Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Titel: Das Tor zur Hölle - Hellraiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
Abscheulichkeit los und kroch die Treppe hinauf.
    Der erste Stock bot natürlich kein wirkliches Versteck, ebensowenig wie es hier einen Fluchtweg gab, außer man würde aus einem der Fenster springen. Doch nachdem sie gesehen hatte, welch eiskalten Trost Frank seiner Geliebten gespendet hatte, war Springen entschieden die bessere Alternative. Der Sturz mochte jeden Knochen in ihrem Körper zerschmettern, doch zumindest würde es das Monstrum weiterer Nahrung berauben.
    Das Feuerwerk verglühte langsam, wie es schien; der Flur lag in rauchverhangener Dunkelheit. Mehr stolpernd als gehend tastete sie sich mit der Hand an der Wand den Flur entlang.
    Sie hörte, wie Frank sich unten bewegte. Er war mit Julia fertig.
    Nun kam er die Treppe herauf und rief dabei nach ihr, dieselbe schreckliche Einladung:
    »Komm zu Daddy.«
    Es kam ihr in den Sinn, daß die Zenobiten dieser Verfolgungsjagd wahrscheinlich mit Vergnügen zuschauten und sich nicht rühren würden, bis nur noch einer der Spieler übrig war: Frank. Sie diente nur der Belustigung der Zenobiten.
    »Bastarde …«, keuchte sie und hoffte, daß sie es hörten.
    Sie hatte beinahe das Ende des Flurs erreicht. Vor ihr lag die Abstellkammer. Gab es dort ein Fenster, das groß genug war, daß sie hindurchklettern konnte? Wenn ja, würde sie springen und alle verfluchen, während sie fiel – sie alle verfluchen, Gott und den Teufel und was immer dazwischen lag würde sie verfluchen und jegliche Hoffnung aufgeben, während sie stürzte, bis auf jene, daß der Beton dort unten ihr ein schnelles Ende bescheren würde.
    Abermals hörte sie Frank rufen, nun schon fast oben angelangt. Sie drehte den Schlüssel im Schloß, öffnete die Tür zur Abstellkammer und schlüpfte hinein.
    Ja, da war ein Fenster. Es hatte keine Vorhänge, und die Strahlen des Mondlichts drangen in obszöner Schönheit hindurch und beleuchteten ein Chaos aus Möbeln und Kisten. Sie bahnte sich einen Weg durch das Durcheinander zum Fenster. Es war einen Spalt hochgeschoben, um den Raum zu lüften, und sie schob ihre Finger unter den Rahmen und versuchte, es höherzuschieben, damit sie hinausklettern konnte. Vergeblich. Der Federmechanismus war verrostet, und ihre Arme waren der Aufgabe nicht gewachsen.
    Hastig schaute sie sich nach etwas um, das sie als Hebel benutzen konnte, während ihr Verstand ausrechnete, wieviele Schritte ihr Verfolger brauchen würde, um den Flur zu durchqueren. Weniger als zwanzig, dachte sie, während sie ein Laken von einer der großen Kisten zog. Ein Toter starrte sie mit weit aufgerissenen Augen aus der Kiste heraus an. Seine Knochen waren an einem Dutzend Stellen gebrochen, die Arme zertrümmert und verrenkt, die Beine bis zum Kinn hochgezogen. Sie wollte gerade aufschreien, als sie Frank an der Tür hörte.
    »Wo bist du?« fragte er.
    Sie preßte sich die Hand über den Mund, um den Ekelschrei zu ersticken. Schon drehte sich der Türknauf. Sie duckte sich hinter einen Sessel und schluckte ihren Schrei hinunter.
    Die Tür öffnete sich. Sie hörte Franks keuchendes Atmen; hörte das hohle Tappen seiner Füße auf den Dielenbrettern. Dann das Geräusch der Tür, als sie wieder zugezogen wurde. Es klickte. Stille.
    Sie zählte bis dreizehn und spähte dann aus ihrem Versteck. Halb erwartete sie, daß er noch immer im Raum war und nur darauf lauerte, daß sie sich zeigte. Aber nein, er war fort.
    Die Luft herunterzuschlucken, auf der ihr Schrei hervorbrechen wollte, hatte einen unwillkommenen Nebeneffekt gebracht: Schluckauf. Der erste, so unerwartet, daß sie keine Zeit hatte, ihn zu unterdrücken, kam so laut wie ein Schuß. Doch vom Flur hörte sie kein Geräusch zurückkommender Schritte. Es schien, daß Frank schon außer Hörweite war. Als sie an dem Kisten-Sarg vorbei zurück zum Fenster schlich, wurde sie vom zweiten Schluckauf überrascht; ein dritter und ein vierter folgten ungebeten, während sie abermals mit dem Fenster kämpfte. Ein fruchtloses Unterfangen; das Fenster hatte nicht die geringste Absicht, sich ihrem Willen zu fügen.
    Sie überlegte kurz, ob sie die Scheibe einschlagen und um Hilfe rufen sollte, doch sie verwarf die Idee sofort wieder. Frank würde ihr die Augen herausreißen, bevor die Nachbarn sich auch nur aus dem Schlaf gemüht hatten. Statt dessen schlich sie zurück zur Tür und öffnete sie knarrend einen Spalt. Soweit ihre Augen in der Lage waren, die Schatten zu deuten, war von Frank nirgends eine Spur zu sehen. Vorsichtig öffnete sie

Weitere Kostenlose Bücher