Das Testament
sollte. Jevy verglich das von ihm Gezeichnete mit den Angaben auf seinen Karten.
»Wir haben sie gefunden«, sagte er zu Nate.
»Wo?«
»Hier ist eine Ipica-Siedlung«, sagte er und zeigte auf eine Karte. »Südlich von Porto Indio, am Fuß der Berge. Mit der Wegbeschreibung der Indianer hier kommen wir ziemlich nahe dahin.«
Nate beugte sich vor und betrachtete aufmerksam die eingezeichneten Hinweise.
»Und wie machen wir das?«
»Ich denke, dass wir am besten zur Santa Loura zurückkehren und einen halben Tag lang auf dem Paraguay nordwärts fahren. Dann nehmen wir wieder das kleine Boot, um die Ansiedlung aufzusuchen.«
Der Paraguay kam ihrem Zielgebiet mit einer Flusswindung ziemlich nahe, und Nate gefiel der Gedanke, mit der Santa Loura dort hinzufahren. »Wie viele Stunden im Beiboot sind es dann noch?« fragte er.
»Ungefähr vier.«
Ungefähr konnte in Brasilien alles mögliche bedeuten, doch schien die Entfernung kürzer zu sein als die, die sie seit dem frühen Morgen zurückgelegt hatten.
»Worauf warten wir dann noch?« fragte Nate, erhob sich und lächelte den Indianern zu.
Jevy dankte den Indianern ausführlich, während er seine Karten zusammenfaltete.
Jetzt, als die Fremden im Begriff waren aufzubrechen, wurden die Indianer entgegenkommend und wollten sich von ihrer gastfreundlichen Seite zeigen. Sie boten ihnen zu essen an, was Jevy ablehnte. Er erklärte, sie hätten es eilig, da sie den großen Fluss vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollten.
Nate lächelte ihnen zu, während er sich an den Fluss zurückzog. Die Indianer wollten das Boot in Augenschein nehmen. Sie standen am Ufer und beobachteten mit großer Neugier, wie Jevy den Motor startklar machte. Als er ihn anspringen ließ, traten sie einen Schritt zurück.
Der Fluss, ganz gleich, wie er heißen mochte, sah in der Gegenrichtung völlig anders aus. Als sie sich der ersten Biegung näherten, warf Nate einen Blick über die Schulter und sah die Guatö, die nach wie vor im Wasser standen.
Es war fast vier Uhr nachmittags. Mit etwas Glück konnten sie die großen Seen vor Einbruch der Dunkelheit durchqueren und den Cabixa erreichen. Welly würde mit Bohnen und Reis auf sie warten. Während Nate diese Gedanken durch den Kopf gingen, spürte er die ersten Regentropfen.
Die Störungen am Motor rührten nicht von verschmutzten Zündkerzen her. Fünfzig Minuten nachdem sie die Rückfahrt angetreten hatten, gab er den Geist auf. Das Boot trieb mit der Strömung, während Jevy die Abdeckung abnahm und dem Vergaser mit einem Schraubenzieher zu Leibe rückte. Nate fragte, ob er helfen könne, und erfuhr, dass das nicht der Fall sei. Jedenfalls nicht, was den Motor betraf.
Allerdings könne er einen Eimer nehmen und anfangen, das Regenwasser auszuschöpfen. Außerdem könne er mit Hilfe eines Paddels versuchen, das Boot in der Mitte des Flusses zu halten, wie auch immer er heißen mochte.
Er tat beides. Die Strömung trug sie flussabwärts, wenn auch weit langsamer, als es Nate lieb war. Es regnete immer wieder mit Pausen. Die Wassertiefe nahm stark ab, als sie sich einer scharfen Biegung näherten, doch war Jevy so in seine Arbeit vertieft, dass er nichts davon merkte. Das Boot nahm Fahrt auf und wurde von den Stromschnellen einem Dickicht entgegengeschoben.
»Ich brauche Hilfe«, sagte Nate.
Jevy nahm das andere Paddel zur Hand. Er drehte das Boot so, dass es mit dem Bug auflief und nicht kenterte. »Halten Sie sich fest«, sagte er, während sie mit voller Fahrt ins Dickicht rauschten. Ranken und Äste peitschten in Nates Gesicht, und er versuchte, sie mit dem Paddel abzuwehren.
Eine kleine Schlange fiel neben seiner Schulter ins Boot. Er sah sie nicht. Jevy schob sein Paddel darunter und schleuderte sie in den Fluss zurück. Es war am besten, den Zwischenfall nicht zu erwähnen.
Einige Minuten lang kämpften sie mit der Strömung und gegeneinander. Irgendwie schaffte Nate es, Wasser in alle möglichen falschen Richtungen zu schieben; seine Begeisterung für das Paddeln brachte das Boot immer wieder in unmittelbare Gefahr zu kentern.
Als das Boot wieder frei war, nahm Jevy beide Paddel an sich und erteilte Nate den Auftrag, sein Regencape auszubreiten und über den Motor zu halten, damit der Vergaser nicht nass wurde. So stand er wie eine Art Schutzengel mit ausgebreiteten Armen da, einen Fuß auf einem Benzinkanister und den anderen auf dem Bootsrand, starr vor Angst.
Jetzt konnte sich Jevy wieder an die Reparatur machen.
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