Das Teufelskind
fingen an, sich zu bewegen Sie zuckten auf und nieder, drehten sich zu Kreisen zusammen, und sie gaben ihre Magie ab.
Mandra beobachtete genau. Er war selbst fasziniert von diesem Vorgang. Nach Erklärungen wollte er nicht suchen aber irgend etwas geschah im Innern des Dreiecks, das in einem unmittelbaren Zusammenhang mit ihm persönlich oder seiner Arbeit stand. Auch der schwarze Samt blieb nicht mehr so, wie er war. Er bewegte sich, als hätte jemand mit einer Hand über ihn gestrichen, wobei er ein Bild malte.
Erste Konturen schälten sich hervor. Sie schimmerten hell, fast weiß, waren aber dennoch nur als dünne Striche zu erkennen Mandra Korab schaute genauer hin, und er glaubte zu wissen, daß sich dort allmählich ein Gesicht abzeichnete.
Das Gesicht eines Menschen.
War es derjenige, der ihm die Botschaft übermitteln wollte? Der Inder wurde noch gespannter, denn es stand längst nicht fest, ob er hier einen Toten oder einen Lebenden vor sich hatte, der sich ihm zeigte. Es konnte durchaus sein, daß ihm ein toter Freund eine Warnung übermitteln wollte. Mandra hatte bereits alles erlebt aber das Gesicht, das sich immer stärker hervorkristallisierte und auch in seinen Umrissen klarer wurde, gehörte keinem Freund.
Wenigstens konnte er sich nicht daran erinnern. Zudem besaß es keine asiatischen Züge, sondern europäische.
Mandra zeigte sich verwirrt. Er zwinkerte mit den Augen, seine Zunge fuhr über die Lippen, und er holte stoßweise Atem. So etwas war auch für ihn überraschend, denn er hatte das Gesicht noch nie gesehen, und das konnte er mit Bestimmtheit behaupten, obwohl es trotz allem eine Bedeutung für ihn haben mußte. Sonst hätte es sich ja nicht gezeigt. Aber wer war diese Person?
Noch hatte Mandra Korab keinen Verdacht, zudem lebte dieses Gesicht nicht und zeigte sich nur in Umrissen seinem Betrachter. Immer neue Konturen kamen hinzu, und sie schienen aus dem schwarzen Samt zu steigen, so daß Mandra Korab mittlerweile Einzelheiten ausmachen konnte.
Es war das Gesicht eines Kindes.
Ja, das sah er sehr deutlich.
Und zum erstenmal drang ein Wort über seine Lippen »Wer?« hauchte er, »wer bist du…?«
Das Gesicht gab keine Antwort. Dennoch hatte es die Frage verstanden, denn Mandra Korab bekam eine Reaktion zu sehen. Es war ein Lächeln, nein, ein Grinsen, das den schmalen Mund regelrecht in die Breite zog so daß sich der Strich, der den Mund darstellte, bis an die Wangen hin verlängerte.
Selbst Mandra Korab, der vieles gewohnt war, konnte hier nicht mehr mithalten. Für ihn war dies verständnislos, er begriff die Botschaft der Dolche einfach nicht, aber er schaute weiter hin und hoffte darauf, irgendwann Klarheit zu bekommen.
Auch die Griffe der Waffen waren in diesen magischen Kreislauf mit einbezogen worden. Sie hatten sich verändert. Zwar besaßen sie äußerlich noch dieselbe Form, doch in ihrem Innern waren die roten Schlieren in so heftige Bewegung geraten, daß Mandra Korab Angst bekam, sie könnten die Griffe sprengen.
Er schüttelte sich. Sein Blick flog durch den Raum, der zum großen Teil im Dunkeln lag. Nur eine Lampe brannte. Deren Schein war auf die sieben Dolche gerichtet.
Genau von ihnen strahlte die Magie ab, die sich immer mehr verdichtete, so daß es buchstäblich zu einer Entladung kam, denn plötzlich drang aus dem Mund des stilisierten Gesichts ein gräßliches, gemeines Lachen.
Es war hell und gleichzeitig schrill. Kein Lachen, das ein Erwachsener ausstoßen konnte. Es war das Lachen eines Kindes.
Ja, so lachte nur ein Kind!
Ein Teufelskind!
***
Der Inder taumelte zurück.
Es war kein normales Gehen mehr, denn diese Überraschung verkraftete er kaum. Mit allem hätte er gerechnet, nur nicht mit diesem bösen widerlichen Lachen. Es füllte den gesamten Raum aus, und selbst bei Mandra Korab hinterließ es eine Gänsehaut.
Er kam sich vor wie ein Statist. Die Dolche, die das Dreieck bildeten, zitterten. Sie stießen gegeneinander, in den Griffen glühte es wie Feuer, Rauch entstand. Er stieß aus dem Gesicht hervor und verdunkelte sekundenlang die Szene.
Mandra Korab wollte mit einem Bannspruch eingreifen, er zögerte, denn er glaubte, daß diese seltsame Beschwörung noch nicht ihr Ende gefunden hatte.
Und er behielt recht.
Das Gesicht wurde mit einemmal deutlicher. Dreidimensional schälte es sich hervor, und es schwebte über dem Dreieck aus Dolchen Jetzt erkannte der Inder genauer, um was es sich handelte. Es war nicht nur ein
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