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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erwartet hatte, war der zuckende, rötliche Korridor, der hinter der Tür begann.
    Er war rund, wenn auch nur annähernd, denn seine Wände befanden sich in ständiger pulsierender Bewegung. Unablässig bog und wand er sich wie ein Schlauch, Tropfen von gelblicher und roter Flüssigkeit drangen aus Wänden und Decke, und es war nicht auszumachen, aus welchem Material er bestand.
    Aber auf furchtbare Weise hatte ich das sichere Gefühl, etwas Lebendigem gegenüberzustehen.
    Jeremy packte sein Lineal fester, beugte sich weiter vor und schob die Tür langsam wieder zu. Immer wieder mußte er damit innehalten, um tote Ratten beiseite zu schieben, die die Tür blockierten, und ich hatte das Gefühl, daß der Tunnel stärker zuckte und bebte, je weiter sich die Tür schloß.
    Ich kam ihm zu Hilfe, doch selbst zu zweit hatten wir alle Mühe, die Uhr zu schließen. Es war nicht so, als müßten wir gegen einen mechanischen Widerstand ankämpfen; vielmehr schien sich die Tür selbst mit aller Gewalt gegen unseren Druck zu stemmen, und trotz aller Anstrengungen gelang es uns nicht, die Tür ganz ins Schloß zu drücken. Wir mußten uns schließlich damit zufriedengeben, sie bis auf einen winzigen Spalt zuzuschieben.
    Keiner von uns sprach es aus, aber als ich in Jeremys Gesicht blickte, sah ich, daß er so froh war wie ich, den Anblick dieses schrecklichen lebenden Korridores nicht mehr ertragen zu müssen.
    Jeremy wandte sich wieder um, ging erneut vor dem Strom toter und verendender Tiere in die Hocke und hob einen der kleinen Nager am Schwanz in die Höhe. Ich schauderte.
    »Schau dir das an«, sagte Jeremy.
    Widerwillig hockte ich mich neben ihn hin, schluckte bitteren Speichel hinunter und zwang mich, die Ratte in genaueren Augenschein zu nehmen.
    Es war schauderhaft. Das Tier war tot, aber obgleich der Kadaver einen Anblick bot, der ausgereicht hätte, dem Marquis de Sade schlaflose Nächte zu bereiten, wies er keinerlei äußerliche Verletzungen auf. Was ich für schreckliche Wunden gehalten hatte, waren große, glitzernde Stellen, an denen das Fell nach innen gewachsen zu sein schien, die vermeintlich zerbrochenen Glieder waren so gewachsen, die heraushängenden Eingeweide von einem brutalen Scherz der Natur so und nicht anders angeordnet.
    Und endlich begriff ich. Nicht eines der zahllosen Tiere im Raum war gewaltsam ums Leben gekommen. Es war eine Armee grausiger, nicht lebensfähiger Mißgeburten, die durch das Tor im Inneren der Uhr gekommen war!

    Jeremy ging in dieser Nacht nicht mehr nach Hause, und er schlief auch keine Sekunde, ebensowenig wie ich. Mein Schrei und der Schuß hatten natürlich auch Mary geweckt, die nach einigen Minuten, bleich vor Schrecken in Morgenmantel und Pantoffeln und mit einem gewaltigen Fleischermesser in der Hand, bei uns in der Bibliothek erschienen war. Allerdings sagte sie kaum ein Wort, sondern starrte nur eine Weile aus hervorquellenden Augen auf die ekligen Tierkadaver, die den Boden besudelten, wandte sich kopfschüttelnd um und ging wieder. Nach einer geraumen Weile tauchte sie wieder auf, komplett angezogen und ohne ihr Hackebeilchen, dafür aber mit einigen großen blauen Müllsäcken bewaffnet und einer gewaltigen Kanne Kaffee, an der Jeremy und ich uns erst einmal gütlich taten.
    Wir brauchten fast die ganze Nacht, um die toten Tiere einzusammeln und aus dem Haus zu schaffen was sich als gar nicht so einfach herausstellte, wie man annehmen mochte: Schließlich hatte ich keine Lust, irgendwelche peinliche Fragen zu beantworten, sollte sich jemand darüber wundern, daß meine Mülltonnen mit Dutzenden von verkrüppelten toten Ratten gefüllt waren. Zuletzt kam Jeremy auf die Idee, die Säcke mit den toten Tieren in meinen Porsche zu laden und auf die nächste Mülldeponie zu bringen. Wir mußten allerdings mehrmals fahren, da sich ein Porsche nicht gerade durch großen Laderaum auszeichnet. Endlich waren nur noch zwei Säcke übrig, die wir im Kofferraum verstauten, und Jeremy bot sich an, sie abzuliefern, bevor er seinen Dienst antrat, und mir mein Auto am Nachmittag zurückzubringen. Ich bemerkte allerdings auch, daß er zwei der kleinen braunen Kadaver in eine Extratüte tat, die er unter dem Beifahrersitz verbarg; wahrscheinlich, um sie im Polizeilabor untersuchen zu lassen.
    Aber ich tat so, als hätte ich es nicht gesehen. Jeremy war zwar mein Freund aber er war auch Polizeibeamter, und ein verdammt guter dazu. Protestieren hätte nicht viel genutzt.
    Den Rest der

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