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Das Todeshaus

Das Todeshaus

Titel: Das Todeshaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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berühren, aber es war nicht mehr da. Es lag zusammen mit ihrem leeren Kleid und dem Staub ihres ausgetrockneten Körpers am Boden. Und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie sich bereits in ihrem Tunnel befand. Denn dies war ihre größte Angst und sie musste mit ansehen, wie ihre unerwiderte Liebe einen finsteren Abfluss hinuntergespült, wie ihre Opfergabe verweigert wurde. Ein Jahrhundert voller Versprechen stürzte ins bedeutungslose Nichts.
    Sie spürte, wie ihre Seele in den Wind gestreut und über den Berg hinfort getragen wurde, an einen Ort, an dem Ephram für immer unerreichbar sein würde.

 
     
     
    74. KAPITEL
     
    Auf gar keinen Fall.
    Unter keinen Umständen. Ausgeschlossen. Niemals.
    Doch Mason konnte es nicht verleugnen. Annas Körper hatte sich neben ihm geregt. Ihre Wimpern hatten gezittert. Ihr Brustkorb bewegte sich unter ihrer Bluse auf und nieder. Ihr Atem kühlte den Schweiß in Masons Handfläche. Sie war zurück.
    Und trotz seiner Angst und Fassungslosigkeit schoss eine Woge der Freude durch seine Venen, ein Gefühl der Wonne, das ihm bis dahin vollkommen unbekannt gewesen war. Dies war alles nur ein verrückter Traum, es musste einfach so sein. Aber Träume waren jetzt alles, was ihm blieb.
    Mason betrachtete das anmutige rote Holz der von ihm geschaffenen Statue, blickte zu den Geistern, die sich darum versammelt hatten, und zur Ahornbüste, die von Sylva die Vollendung ihres Zaubers forderte.
    Annas Augen öffneten sich und ihre Iriden leuchteten nicht mehr kobaltblau, sondern rot, gelb und orange wie die Farben eines lodernden Feuers.
    Sie erhob sich, doch ihre fleischliche Hülle blieb auf den Brettern liegen. Dort stand sie nun. Als Geist. Aber ihr Körper atmete.
    Sie war auf beiden Seiten gleichzeitig, tot und lebendig.
    »Sie—sie sollte nicht zurückkommen«, wimmerte Sylva und verfiel trotz ihrer neu gewonnenen Jugend wieder in die gewohnte Haltung einer alten Frau. »Du hast sie getötet, genau wie Rachel.«
    »Ich brauche sie«, erwiderte Korban. »Sie ist ein Teil des Hauses. Und nun vollende den Zauber. Ich habe mein Wort gehalten. Margaret ist fort.«
    Annas Mund verzog sich zu diesem wunderbar zarten Lächeln, über ihre Lippen ergoss sich ein Chor von toten Stimmen. »Es ist das Feuer, Mason.«
    Er berührte ihre Wange, die glühend heiß war. In ihr steckte also noch menschliche Wärme. »Vertraust du mir?« flüsterte er. So etwas hätte er sonst nur im Traum gefragt. Aber jetzt gab es nichts mehr zu verlieren.
    Vielleicht war das die wahre Kunst, die Schöpfung, die sein aufopferndes Schaffen auch erwidert, das Werk, das sich selbst kreierte. Dies war das bedeutsamste Traumbild von allen.
    »Vielleicht«, sagte Anna. »Das Feuer.«
    Ein »Vielleicht« reichte ihm aus, um alles zu riskieren. Mason wusste, was zu tun war, was er schon vor langer Zeit hätte tun sollen. Bedächtig ging er auf die Laterne zu, deren berauschende Flammen Annas Augen reflektierten.

 
     
     
    75. KAPITEL
     
    Oh lieber Herrgott, irgendetwas stimmt hier nicht.
    Sylva schleuderte ihr Zauberpulver auf Ephram, presste Rachels Totenhemd an ihr Herz.
    Anna hätte nicht zurückkommen dürfen. Sie sollte eigentlich tot sein und als Geist durchs Haus spuken. Sie sollte Ephram dienen, sein Blut zum Fließen bringen, sein Brennstoff sein, seine Waffe. Aber nun lag sie hier, atmete, blinzelte und flüsterte mit dem Bildhauer.
    Und dann noch Annas Augen, irgendetwas an ihnen war äußerst seltsam. Es war, als ob mehrere Personen durch sie hindurch blickten, und jede einzelne von ihnen war verrückter als ein wild gewordener Affe im Käfig.
    Sie würde dafür sorgen, dass er sich auch Annas entledigte. Genau wie er es mit Miss Mamie getan hatte. Und mit Rachel. Er würde sie alle aufgeben. Bis nur noch sie und Ephram übrig waren.
    Sie konnte es kaum erwarten, diesen auferstandenen Körper zu erforschen. Ein ganzes Jahrhundert hatte sie auf diesen Augenblick gewartet. Hatte diesem Mann Tausende und Abertausende Zauber gewidmet. Nun war es an der Zeit für eine kleine Wiedergutmachung.
    Voller Anmut und Ästhetik öffnete die Büste den Mund. Es würde sich ziemlich hölzern anfühlen, dieses Ding da zu küssen, mit dieser Statue Liebe zu machen, die noch nicht einmal alle Körperteile besaß, aber man sagt doch, dass die Liebe immer einen Weg findet. Und sie hatte bis in alle Ewigkeit Zeit, um sich an seine Gestalt zu gewöhnen. Um Korban zu zähmen und ihm den unschätzbaren Wert ihrer Zauberkünste

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