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Das Todeshaus

Das Todeshaus

Titel: Das Todeshaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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einem Gesang der Hoffnung, einem Klagelied des Seelenheils. »Weiche Feuer, bring Frost. Weiche Feuer, bring Frost. Weiche Feuer, bring Frost.«
    Eins, eine Trennlinie.
    Zwei, ein stolzer Schwan.
    Drei, eine Adlerklaue.
    Beim dritten Mal entfaltet es seine magische Wirkung und öffnet das Tor.
    In eine Welt der Hoffnung. Eine Festung des Glaubens.
    In der die Seele von Anna Galloway zuhause sein wird.
    Sie war Anna. Sie war am Leben.
    Sie öffnete die Augen, sah den blassen Kranz, der sich um den Mond zog, fühlte die kalte Oktoberluft auf ihrer Haut, schmeckte den Rauch, der aus den Schornsteinen aufstieg, roch das modrige, vom Wind aufgewirbelte Laub der Bäume, hörte das dumpfe, weit entfernte Gebrüll von Ephram Korbans Herz. Sie legte ihre Hand an ihr eigenes Herz. Es schlug. Im Rhythmus mit dem seinen. Und mit all den unglücklichen Seelen, die sie in sich trug und die Anna ihre Hoffnungen und Träume anvertraut hatten.
    Brennstoff.
    Ephram wollte Brennstoff. Sie würde ihm Brennstoff geben.
    Sie stand auf, ihr Körper blieb bäuchlings auf dem Witwensteg liegen, aber ihre fleischliche Hülle war für diese Mission sowieso nutzlos. Alles, was sie brauchte, war der Glaube, der in ihrer Seele schlummerte. Denn schließlich hatte sie doch noch etwas gefunden, zu dem sie gehörte. Etwas, das mehr bot als einfach nur endlose Dunkelheit. Etwas, das größer war als sie selbst.
    Ihr Haus steckte voller Leben. Korbans Haus hingegen war zerrissen.
    Gefangen zwischen Frost und Feuer.

 
     
    73. KAPITEL
     
    Mit klapprigen Knochen erhob sich Miss Mamie und stieg aus der Hülle ihres Leichnams empor.
    Wo war ihr Körper, wo die Schönheit, die Ephram ihr geschenkt hatte? Sie brauchte einen Spiegel, denn Spiegel logen niemals. Genauso wie Ephram. Ephram liebte sie. Mit Sicherheit hatte er einen plausiblen Grund dafür, dass er sie getötet hatte.
    Vielleicht war ihre Liebe für die andere Seite und nicht für die Welt der Sterblichen bestimmt. Dies war die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab. Sie besaß noch immer ihre Augen, konnte die sterbliche Welt sehen und gleichzeitig das seltsame Wunder des Todes spüren. Der Tod erschien ihr genauso wie das Leben, nur besser.
    Sie würde jetzt zu Ephram gehen, so wie er sie erschaffen hatte, und sich seinem Willen unterwerfen.
    Aber warum war Sylva noch immer am Leben? Und wieder so jung und wunderschön?
    Ephram würde alles erklären können. Schließlich hatten sie alle Zeit der Welt.
    Sie hievte sich zu ihm, auch wenn ihre Seele scheinbar untrennbar mit dem schweren, dichten Nachthimmel verbunden war und der Schritt aus der Dunkelheit ihre letzten Kraftreserven aufbrauchte.
    Die grob gehauenen Schultern der Statue schimmerten trüb. Ephram hielt die Büste aus poliertem Ahorn wie eine Trophäe in die Höhe, legte sich selbst die Welt zu Füßen und präsentierte ihr den Mann, der über beide Seiten herrschte.
    »Sorg dafür, dass sie verschwindet«, verlangte Sylva von ihm. »Dann vollende ich den Zauber.«
    »Sylva«, erwiderten die Statue und die Büste von Ephram unisono. »Ich habe dir alles gegeben.«
    »Ich will mehr als alles. Es reicht nicht, wenn ich dein Herz bekomme, ich will auch, dass sie nie mehr einen Platz in deinem Herzen hat.«
    »Du bist die Einzige, die ich jemals geliebt habe.«
    »Das kann schon sein, aber das hast du auch zu ihr gesagt. Also musst du eine von uns beiden belogen haben.«
    Miss Mamie kämpfte gegen die mächtigen Kräfte, die sie immer wieder in die Finsternis zurückziehen wollten. Tunnel der Seele. Ephram behauptete, wir alle hätten Tunnel der Seele. Was verbirgt sich in meinem Tunnel, Ephram? Was fürchte ich mehr als alles andere auf der Welt?
    Mit weit aufgerissenen, liebenden Augen starrte Sylva auf den Adonis aus Eiche. Ihre Zaubersprüche hatten eine Horde nebliger Gestalten heraufbeschworen, die sich um die Statue wie vor einem wieder auferstandenen Propheten versammelt hatten und ihn anbeteten wie einen Gott.
    Da war der verwirrte und todtraurige Ransom, der sich verzweifelt an einen wirkungslosen Zauber klammerte.
    George Lawson, der seine zerfetzte Hand als Zeichen der Ehrerbietung opferte.
    Die Abramovs, deren Instrumente wie von Geisterhand melodische Klänge von sich gaben.
    Lilith, die immer wieder mal ins Blickfeld huschte wie ein halbfertiges Gemälde.
    William Roth, aus dessen leeren Augen Spinnen hervor krochen.
    Die Büste lächelte in den Nachthimmel. »Lebe wohl, Margaret.«
    Miss Mamie wollte ihr Medaillon

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