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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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während er sich den Senf von den Fingern leckte und einen Schluck aus der Dose nahm.
    »Keinen Einzigen.«
    »Muss die einzige Schule im Land ohne gemeldete Verbrechen sein. Warte nur, bis diese Kids Cannon's und das West End entdecken.« Diese beiden Bars waren beliebte Treffpunkte für Scharen von Studenten, die sich dort betranken und daraufhin mit allen möglichen, durch Alkoholmissbrauch hervorgerufenen Problemen bei uns in der Staatsanwaltschaft auftauchten.
    Mike zeigte seine Dienstmarke dem ausdruckslos schauenden Sicherheitsbeamten, der in dem kleinen Wachhäuschen an der Einfahrt zum College Walk auf der Höhe der 116th Street saß und ein Herrenmagazin in seinen knochigen Händen hielt. »Ist es in Ordnung, wenn wir für ein paar Stunden auf dem Campus parken? Ich bringe meine Nichte hier zu einem Auswahlgespräch; mal sehen, ob sie's schafft, reinzukommen. Es wäre tragisch, so viel Intelligenz brach liegen zu lassen.«
    Der Wachposten winkte uns durch, ohne aufzusehen. Ich fand einen Parkplatz vor dem Journalistik-Institut an der Ecke zum Broadway, und Chapman hakte mich unter, als ich aus dem Jeep kletterte. Wir liefen, gegen den starken Wind ankämpfend, über die vierspurige Fahrbahn hinunter in Richtung Claremont Avenue.
    Sylvia Footes Sekretärin erwartete uns bereits. Sie nahm uns unsere Mäntel ab und führte uns in Footes kleines Büro, von dem aus man auf die Avenue und Barnard Hall direkt gegenüber blickte. Foote reichte uns beiden die Hand und stellte uns dann Paolo Recantati als den derzeitigen Präsidenten des King's College vor, während sie uns erklärte, dass er früher Geschichtsprofessor an Princeton gewesen sei.
    Recantati bat uns, in zwei schwarzen Ledersesseln Platz zu nehmen, die mit dem Rücken zu dem großen Erkerfenster standen, während er sich gegenüber von uns in einen geraden Holzlehnstuhl setzte und Foote hinter ihrem Schreibtisch blieb. Sie boten uns nichts an und warteten darauf, dass ich etwas sagte.
    »Wie Sie wissen, Sylvia, habe ich fast zwei Jahre lang mit Lola Dakota an dem Fall gegen Ivan gearbeitet. Und ich bin mir sicher, dass Lola Sie über die Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft in New Jersey informiert hat. Trotz deren Bemühungen bestehen Zweifel, dass Lolas Tod ein Unfall war. Detective Chapman und ich sind hier, damit Sie uns helfen, herauszufinden, was in Lolas Leben vor sich ging und wer, außer Ivan, an ihrem Tod ein Interesse gehabt haben könnte.«
    Recantati antwortete, noch bevor Foote ihren Mund aufmachen konnte. »Ich weiß, was Ihr Fachgebiet ist, Miss Cooper. Wollen Sie sagen, dass Lola vergewaltigt und dann umgebracht wurde?«
    »Dafür gibt es momentan keine -«
    »Was haben Sie dann mit dieser Sache zu tun? Sollten wir nicht mit Mr. Sinnelesis Büro zusammenarbeiten? Lolas Fall wurde von seinen Leuten bearbeitet.«
    »Die Dakota-Angelegenheit war fast zwei Jahre lang mein Fall. Ich bin für häusliche Gewalt ebenso zuständig wie für Sexualverbrechen. Die Problematik, die psychologischen Aspekte und die Bedürfnisse der Opfer überlappen sich in beiden Situationen. Ich kenne Lolas Lebensgeschichte, die Hintergründe ihrer Beziehung mit Ivan und viele intime Details aus ihrem Privatleben. Falls sie das Opfer eines Verbrechens - eines Mordes - in New York wurde, dann werde ich vor Gericht die Anklage vertreten.«
    Recantati schürzte die Lippen und blickte nach links, so als ob er auf ein Stichwort von Foote wartete. Er war groß und schlank, und einige Augenblicke lang war das nervöse Übereinanderschlagen seiner langen Beine das einzige Anzeichen, dass ihm unbehaglich zu Mute war. Wahrscheinlich hatte er, bevor er nach Manhattan kam, in seinem idyllischen Elfenbeinturm noch nie etwas mit Mord zu tun gehabt.
    Chapman rutschte in seinem Sessel vor und blickte Recantati in die Augen. »Glauben Sie etwa, dass wir, falls Sie uns nicht geben, was wir brauchen, einfach unsere Zelte abbrechen und zum nächsten ungeklärten Verbrechen weiterziehen? Sie haben wie viele Studenten?«
    »Fast dreitausend«, sagte er leise.
    »Und wie viele drüben an der Columbia?«
    »An die dreißigtausend«, murmelte er.
    »Das heißt also, etwa Sechsundsechzigtausend Mütter und Väter in ganz Amerika werden davon in den Abendnachrichten hören, von denen die Hälfte ohnehin schon ein Problem damit hatte, ihre Kinder in diese Stadt voller Perverser und Junkies zu schicken.«
    Foote und Recantati blickten sich finster an.
    »Die beste Sichtweise ist, dass es ein

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