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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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keine Scheibe drin.
    Sonst reißt mich das Glas in Fetzen.
    Im Film klappt es doch auch immer.
    Aber da ist es kein echtes Glas.
    Abilene zog etwaige Schnittwunden dem sicheren Tod unter Jims Messer vor.
    Die Arme schützend um den Kopf gelegt, sprang sie durch das Fenster. Glas splitterte. Kopf und Arme waren bereits draußen, als die Scherben auf sie herabzuregnen begannen. Sie spürte, wie sie ihre Bluse durchtrennten und sich in ihre Haut bohrten. Der Jeansstoff ihres Rocks schien dick genug zu sein, aber die nackten Beine waren völlig schutzlos.
    Kurz blitzten die vom Mondschein beleuchtete Dielen der Veranda auf, dann die Kante, dann der Boden tief darunter. »Nein«, rief sie.
    Ihre Hüfte und die Oberschenkel trafen auf den Dielen auf und schlitterten weiter. Sie riss die Arme zurück, versuchte verzweifelt, Halt zu finden. Ihre Fingerspitzen strichen an der Kante der Veranda vorbei. Mit dem Kopf voraus stürzte sie in die Tiefe. Ihre Beine flogen in die Höhe, die Fersen knallten gegen das Geländer.
    Oh mein Gott.
    Die warme Nachtluft umfing sie.
    Das war's dann wohl!
    Sie sah den schmalen Pfad aus Granitplatten und fragte sich, ob sie wohl daran vorbeifliegen würde. Als ihre Beine über ihr hinunterschossen, sah sie die schattige Wand der Lodge und dann die Veranda über sich … die Veranda mit dem gottverdammten Geländer, unter dem sie durchgerutscht war … dann den Balkon im Stock darüber, dann die Dachkante. Der Mond schien ihr direkt ins Gesicht, als sie mit dem Hintern krachend auf dem Boden landete. Ihre Beine und der Rücken knallten herunter. Der Kopf schlug auf.
    Lichtblitze leuchteten hinter ihren Augen.
    Man sieht wirklich Sterne, dachte sie noch.
    Genau wie in den Zeichentrickfilmen.
    In ihrem Kopf dröhnte es. Ihr Körper schien aus purem Schmerz zu bestehen.
    Sie fragte sich, ob es sich so anfühlte, wenn man von einem Auto überfahren wurde.
    Nein. So fühlt es sich an, wenn man durch ein Fenster springt und einen Stock tiefer auf dem Boden auftrifft.
    War sie überhaupt bei Bewusstsein?
    Natürlich. Sonst hätte sie ja über solche Sachen überhaupt nicht nachdenken können.
    Und wenn sie nur träumte, dass sie nachdachte?
    Zumindest bin ich am Leben.
    Und ich bin ihm entkommen.
    Jim!
    Sie öffnete die Augen. Vor ihr stand Helen. Ihr nackter Körper wirkte im Mondlicht totenblass.
    Helen. Obwohl der Griff eines Messers aus ihrem Bauch ragte, konnte Abilene weder Blut noch hervorquellende Gedärme erkennen. Ihre Haut schien makellos.
    Freude stieg in ihr auf und ließ allen Schmerz verschwinden. Dann wieder tiefe Trauer – es konnte nicht sein. Entweder hatte sie Wahnvorstellungen oder träumte mit offenen Augen. Helen war tot. Daran war nicht zu rütteln.
    »Ziemlich harte Nacht, was?«, sagte Helen.
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Wie geht's dir? Beschissen, oder?«
    »Du … du lebst?«
    »Leider nicht.«
    »Wie meinst du …«
    »Du erkennst ein Gespenst nicht mal, wenn es vor dir steht.« Sie lächelte. »Ich konnte kein weißes Laken auftreiben. Aber das ist nicht so schlimm. Ist ja eine ziemlich warme Nacht.« Sie hob die Hände und blickte zum Himmel. »Wundervoll, findest du nicht?« Sie ließ die Arme sinken. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Du hast nicht viel Zeit. Du musst dich zusammenreißen, bevor Jim auftaucht. Durchs Fenster wollte er dir nicht hinterher, er hatte wohl Angst, sich wehzutun. Aber er kommt durch die Küchentür. Jetzt gleich.«
    Abilene setzte sich stöhnend auf.
    »Komm mich mal besuchen«, sagte Helen. »Ich hab was für dich. Das wird dir sicher helfen.« Ihre Finger schlossen sich um den Griff des Messers. Sie zog die lange Klinge aus ihrem Bauch, wobei nicht die kleinste Wunde zurückblieb. »Immerhin ist es seines. Du kannst es ihm zurückgeben.«
    Damit war Helen verschwunden.
    Jim raste über die Veranda und die Treppe hinunter. Er hatte seine Hose verloren, das Messer jedoch nicht. Die Klinge blitzte im Mondlicht.
    Das ist nicht sein Messer, dachte Abilene, während sie sich aufrichtete.
    Es war Finleys Messer.
    Seines steckte in Helen. Im Duschraum.
    Ich soll es holen.
    Aber wie?
    Jim hatte die Treppe hinter sich gelassen und wandte sich Abilene zu. Er war zwischen ihr und dem Außenbecken. Er schien es jetzt nicht mehr besonders eilig zu haben. Vielleicht, weil sie nicht weglief.
    »Hab dich«, sagte er.
    Mit jedem Schritt, den Jim machte, bewegte sie sich langsam auf die Lichtung zu. Sie humpelte, ihre Muskeln brannten, der

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