Das Treffen in Telgte
Abschied gestimmten Schlußworte dem Fischgericht nachordnen.
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Friedfertiger wurde nie gespeist. Es eignete sich der Fisch für sanfte, den langen Tisch säumende Worte. Jeder sprach zu jedem und über jeden mit halber, genügsamer Stimme. Auch hörten sie einander zu, fielen sich nicht ins Wort.
Schon beim Gebet, das Dach letztlich seinem Albert aufgetragen hatte, gab der kneiphöfische Domorganist mit Anspielungen auf biblische, das Fischereiwesen betreffende Stellen den Ton an. Leicht fiel es danach, das unter der röschen Haut weiße, sacht von der Hauptgräte fallende Fleisch der Barben zu loben; doch auch den minderen, vielgrätigen Plötzen wurde nicht nachgemäkelt. Jetzt sah man, wie viele davon – zudem Schleie, Zander, ein junger Hecht – dem Greflinger nächtens ins Netz, an die Angeln gegangen waren. Immer noch mehr trugen die Mägde in flachen Schüsseln auf, während die Wirtin abgewendet am Fenster stand.
Es war, als wollten sich Greflingers Fische wunderbar mehren. Schon waren die Nürnberger, Birken voran, mit schäferlichen Reimen gefällig. Alle wünschten, wenn nicht sogleich, dann bei günstiger Stunde dichtend den Fisch zu preisen. Und das Wasser im Krug! rief Lauremberg, dem mit den anderen nicht – Nie wieder! beteuerte Moscherosch – nach Braunbier war. Es fielen ihnen Legenden und Ammenmärchen von verwunschenen, glückverheißenden Fischen ein: die Mär vom sprechenden Butt, der einer raffgierigen Fischersfrau jeden Wunsch, nur nicht den allerletzten erfüllt, wurde erzählt. Und immer freundlicher waren die Herren sich zugetan. Wie schön, daß es Rist gefiel, seinen Feind Zesen auf bald als Gast nach Wedel zu bitten. (Ich hörte, wie Buchner des abwesenden Schottel fleißige Wortsammlung lobte.) In einem Schüsselchen sammelte der Kaufmann Schlegel Kupfer- und Silbergeld, mit dem man den Mägden dankbar sein wollte; und alle gaben, sogar der fromme Gerhardt. Als nun der alte Weckherlin mit höfischen Wendungen die Wirtin vom Fenster weg an den Tisch bat, um ihr, trotz und nach allem, Ehre zu erweisen, sah man, daß die Libuschka, als mache der Sommer sie frösteln, in ihre Pferdedecke gewickelt stand. Sie hörte nicht. Abwesend stand sie mit rundem Rücken. Jemand vermutete: Sie eile wohl in Gedanken dem Stoffel hinterdrein.
Nun war von ihm und seinem grünen Wams die Rede. Da man gerne in Gleichnissen sprach, wurde der junge vereinzelte Hecht zuerst mit Gelnhausen verglichen und dann dessen Förderer Harsdörffer zugesprochen. Einige teilten in Plänen sich mit. Nicht nur die Verleger – Mülben und Endter voran – wollten dem kommenden Frieden etliche Bücher abgewinnen, auch die Autoren hatten schon Friedensfeiern, Friedensspiele unter der Feder oder lustig im Kopf. Birken plante für Nürnberg eine vielteilige Allegorie. Rist wollte seinem friedewünschenden sein friedejauchzendes Deutschland folgen lassen. Harsdörffer war sicher, daß der Wolfenbütteler Hof Vorlagen für Ballette und Opern begünstigen werde. (Ob Schütz wohl geneigt sei, beizutragen mit großer Musik?)
Immer noch zeigte die Wirtin ihren schmalen, unter der Decke gebuckelten Rücken. Doch nach Buchner gelang es selbst Dach nicht, die Libuschka oder Courage oder die seitab gezeugte Tochter des böhmischen Grafen Thurn – wer sonst sie sein mochte – zu den Poeten an den langen Tisch zu bitten. Nur als eine der Mägde (Elsabe?), während sie die letzten Bratfische tischte, dabei plauderte – Es habe sich auf dem Klatenberg ein Volk Zigeuner gelagert, man habe das Emstor geschlossen –, sah ich, wie die Libuschka mit verschreckter Bewegung aufmerkte. Doch als Simon Dach zum Abschied zu allen sprach und dabei der Wirtin Dank sagte, war sie schon wieder abwesend da. Er stand, überblickte lächelnd den langen Tisch, sah die gehäuften, zwischen Kopf und Schwanz blanken Fischgräten, hielt links das gerollte und mittlerweile versiegelte Manifest und war zu Beginn seiner Rede nicht frei von Rührung. Doch dann, nachdem er dem Scheiden, Sichtrennenmüssen, dem dauerhaften Freundschaftsbund genug wehmütige und sich nur mühsam bildende Wörter gegeben hatte, sprach er, von Lasten befreit, leichthin und eher so, als wollte er die Bedeutung ihres Treffens mindern, dessen Gewicht wegplaudern: Es stimme ihn froh, daß Greflingers Fisch sie alle wieder ehrlich gemacht habe. Ob man das Ganze zu günstiger Zeit wiederholen solle, wisse er nicht oder noch nicht, sosehr man ihn dränge, einen Ort und den Tag
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