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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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seiner ganzen Helligkeit!«
    »Habe ich denn unrecht?«
    »Die sich nun ankündigende Verhandlung würde einen reifen und erfahrenen Richter verlangen, doch die Götter haben dir diese Sache anvertraut, und du hast sie angenommen.«
    »Kem bewacht die Kiste, die das himmlische Eisen enthält; er hat ein Brett darübergelegt, auf dem der Pavian sitzt. Niemand wird sich ihr nähern.«
    »Wann rufst du das Gericht zusammen?«
    »In spätestens einer Woche; angesichts der Außergewöhnlichkeit des Verfahrens werde ich den Rechtsgang beschleunigen. Glaubt Ihr, ich habe das Übel, das uns umschleicht, eingegrenzt?«
    »Du kommst ihm näher.«
    »Erlaubt Ihr mir, um eine Gunst zu ersuchen?«
    »Wer könnte dich daran hindern?«
    »Würdet Ihr Eurer baldigen Ernennung zum Trotz einwilligen, Geschworener zu werden?« Der alte Meister heftete den Blick nachdenklich auf seinen Schutzstern Saturn, der mit ungewöhnlichem Glanz funkelte. »Solltest du daran gezweifelt haben?«

36. Kapitel
    Brav konnte sich an die Gegenwart des Babuins unter seinem Dach nicht gewöhnen; da sein Herr ihn jedoch duldete, bekundete er keinerlei Feindseligkeit. Kem begnügte sich damit, stillschweigend festzustellen, daß diese Verhandlung schierer Irrsinn war. Welche Kühnheit Paser auch beweisen mochte, er stand noch nicht lange genug in seinem Beruf, um hier die Oberhand zu behalten. Obwohl der Richter die Mißbilligung des Nubiers spürte, fuhr er dennoch fort, seine Waffen zu schärfen, während der Gerichtsschreiber ihm nunmehr gewissenhaft überprüfte Niederschriften und Aufstellungen lieferte. Der Älteste der Vorhalle würde aus jeder formalen Unvollkommenheit Nutzen schlagen.
    Die Ankunft des Obersten Arztes Neb-Amun war alles andere als unauffällig. Erlesen gekleidet und mit einer wohlduftenden Perücke auf dem Haupt, trat er offensichtlich recht verärgert in die Amtsstube.
    »Ich würde gerne unter vier Augen mit Euch sprechen.«
    »Ich bin stark beschäftigt.«
    »Es ist dringend.«
    Paser ließ von einem Papyrus ab, der über die Gerichtsverhandlung gegen einen Vornehmen berichtete, welcher angeklagt worden war, im Namen des Königs Ländereien bewirtschaftet zu haben, die ihm nicht gehörten; trotz seiner Stellung bei Hofe, oder gerade wegen dieser, waren seine Güter beschlagnahmt und er selbst zur Verbannung verurteilt worden. Die eingelegte Berufung hatte nichts daran geändert.
    Die beiden Männer schlenderten durch eine ruhige, vor der Sonne geschützte Straße. Kleine Mädchen spielten mit ihren Puppen; ein mit Körben voller Gemüse beladener Esel trottete vorüber; ein Greis schlummerte auf der Schwelle seines Hauses. »Wir haben uns nicht richtig verstanden, mein teurer Paser.«
    »Ich beklage wie Ihr, daß Dame Sababu damit fortfährt, ihr verwerfliches Gewerbe auszuüben, doch es gibt kein Gesetz, das mir erlaubte, sie deswegen anzuklagen. Sie bezahlt Steuern und stört die öffentliche Ordnung nicht. Ich habe mir sogar sagen lassen, daß einige Heilkundige von Rang und Namen in ihrem Haus des Bieres verkehrten.«
    »Und Neferet? Ich hatte Euch gebeten, ihr zu drohen!«
    »Ich hatte Euch versprochen, mein Bestes zu tun.«
    »Mit glänzendem Erfolg! Einer meiner thebanischen Standesbrüder stand im Begriff, ihr ein Amt im Siechenhaus von Der el-Bahri zu geben. Zum Glück bin ich rechtzeitig eingeschritten. Wißt Ihr, daß sie den Argwohn bewährter Heilkundiger erregt?«
    »Demnach anerkennt Ihr also ihre Fähigkeiten?«
    »So begabt Neferet sein mag, sie ist und bleibt eine Außenseiterin.«
    »Ich habe nicht den Eindruck.«
    »Eure Gefühle sind mir einerlei. Wenn man sich beruflich aufzuschwingen wünscht, beugt man sich den Weisungen einflußreicher Männer.«
    »Ihr habt recht.«
    »Ich will Euch gerne eine letzte Möglichkeit einräumen, aber enttäuscht mich nicht noch einmal.«
    »Ich verdiene sie nicht.«
    »Vergeßt diesen Mißerfolg und handelt.«
    »Ich bin allerdings unschlüssig.«
    »Worüber?«
    »Über meine Laufbahn.«
    »Folgt meinen Ratschlägen, und Ihr werdet keine Sorgen mehr haben.«
    »Ich werde mich damit begnügen, Richter zu sein.«
    »Ich sehe nicht recht …«
    »Behelligt Neferet nicht weiter.«
    »Verliert Ihr Euren Verstand?«
    »Nehmt meine Mahnung nicht auf die leichte Schulter!«
    »Euer Betragen ist töricht, Paser! Ihr tut unrecht daran, eine zum bittersten Scheitern verdammte Frau zu unterstützen. Neferet hat keinerlei Zukunft; wer sein Geschick an das ihre bindet, wird

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