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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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übersetzen. (S. 453.)
     
    »Ah… Sie hier… Herr Real!«
    Wirklich stand der junge Maler vor der Thür des Hauses, an der auch Tommy wartete.
    »Meine Damen, sagte er, ich begab mich nach meinem Posten in Philadelphia, und da Indiana zufällig auf meinem Wege lag…
    – Ein rein geographischer Zufall, fiel Jovita Foley lachend ein, na, wenigstens ein glücklicher Zufall!
    – Und da sich meine Reise dadurch nicht verlängerte…
    – Denn, wenn das der Fall gewesen wäre, würden Sie sich doch nicht der Gefahr ausgesetzt haben, den bestimmten Termin zu verpassen…
    – O, ich habe Zeit bis zum 28., Miß Wag… noch sechs volle Tage… und…
    – Und wenn man sechs Tage übrig hat und nicht weiß, was man beginnen soll, ist es am besten, man verbringt sie mit den Personen, für die man Interesse… ein lebhaftes Interesse hat…
    – Jovita! sagte Lissy Wag halblaut.
    – Und der Zufall. immer der glückliche Zufall, hat es gefügt, daß Sie hier gerade das Sherman Hotel aufsuchten?…
    – Nein, weil die Zeitungen meldeten, daß die fünfte Partnerin hier mit ihrer allezeit getreuen Begleiterin abgestiegen sei.
    – Ja freilich, fuhr die getreue Begleiterin fort, denn wenn die fünfte Partnerin im Sherman Hotel abgestiegen war, ist es ja ganz natürlich, daß der erste Partner da ebenfalls Quartier nimmt… Freilich, wenn’s der zweite, der dritte Partner gewesen wäre… doch nein!… es war eben die fünfte Partnerin… in dem allen spielte der Zufall…
    – Gar keine Rolle, das wissen Sie wohl auch, Miß Wag, gestand Max Real, der die ihm dargebotene Hand des jungen Mädchens drückte.
    – Sapperment, das ist offenherzig! rief Jovita Foley, darum Offenheit für Offenheit… wir fühlen uns sehr beglückt durch Ihren Besuch, Herr Real… ich sage Ihnen aber im voraus, daß Sie keine Stunde länger als nöthig hier bleiben und wir es nicht zugeben werden, daß Sie den Zug nach Philadelphia verfehlen!«
    Es bedarf wohl kaum des Hinweises, daß Max Real in Saint-Louis gewartet hatte, bis die Zeitungen die Ankunft Lissy Wag’s und Jovita Foley’s in der Hauptstadt von Indiana meldeten, sowie, daß er von Anfang herein ihnen seine verfügbare Zeit widmen wollte.
    So plauderten die Drei denn »wie langjährige Freunde«, wenn man Jovita Foley glauben darf. Man verabredete Spaziergänge durch die Stadt, die sich dank der Anwesenheit Real’s weit interessanter gestalten mußten, als ohne ihn. Dabei konnte aber auch, die getreue Begleiterin bestand darauf. die Partie nicht unerwähnt bleiben. Lissy Wag befand sich jetzt an der Spitze und auch X. K. Z. drängte Sie jedenfalls nicht, wieder auf die zweite Stelle herunter. Um mit dem nächsten Wurfe als Erster anzukommen, mußten für den bisher allerdings begünstigten Mann zwölf Augen fallen, was doch nur in einer Weise – durch sechs und sechs – möglich ist, während man sieben Augen, die es ermöglichen würden, die gelbe Flagge Lissy Wag’s im dreiundsechzigsten Felde aufzupflanzen, auf dreierlei Weise – durch drei und vier, fünf und zwei sowie durch sechs und eins – erhalten kann. Das ergab ein Verhältniß von drei zu eins zu Gunsten Lissy Wag’s, wie Jovita Foley behauptete.
    Ob ihre Beweisführung richtig sei oder nicht, darum kümmerte sich Max Real nicht. Zwischen Lissy Wag und ihm war von dem Match kaum die Rede. Diese beiden sprachen von Chicago, von der hoffentlich baldigen Heimkehr, von der Freude, die es Frau Real gewähren werde, die beiden Freundinnen zu empfangen, was ein Brief der vortrefflichen Dame – zweifelsohne nach eingezogener Erkundigung – schon im voraus in warmen Ausdrücken bestätigte.
    »O, Sie haben eine gute Mutter, Herr Real, sagte Lissy Wag, deren Augen nach Einsichtnahme dieses Briefes etwas feucht wurden.
    – Die beste aller Mütter, Miß Wag, deren Zuneigung auch allen sicher ist, die ich liebe…
    – Und die eine ebensogute Schwiegermutter sein wird!« rief Jovita Foley laut auflachend.
    Der zweite Theil des Tages verlief unter Spaziergängen durch die schönsten Viertel der Stadt, vorzüglich längs der Ufer des White River. Es war zur unumgänglichen Nothwendigkeit geworden, den das Sherman Hotel belagernden Zudringlichen zu entfliehen, die alle – Jovita Foley glaubte steif und fest daran – die zukünftige Erbin William I. Hypperbone’s heiraten wollten. Die Straße wurde gar nicht mehr leer. Vorsichtigerweise hatte der schon gewitzigte Max Real gar nicht verlauten lassen, wer er war, sonst wäre der

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