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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verirrt, hätte Nate am liebsten gesagt.
    Jevy steuerte auf ein mit Büschen bestandenes Ufer zu. Während das Boot stromab dahintrieb, suchten sie mit ihren Taschenlampen das flache Wasser ab. Zwei unmittelbar über der Wasseroberfläche glimmende kleine rote Punkte hätten bedeutet, dass auch ein Kaiman Wache hielt, aber zum Glück sahen sie keinen. Sie machten das Boot mit einem Seil an einem kräftigen Ast wenige Meter vom Ufer entfernt fest.
    Zum Abendessen gab es halbtrockenes Salzgebäck, eingelegte kleine Fische aus der Dose, die Nate noch nicht kannte, Bananen und Käse.
    Als der Wind aufhörte, kamen die Moskitos. Nate rieb sich Hals und Gesicht, ja sogar Augenlider und Haare, mit Insektenschutzmittel ein. Die winzigen Tiere waren flink und tückisch und zogen in kleinen schwarzen Wolken von einem Ende des Boots zum anderen. Obwohl es nicht mehr regnete, hatte keiner der beiden Männer sein Regencape ausgezogen. Soviel Mühe sich die Moskitos auch gaben, dessen Kunststoff konnten sie nicht durchdringen.
    Etwa eine Stunde vor Mitternacht klarte der Himmel ein wenig auf, doch war vom Mond nichts zu sehen. Der Fluss schaukelte das Boot sacht. Jevy bot sich an, die erste Wache zu halten, und Nate versuchte, eine Stellung zu finden, in der er ein wenig dösen konnte. Er legte den Kopf auf das Zelt und streckte die Beine aus. Dabei entstand ein kleiner Spalt in seinem Cape, und sogleich stürzten sich ein Dutzend Moskitos darauf, um ihm Blut aus der Seite zu zapfen. Irgend etwas platschte im Wasser, vielleicht ein Reptil. Das kleine Aluminiumboot war nicht dafür geschaffen, dass sich jemand darin ausstreckte.
    Von Schlaf konnte keine Rede sein.

    FÜNFUNDZWANZIG

    Flowe, Zadel und Theishen, die drei Psychiater, die erst vor wenigen Wochen Troy Phelan untersucht und sowohl auf dem Videoband als auch später in langen eidesstattlichen Erklärungen die einhellige Meinung vertreten hatten, dass er bei klarem Verstand gewesen sei, wurden entlassen. Nicht nur das, die Phelan-Anwälte stellten sie als Spinner hin, wenn nicht gar als Irre.
    Neue Psychiater wurden gefunden. Den ersten verpflichtete Hark für einen Stundensatz von dreihundert Dollar. Er hatte ihn in einer Zeitschrift für Prozessanwälte entdeckt, deren Kleinanzeigen Spezialisten für alle Dienstleistungen von Abschleppunternehmen bis hin zu Zytologen anboten. Es handelte sich um einen gewissen Dr. Sabo, der seine Praxis aufgegeben hatte und jetzt bereit war, sein Zeugnis zu verkaufen. Schon ein kurzer Blick auf Mr.
    Phelans Verhalten veranlasste ihn zu der vorläufigen Ansicht, dieser Mann sei eindeutig nicht testierfähig gewesen. Wer sich von einem Hochhaus stürze, sei offenkundig nicht bei klarem Verstand, und wer einer ihm selbst unbekannten Erbin ein Vermögen von elf Milliarden Dollar hinterlasse, müsse auf jeden Fall geistesgestört sein.
    Sabo war mit Begeisterung bereit, am Fall Phelan mitzuarbeiten. Das Urteil seiner drei Fachkollegen zurückzuweisen, betrachtete er als Herausforderung.
    Auch lockte ihn die Aussicht, dass der Fall in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregen würde - er war noch nie in einem berühmten Prozess aufgetreten. Außerdem würde er sich von seinem Honorar eine Ostasienreise leisten können.
    Alle Phelan-Anwälte gaben sich die größte Mühe zu erreichen, dass das Gutachten von Flowe, Zadel und Theishen widerlegt wurde. Die einzige Möglichkeit, deren Glaubwürdigkeit zu erschüttern, bestand darin, andere Fachleute zu finden, die eine abweichende Meinung vertraten.
    Da die Erben keinesfalls imstande sein würden, die hohen monatlichen Honorarrechnungen zu bezahlen, die auflaufen würden, erklärten sich ihre Anwälte entgegenkommenderweise bereit, die Dinge zu vereinfachen, indem sie sich prozentual am Ergebnis beteiligten, und so wurden statt der exorbitanten Stundensätze Erfolgshonorare vereinbart. Das Beteiligungsverhältnis war atemberaubend, wenn auch keine Kanzlei je nach außen dringen lassen würde, wie viel Prozent sie berechnete. Hark wollte ursprünglich vierzig, doch als ihm Rex Habgier vorwarf, einigten sie sich schließlich auf fünfundzwanzig. So viel quetschte auch Grit aus Mary ROSS Phelan Jackman heraus.
    Eindeutiger Sieger blieb der Straßenkämpfer Wally Bright, der von Libbigail und Spike die Hälfte dessen verlangte, was sie bekommen würden.
    Im allgemeinen Durcheinander, das herrschte, bevor die Phelan-Erben ihre Anfechtungsklage einreichten, fragte sich keiner von ihnen, ob sie richtig

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