesentlichen
Aspekt dieser Ganzheit. Es scheint jetzt, daß nichtlokale Zusammenhänge die Quelle der statistischen Formulierung der
Gesetze der Quantenphysik sind. Bohm will jedoch über die
Wahrscheinlichkeit hinausgehen und die Ordnung erforschen,
die seiner Ansicht nach dem kosmischen Gewebe von Zusammenhängen auf einer tieferen »nichtmanifesten« Ebene inhärent ist. Er nennt dies eine »implizite« oder »eingefaltete«
Ordnung, in der die Verknüpfungen des Ganzen nichts mit der
Lokalität in Raum und Zeit zu tun haben, sondern eine völlig
unterschiedliche Qualität zur Schau stellen - die der Einfaltung.
    Bohm benutzt als Analogie für diese implizite Ordnung das
Hologramm wegen seiner Eigenschaft, daß jedes seiner Teile in
gewissem Sinne das Ganze enthält. 13 Wird ein Teil des Hologramms beleuchtet, kommt es zu einer Rekonstruktion des
ganzen Bildes, obwohl dieses weniger Einzelheiten zeigt als das
vom vollständigen Hologramm erhaltene Bild. Bohm meint,
die reale Welt sei nach denselben allgemeinen Prinzipien strukturiert, wobei das Ganze in jedes seiner Teile eingefaltet ist.
    Bohm ist sich natürlich darüber im klaren, daß die Analogie
des Hologramms zu begrenzt ist, um als wissenschaftliches Modell für die implizite Ordnung auf subatomarer Ebene dienen
zu können. Um die wesentlich dynamische Natur der Realität
auf dieser Ebene auszudrücken, hat er für den Untergrund aller
manifesten Einheiten den Ausdruck »Holomovement« geprägt. Diese »Holobewegung« ist nach Bohms Ansicht ein dynamisches Phänomen, dem alle Formen des materiellen Universums entspringen. Mit seiner Methode will er die in diese
Holobewegung
eingefaltete Ordnung studieren, und zwar
nicht, indem er die Struktur von Objekten, sondern die Struktur der Bewegung untersucht, womit sowohl der Einheit als
auch der dynamischen Natur des Universums Rechnung getragen wird.
    Nach Bohm entstehen auch Zeit und Raum als Formen, die
der Holobewegung entspringen; auch sie sind in ihre Ordnung
eingefaltet. Bohm glaubt, das Verständnis der impliziten Ordnung werde nicht nur zu einem tieferen Verständnis der Wahrscheinlichkeit in der Quantenphysik führen, sondern es auch
ermöglichen, die grundlegenden Eigenschaften der relativistischen Raum-Zeit abzuleiten. So soll die Theorie der impliziten
Ordnung eine gemeinsame Grundlage für die Quanten- wie für
die Relativitätstheorie liefern.
    Zum Verständnis der impliziten Ordnung hält Bohm es für
notwendig, das Bewußtsein als ein wesentliches Charakteristikum, als ein wesentliches Element der Holobewegung anzusehen und in seiner Theorie ausdrücklich zu berücksichtigen. Für
ihn sind Geist und Materie voneinander abhängig und korreliert, jedoch nicht kausal verbunden. Beides sind sich gegenseitig einfaltende Projektionen einer höheren Realität, die weder
Materie noch Bewußsein ist.
    Gegenwärtig befindet sich Bohms Theorie noch im Versuchsstadium, und die meisten seiner Feststellungen sind mehr
qualitativer als quantitativer Natur, obwohl er dabei ist, einen
mathematischen Formalismus mit Matrizen und der Topologie
zu entwickeln. Nichtsdestoweniger scheint selbst in diesem vorläufigen Stadium eine interessante

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