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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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fand Paser sich an der großen Bronzepforte des Ptah-Tempels ein. Ein Priester führte ihn auf jene Seite des Bauwerks, die noch in Dunkelheit getaucht war. Kem hatte dem Richter nachdrücklichst abgeraten, der befremdlichen Einbestellung Folge zu leisten. Wegen seines Ranges war er zwar nicht befugt, in einem Tempel zu ermitteln. Doch konnte es nicht sein, daß ein Priester ihm Enthüllungen über den Diebstahl des himmlischen Eisens und des Dächseis zu offenbaren wünschte?
    Paser war bewegt. Er drang zum ersten Male in das Innere des Tempels. Hohe Mauern trennten die Gemeinen von der Welt der Auserwählten, denen es oblag, die göttliche Kraft zu unterhalten und sie ausströmen zu lassen, auf daß das Band zwischen dem Menschengeschlecht und den Schöpfermächten nicht unterbrochen werde. Gewiß, der Tempel war auch ein Mittelpunkt des Handels angesichts seiner Werkstätten, Bäckereien, Schlachtereien und Lager, in denen die besten Handwerker des Reiches arbeiteten; gewiß, der erste Große Hof unter freiem Himmel war den angesehenen Persönlichkeiten zum Anlaß der großen Feste zugänglich. Jenseits indes begann der Bereich des Geheimnisvollen, des steinernen Gartens, in dem der Mensch die Stimme nicht mehr erheben durfte, um die der Götter zu vernehmen.
    Pasers Führer folgte der Umfriedungsmauer bis zu einer kleinen Tür, die mit einem kupfernen Rad versehen war, welches einen Schieber bediente; indem sie daran drehten, lösten die beiden Männer einen Schwall Wassers aus, mit dem sie sich das Gesicht, die Hände und die Füße reinigten. Der Priester bat Paser, im Dämmerlicht an der Schwelle eines Säulengangs zu warten.
     
    Einsiedler, in weißes Leinen gekleidet, traten aus ihren am Rande des Heiligen Sees erbauten Behausungen; aus dem See schöpften sie das Wasser für ihre morgendlichen Waschungen. Sich zu einem feierlichen Zug zusammenfindend, legten sie Feldfrüchte und Brot auf den Altären nieder, während der Hohepriester, der im Namen PHARAOS {67} wirkte, eine Lampe entfachte, das Siegel des Naos erbrach, in dem die Statue des Gottes ruhte, Weihrauch streute und gleichzeitig mit allen anderen Hohenpriestern, die zur gleichen Stunde dasselbe Ritual in allen Tempeln Ägyptens vollzogen, die Formel »Wache auf in Frieden« sprach. In einem der Säle des Inneren Tempels waren neun Männer versammelt. Der Wesir, der Hüter der Maat, der Oberste Verwalter der Beiden Weißen Häuser {68} , der Zuständige der Kanäle und Vorsteher der Wasserbauten, der Oberste Verwalter der Schriften, der Oberste Verwalter der Felder, der Vorsteher der Geheimen Sendungen, der Schreiber der Liegenschaften und der Kammerherr des Königs bildeten den Rat der Neun {69} Freunde von Ramses dem Großen. Jeden Monat besprachen sie sich an diesem geheimen Ort, fernab ihrer Amtshäuser und ihrer Bediensteten. Der Friede und die lautere Stille des Heiligtums kam ihren Überlegungen zugute. Ihre Mühsal erschien ihnen nämlich zunehmend beschwerlicher, seitdem PHARAO ungewöhnliche Weisungen erteilt hatte, als ob das Reich in höchster Gefahr wäre. Ein jeder mußte in seiner Verwaltung eine gezielte Überprüfung vornehmen, um sich der Redlichkeit seiner hochrangigsten Gefolgsleute zu versichern. Ramses hatte rasche Ergebnisse verlangt. Unregelmäßigkeiten und Nachlässigkeit sollten mit letzter Kraft verfolgt, die unfähigen Beamten davongejagt werden. Jeder der Neun Freunde hatte bei Unterredungen mit PHARAO den Herrscher gedankenverloren, ja gar besorgt vorgefunden.
     
    Nach einer Nacht fruchtbarer Gespräche gingen die neun Männer auseinander. Ein Priester kam hinzu und flüsterte Bagi einige Worte ins Ohr, worauf dieser sich zur Schwelle des Säulensaals wandte. »Habt Dank, daß Ihr gekommen seid, Richter Paser. Ich bin der Wesir.«
    Durch die Erhabenheit der Stätte bereits beeindruckt, war Paser es noch um so mehr durch diese Begegnung. Ihm, dem niederen Richter von Memphis, kam die ungeheure Bevorzugung zuteil, von Angesicht zu Angesicht mit dem Wesir Bagi zu sprechen, dessen sagenumwobene Unerbittlichkeit die gesamte Hierarchie erschreckte.
    Bagi war größer als Paser, hatte ein längliches, strenges Gesicht und eine verschleierte, etwas rauhe Stimme. Sein Tonfall war kalt, beinahe schroff. »Ich legte Wert darauf, Euch hier zu sehen, auf daß unsere Zusammenkunft geheim bleiben möge. Falls Ihr sie als gesetzeswidrig betrachtet, könnt Ihr Euch zurückziehen.«
    »Ich höre Euch zu.«
    »Seid Ihr Euch der

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