Das Totenhaus
leerem Magen überstehe. Nicht bei all den Leichen, die wahrscheinlich auf mich warten.«
»Es ist zu spät zum Essen.«
»Soll heißen, du hast ein besseres Angebot. Jake muss zu Hause sein und irgendwas Exotisches -«
»Falsch. Er ist in Washington. Er ist auf die Story über den Botschaftermord bei der Wirtschaftskonferenz in Uganda angesetzt worden.« Ich war seit dem Frühsommer mit einem Nachrichtenkorrespondenten des Fernsehsenders NBC befreundet, und die seltenen Abende, an denen er früh genug von der Arbeit weg konnte, um mit mir zu Abend zu essen, boten eine willkommene Abwechslung zu meinen sonstigen ernährungstechnischen Gepflogenheiten.
»Warum geben sie ihm all dieses Dritte-WeltZeug, wo er doch so ein Erste-Welt-Kerl ist?«
Das Telefon klingelte, als ich die Tür zu meinem Büro öffnete.
»Alex?« Jake hörte sich kurz angebunden und geschäftsmäßig an. »Ich bin im NBC-Studio in D.C.«
»Wie geht's mit deiner Story voran?«
»Lola Dakota ist tot.«
»Ich weiß«, sagte ich, während ich mich in meinen Stuhl setzte und mich von Chapman abwandte, um ungestörter reden zu können. »Mike und ich haben uns gerade das Ganze in den Lokalnachrichten angeschaut. Ich finde, sie hat wirklich eine Zukunft auf der Bühne. Kaum zu glauben, dass sie sich auf das Ketchup und -«
»Hör zu, Alex. Sie ist heute Nacht umgebracht worden.«
Ich drehte mich zu Mike und verdrehte die Augen, um anzudeuten, dass Jake offensichtlich noch nicht die ganze Story gesehen hatte und nicht kapierte, dass die Schießerei gestellt gewesen war. »Das wissen wir, und wir wissen auch, dass Paul Battaglia nicht gerade erfreut sein wird, wenn die Boulevardzeitungen mir die Schuld dafür geben, dass ich diesem Schlamassel nicht schon vor -«
»Hier geht es nicht um dich, Alex. Ich kenne die ganze Geschichte mit den Staatsanwälten in Jersey und der Operation, die sie eingefädelt haben. Aber gerade vor ein paar Minuten kam eine Schlagzeile über den Ticker, wahrscheinlich während du dir mit Mike die Story im Fernsehen angesehen hast. Einige Kids haben heute Abend Lola Dakotas Leiche im Keller eines Wohnhauses in Manhattan gefunden, zu Tode gequetscht am Boden eines Aufzugsschachts.«
Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an die Stuhllehne, während Jake zur Betonung die Stimme senkte. »Glaub mir, Liebling. Lola Dakota ist tot.«
2
»Es tut mir Leid, Miss Cooper, aber Lily will jetzt nicht mit Ihnen sprechen. Es ist beinahe Mitternacht, und unser Arzt gibt ihr gerade ein Beruhigungsmittel, damit sie schlafen kann. Sie glaubt, dass Lola noch am Leben wäre, wenn ihr Staatsanwälte sie nicht zu diesem lächerlichen Plan überredet und sie durch diesen vorgetäuschten Mord nicht einem so hohen Risiko ausgesetzt hättet.«
Mein erster Impuls war gewesen, trotz der späten Stunde bei der Familie der Toten anzurufen, um im Gefolge dieser tragischen Ereignisse unsere Hilfe anzubieten. Ich wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass sie sie annehmen würde. Lolas Schwager war ans Telefon gegangen. »Sie wissen doch sicher, dass mein Büro es nicht für ratsam hielt -«
»Was spielt das jetzt für eine Rolle? Keiner von euch konnte Lola vor diesem Wahnsinnigen schützen.«
Chapman hatte mein Telefon in Beschlag genommen, und ich hatte mich in das Vorzimmer verzogen, um den Apparat auf dem Schreibtisch meiner Sekretärin zu benutzen. Mein Gespräch endete abrupt, und ich starrte auf den Kalender, der vor mir an der Wand hing.
»Schlüpf in deinen Schneeanzug und deine Fäustlinge, Kid. Wir fahren ins sechsundzwanzigste Revier.« Mike legte auf und rief mir zu, während ich erneut versuchte, das Büro des Sheriffs in New Jersey anzurufen. Da dort noch immer besetzt war, zog ich Mantel, Handschuhe und Stiefel an und folgte Mike zum Lift. »Lass dein Auto stehen. Ich fahr dich nach Hause, wenn wir fertig sind.«
Es schneite nur noch leicht, als wir zur Rückseite des Gerichtsgebäudes gingen und in Mikes Dienstwagen, einen schwarzen Crown Vic, einstiegen. »Man hat den Leichnam bereits ins Leichenschauhaus geschafft. Ich dachte, du würdest dir gern mit mir den Tatort ansehen.«
»Warum hat mich Peterson nicht angepiepst? Niemand hat mir wegen Lola -«
»Nimm's nicht persönlich, Coop. Der Lieutenant hat erst vor einer Stunde davon erfahren. Scheint so, als ob Dakota, sobald sie von der Verhaftung ihres Ex gehört hatte, ihrer Schwester sagte, dass sie einen Tapetenwechsel bräuchte. Sie saß seit drei Wochen da
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