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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Eigenschaft betrachtete der Richter ihn als einen Gehilfen der Ordnungskräfte. »Betrachte den Ibis genau«, beharrte Pepi. »Die Weite seines Schritts beträgt eine Elle, das Sinnbild der Gerechtigkeit. Möge dein Gang so geradlinig und genau sein wie der von Thots Vogel. Du wirst fortgehen, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das?«
    »Der Ibis wandert weit am Himmel. Er hat dich auserkoren.«
    Der Greis erhob sich. Seine Haut war von Wind und Sonne gegerbt; er war nur mit einem Binsenschurz bekleidet.
    »Branir ist der einzige rechtschaffene Mann, den ich kenne; er trachtet weder danach, dich zu täuschen, noch dir zu schaden. Wenn du in der Stadt lebst, nimm dich vor den Beamten, den Höflingen und den Schmeichlern in acht: Sie tragen den Tod in ihren Worten.«
    »Ich habe keine Lust, das Dorf zu verlassen.«
    »Und ich … glaubst du, ich hätte Lust, nach der umherstreifenden Ziege zu suchen?« Pepi verschwand zwischen den Schilfrohren. Der weiß-schwarze Vogel flog davon. Seine großen Flügel schlugen einen allein ihm bekannten Takt; er wandte sich Richtung Norden.
    Branir las die Antwort in Pasers Augen. »Sei zu Beginn des nächsten Monats in Memphis; du wirst bei mir wohnen, bis du dein Amt antrittst.«
    »Ihr brecht schon auf?«
    »Ich praktiziere zwar nicht mehr, doch einige Kranke benötigen noch immer meine Dienste. Auch ich wäre gerne geblieben.« Die Sänfte entschwand im Staub des Weges. Der Bürgermeister redete Paser an. »Wir müssen eine heikle Angelegenheit prüfen; drei Familien behaupten, denselben Palmbaum zu besitzen.«
    »Ich weiß Bescheid; der Rechtsstreit dauert schon seit drei Geschlechtern an. Übertragt ihn meinem Nachfolger; falls es ihm nicht gelingen sollte, ihn beizulegen, werde ich mich bei meiner Rückkehr damit befassen.«
    »Du gehst fort?«
    »Die Verwaltung beruft mich nach Memphis.«
    »Und der Palmbaum?«
    »Laßt ihn wachsen.«

2. Kapitel
    Paser prüfte die Festigkeit seines Reisebeutels aus gebleichtem Leder, der mit zwei Holzstäben versehen war, die sich in den Boden bohrten, um ihn aufrecht zu halten. Mit seiner Habe gefüllt, würde er ihn mit Hilfe eines breiten Gurts, der über die Brust führte, auf dem Rücken tragen.
    Was hineintun außer einer rechteckigen Bahn Stoff für einen neuen Schurz, einem Überwurf und der unerläßlichen Matte mit geflochtenem Schuß? Aus sorgfältig miteinander verknüpften Papyrusstreifen gefertigt, diente die Matte als Bett, Tisch, Behang, als Schirm vor einer Tür oder einem Fenster und als Verpackung für kostbare Gegenstände; ihre letzte Verwendung war die eines Leichentuchs, das den Toten einhüllte. Paser hatte ein sehr widerstandsfähiges Stück erworben, der schönste Gegenstand seines Hausrats. Was den Schlauch betraf, der aus zwei gegerbten und zusammengenähten Ziegenhäuten gefertigt war, so würde er das Wasser über Stunden frisch halten. Kaum war der Reisebeutel geöffnet, lief ein sandfarbener Mischling herbei, um ihn zu beschnuppern. Brav war ein dreijähriger Bastard aus Wind- und Wildhund; der hochbeinige Rüde mit kurzer Schnauze, hängenden Ohren, die sich beim kleinsten Geräusch aufstellten, und geringeltem Schwanz war seinem Herrn treu ergeben. Er liebte langes Umherstreifen, jagte wenig und zog gekochte Speisen vor.
    »Wir gehen, Brav.«
    Ängstlich betrachtete der Hund den Beutel. »Fußmarsch und Schiff Richtung Memphis.« Der Hund setzte sich auf sein Hinterteil, als sei er auf schlechte Nachricht gefaßt. »Pepi hat dir ein Halsband gemacht; er hat das Leder sorgfältig gedehnt und mit Fett gegerbt. Es wird sehr bequem sein, das kannst du mir glauben.« Brav schien kaum überzeugt. Dennoch nahm er das rosenfarbene, grüne und weiße, nach außen mit Nägeln versehene Halsband an. Sollten ein Artgenosse oder ein Raubtier versuchen, ihn an der Kehle zu packen, wäre der Hund auf wirksame Weise geschützt; darüber hinaus hatte Paser eigenhändig folgende hieroglyphische Inschrift darauf eingeprägt: »Brav, Gefährte des Paser«.
    Der Richter stellte ihm eine Schüssel mit frischem Gemüse hin, der Hund verschlang gierig alles, ohne seinen Herrn aus den Augen zu lassen. Er spürte, daß dies weder der Zeitpunkt für Spiel noch für Zerstreuung war.
    Die Dorfbewohner, mit dem Bürgermeister an der Spitze, kamen, um dem Richter Lebewohl zu sagen; manche weinten. Man wünschte ihm viel Glück, man überreichte ihm zwei Amulette, wovon eines ein Schiff, das andere kräftige Beine darstellte; sie würden den

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