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Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Titel: Das Tor zur Hölle - Hellraiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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hier«, erwiderte Julia sanft, als wolle sie ein aufsässiges Kind beruhigen. »Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
    »Ich möchte ihn gern sprechen …«, antwortete Kirsty.
    »Rory?«
    »Ja …«
    Ohne eine Aufforderung abzuwarten, trat sie über die Schwelle. Julia machte keine Anstalten, sie aufzuhalten, sondern schloß die Tür hinter ihr. Erst jetzt spürte Kirsty die Kälte. Sie stand im Flur und fröstelte.
    »Du siehst scheußlich aus …«, sagte Julia direkt.
    »Ich war heute nachmittag schon einmal hier«, platzte sie heraus, »und ich habe gesehen, was passiert ist, Julia, ich habe es gesehen.«
    »Was gab's denn da zu sehen?« kam die Erwiderung; ihre Gelassenheit zeigte keinerlei Risse.
    »Du weißt schon …«
    »Ich weiß wirklich nicht.«
    »Ich möchte mit Rory sprechen …«
    »Natürlich«, kam die Antwort. »Aber sei vorsichtig mit ihm, ja? Er fühlt sich nicht besonders gut.«
    Sie führte Kirsty zum Eßzimmer. Rory saß am Tisch; in seiner Hand hielt er ein Glas Whisky, vor ihm stand eine Flasche. Über dem Stuhl neben ihm lag Julias Hochzeitskleid. Beim Anblick des Kleides erkannte Kirsty auch den Spitzenschal in Julias Hand wieder: Es war der Brautschleier.
    Rory sah ziemlich mitgenommen aus. Auf seinem Gesicht und an seinem Haaransatz klebte getrocknetes Blut. Das Lächeln, mit dem er sie begrüßte, war warm, aber matt.
    »Was ist passiert …?« fragte sie ihn.
    »Es ist jetzt alles in Ordnung, Kirsty«, sagte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Julia hat mir alles erzählt … und es ist in Ordnung.«
    »Nein«, sagte sie, denn sie wußte, daß er auf keinen Fall die ganze Geschichte kennen konnte.
    »Du bist heute nachmittag hier gewesen?«
    »Das stimmt.«
    »Das war sehr dumm.«
    »Du … du hast mich darum gebeten …« Sie schaute zu Julia hinüber, die an der Tür stand, und dann zurück zu Rory. »Ich habe doch nur getan, was du von mir wolltest.«
    »Ja. Ich weiß. Ich weiß. Es tut mir nur leid, daß du mit in diese schreckliche Sache hineingezogen worden bist …«
    »Du weißt, was dein Bruder getan hat?« fragte sie. »Du weißt, was er herbeibeschworen hat?«
    »Ich weiß genug«, erwiderte Rory. »Der Punkt ist, daß es nun vorbei ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Was immer er dir angetan hat, ich werde es wieder gutmachen …«
    »Was meinst du mit vorbei?«
    »Er ist tot, Kirsty.«
    (»… über gib ihn uns lebend, und vielleicht werden wir deine Seele dann nicht in Stücke reißen.«)
    »Tot?«
    »Wir haben ihn vernichtet, Julia und ich. Es war nicht sonderlich schwer. Er dachte, er könnte uns vertrauen, verstehst du; dachte, daß Blut dicker als Wasser wäre. Nun, das ist es nicht. Ich hätte es nie zulassen können, daß ein solcher Mann am Leben bleibt …«
    Sie spürte, wie ihr Magen sich zusammenzog. Hatten die Zenobiten schon ihre Haken in sie geschlagen und zerrten nun am Gewebe ihrer Innereien.
    »Du bist so lieb gewesen, Kirsty. Du hast soviel riskiert, hierher zurückzukommen …«
    (Da war etwas neben ihr. »Gib mir deine Seele«, sagte es.)
    »… ich werde mich an die zuständigen Behörden wenden, wenn ich wieder bei Kräften bin. Werde versuchen, es ihnen begreiflich zu machen …«
    »Du hast ihn getötet?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Das kann ich nicht glauben …«, flüsterte sie.
    »Geh mit ihr nach oben«, sagte Rory zu Julia, »und zeig's ihr.«
    »Willst du es sehen?« fragte Julia.
    Kirsty nickte und folgte ihr.
    Auf dem oberen Flur war es wärmer als unten, und die Luft schien fettig und grau wie schmutziges Spülwasser. Die Tür zu Franks Zimmer stand einen Spalt offen. Das Ding lag in einem Knäuel zerfetzter Mullbinden auf den nackten Dielenbrettern, noch immer dampfend. Daraus, wie sein Kopf seitwärts auf der Schulter lag, war zu erkennen, daß ihm offensichtlich das Genick gebrochen worden war. Von Kopf bis Fuß war er ohne Haut.
    Dem Erbrechen nahe, wandte Kirsty den Blick ab.
    »Bist du nun zufrieden?« fragte Julia.
    Kirsty gab keine Antwort, sondern verließ das Zimmer und trat hinaus auf den Flur. Die Luft neben ihrer Schulter waberte.
    (» Du hast verloren«, sagte etwas dicht neben ihr.
    »Ich weiß«, murmelte sie.)
    Die Glocke hatte zu läuten begonnen, ohne Zweifel läutete sie für sie; und ganz aus der Nähe ertönte das lärmende Flattern von Hügeln, ein Karneval von aasfressenden Vögeln näherte sich. Sie eilte die Treppe hinunter und betete dabei, daß sie nicht eingeholt wurde, bis sie

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