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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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    ICH WAR MUTTER von zwei Säuglingen, und ich war zur Trinkerin geworden: zwei Kannen Tee am Vormittag, und noch vor dem Mittagsschlaf eine weitere. Und aus irgendeinem Grund hatte ich Schwierigkeiten zu schlafen.
    Es lag nicht am Koffein – als stillende Mutter hielt ich mich an Kräutertee –, und es waren auch nicht die Zwillinge. Nach drei zermürbenden Monaten, in denen ich praktisch rund um die Uhr stillte, hatten Will und Rob endlich gemerkt, wie viel schöner es ist, die Nacht durchzuschlafen, und auch ihren Eltern Gelegenheit gegeben, die Freude daran wieder neu zu entdecken. Mein Mann und ich hatten jetzt sechs Stunden himmlischer Ruhe, in denen wir ohne Unterbrechung schlafen und uns von den Strapazen des Tages erholen konnten.
    Aber während Bill diese kostbaren Stunden ausgiebig nutzte und meist noch angekleidet auf dem Sofa entschlummerte, reichte es bei mir nur zu unruhigen, kurzen Nickerchen, während der ich mit einem Ohr auf das leiseste Weinen, das kleinste Husten oder den winzigsten Schnaufer lauschte.

    Es war nicht nur die typische Überempfindlichkeit der frischgebackenen Mutter, die mir den Schlaf raubte. Will und Rob waren zu früh geboren, im März statt im April, und sie hatten ihre erste Lebenswoche im Brutkasten verbracht.
    Jetzt, mit vier Monaten, waren sie zwar bärenstark und hatten Lungen wie Perlentaucher, aber die Ängste dieser ersten ungewissen Tage waren nie ganz von mir gewichen.
    Die Welt, die mich bisher überwiegend freundlich behandelt hatte, war zu einem bösartigen, bedrohlichen Ort geworden, wo jede Ecke eines jeden Couchtisches lediglich dazu geschaffen war, dass meine Söhne sich den Kopf daran aufschlagen konnten. Es war meine und Bills Aufgabe, unsere Kinder vor tückischen Couchtischen zu schützen, und wir nahmen unsere Aufgabe sehr ernst.
    Wir waren aus Bills Familiensitz im lebhaften, lärmenden Boston geflohen und hatten die Jungen nach England gebracht, in ein Cottage aus honigfarbenem Stein in einer ruhigen, idyllischen Ecke der Cotswolds. Dieses Häuschen hatte mir die beste Freundin meiner Mutter hinterlassen, eine Frau namens Dimity Westwood, und für mich gab es keinen geeigneteren Ort, um Kinder großzuziehen.

    Bill radelte jeden Tag nach Finch, dem nächsten Dorf, wo er in seinem Büro am Dorfplatz die Geschäfte für die Anwaltskanzlei, die er mit seinem Vater führte, per EMail, Fax und Telefon abwickelte. Einmal im Monat fuhr er nach London oder auch weiter weg, wenn es nötig war, aber meist war er zum Mittagessen zu Hause und kam auch zum Abendessen selten zu spät.
    Dabei war es nicht das Essen, was ihn anzog.
    Seit den ersten Wochen meiner Schwangerschaft waren meine kulinarischen Ambitionen hauptsächlich auf die Herstellung gesunder Babynahrung beschränkt. Bill hatte sich daran gewöhnt, zu den Mahlzeiten meist irgendwelche geheimnisvollen Breis und Pürees zu probieren.
    William Willis junior war ein Ehemann, wie ihn sich jede Frau erträumt, und ein Vater, wie ihn jedes Kind haben sollte. Er wickelte die Babys, badete sie, sang sie in den Schlaf und fand sich auch heldenhaft mit meinen hormonell bedingten Stimmungsschwankungen nach der Entbindung ab, als der Umschwung zwischen Gelächter und Tränen unvorhersehbar war und sich von einer Sekunde auf die andere vollziehen konnte. Wie ich ging er in der Fürsorge um unsere Söhne auf und schien für meine Besessenheit, ihre Umgebung so sicher wie möglich zu gestalten, Verständnis zu haben. Als ich jede Ecke unserer Möbel mit Flanell umwickelte, protestierte er ebenso wenig, wie als ich an sämtlichen Schranktüren in der Küche Sicherheitsschlösser anbrachte, die so kompliziert waren, dass wir sie tagelang nicht öffnen konnten.
    Aber als Bill eines Abends Anfang Juli in unser Schlafzimmer kam, wo mir die Jungen in ihren Babywippen zusahen, wie ich die Matratze von unserm Bett wuchtete, das so groß wie ein Fußballplatz war, musste er wohl annehmen, dass ich vollends übergeschnappt sei.
    »Lori«, sagte er leise von der Tür her, »was machst du da?«
    »Ich nehme die Matratze vom Bett«, schnaufte ich, indem ich vergeblich an einer Ecke zerrte.
    »Warum?«, fragte Bill vorsichtig.
    Ich verdrehte die Augen, als sei die Erklärung sonnenklar. »Was ist, wenn Will und Rob unter das Bett krabbeln und es über ihnen zusammenbricht? Es ist viel sicherer, die Matratze auf der Erde zu haben.«
    Bill warf einen Blick auf die vier pummeligen Babyknie und die herumfuchtelnden Händchen, die noch

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