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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Unfälle. Jeder, auch Jevy, brachte sein Fahrzeug jeweils im letzten Augenblick zum Stehen, ließ den anderen vorbei oder wich ihm aus.
    Der Flugplatz war verlassen. Jevy stellte den Wagen in der Nähe des kleinen Abfertigungsgebäudes ab. Von dort gingen sie zu Fuß zur geteerten Start- und Landebahn, an deren Rand vier Kleinflugzeuge standen. Eines von ihnen wurde gerade abflugbereit gemacht. Da Jevy den Mann nicht kannte, stellte er sich und Nate auf portugiesisch vor. Der Name des Piloten klang so ähnlich wie Milton. Er wirkte freundlich, doch war ihm deutlich anzumerken, dass er am Heiligabend lieber nicht fliegen oder sonst wie arbeiten würde.
    Während sich die beiden Brasilianer miteinander unterhielten, nahm Nate das Flugzeug näher in Augenschein. Als erstes fiel ihm an der alten einmotorigen Cessna 206 auf, dass sie einen Anstrich benötigte. Das machte ihm große Sorgen.
    Wenn außen der Lack abblätterte, konnte es dann im Inneren viel besser außehen?
    Die Reifen waren glatt. Um das Motorgehäuse herum sah man Ö1flecken.
    Das Auftanken nahm eine Viertelstunde in Anspruch, und der Start verzögerte sich. Allmählich näherte sich der Uhrzeiger der Zehn. Nate holte sein hochelegantes Mobiltelefon aus der tiefen Tasche seiner Khakishorts und rief Sergio an.
    Sergio trank gerade Kaffee mit seiner Frau und machte Pläne für letzte Weihnachtseinkäufe. Wieder war Nate dankbar, dass er sich außerhalb des Landes befand, fern von dem Festtagstrubel dort. An der Atlantikküste, erfuhr er, sei es nicht nur kalt, sondern sie hätten auch Schneeregen. Nate versicherte Sergio, dass es ihm nach wie vor glänzend gehe; keine Probleme.
    Ich habe den Rückfall verhindert, dachte er. Er war mit frischer Entschlossenheit und Kraft aufgewacht; also erwähnte er den flüchtigen Augenblick der Schwäche Sergio gegenüber erst gar nicht. Das hätte er zwar eigentlich tun müssen, aber warum sollte er Sergio beunruhigen?
    Während sie sich unterhielten, glitt die Sonne hinter eine dunkle Wolke, und vereinzelte Regentropfen fielen vom Himmel. Nate merkte es kaum und beendete das Gespräch nach dem üblichen »Frohe Weihnachten«.
    Der Pilot erklärte, dass er bereit sei. »Fühlen Sie sich sicher?« fragte Nate Jevy, während sie die Aktentasche und einen Rucksack ins Flugzeug hievten.
    Lachend erwiderte Jevy: »Was meinen Sie! Der Mann hier hat vier kleine Kinder und, wie er sagt, eine hübsche Frau. Warum sollte er sein Leben aufs Spiel setzen?«
    Jevy wollte Flugstunden nehmen und nahm daher gern auf dem Sitz rechts neben Milton Platz. Das war Nate nur recht. Er hockte hinter den beiden in einem engen Sitz, Bauch- und Schultergurte so fest wie möglich gezurrt. Zögernd, für Nates Geschmack zu zögernd, sprang der Motor an. In der kleinen Kabine war es wie in einem Backofen, bis Milton sein Fenster aufschob. Die vom Propeller erzeugten Luftwirbel verhalfen ihnen zu frischer Atemluft. Die Cessna rollte hüpfend ans Ende der Startbahn. Platz war genug, denn es gab keinerlei Verkehr. Als die Maschine abhob, klebte Nate das Hemd auf der Brust, und Schweiß lief ihm über den Rücken.
    Schon bald lag die Stadt unter ihnen. Sie sah von oben besser aus als vom Boden, denn aus der Luft wirkten die an den Straßen aufgereihten Häuser sauber und ordentlich. Im Zentrum herrschte so starker Verkehr, dass sich die Autos stauten. Fußgänger eilten über die Straßen. Corumba, das allmählich hinter ihnen zurückblieb, während die Maschine an Höhe gewann, lag auf einem Felsvorsprung über dem Paraguay, dem sie nach Norden folgten. Hier und da sah man Wolken. Sie spürten eine leichte Turbulenz.
    Als sie in einer Höhe von zwölfhundert Metern eine große unheilverkündende Wolke durchflogen hatten, lag mit einem Mal das Pantanal in all seiner Majestät unter ihnen. Im Osten und Norden wand sich ein Dutzend kleiner Wasserläufe in Spiralen um- und durcheinander, ohne irgendwo zu enden; sie verbanden eine Sumpffläche mit hundert anderen. Da die Flüsse Hochwasser führten, gingen sie an manchen Stellen ineinander über. Das Wasser wies unterschiedliche Farbschattierungen auf: Sie reichten vom Grün der tieferen Tümpel bis hin zum Dunkelblau der stehenden Gewässer in den Sumpfgebieten und waren an manchen Stellen mit starkem Bewuchs sogar schwarz. Die lehmige Erde, welche die kleineren Nebenflüsse mit sich führten, hatte sie rötlich gefärbt, wohingegen der breite Paraguay tiefbraun wie Schokolade war. Am Horizont zeigte sich

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