Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
Träume..."
"War es so schlimm?"
"Ja."
"Aber ich wäre bei dir... sieh dir an, was dort unten ist. Ich glaube, dass dir das helfen wird..."
"Nein!", erwiderte Susanne etwas heftiger, als sie es eigentlich geplant hatte. Dann schränkte sie ein: "Vielleicht später..."
"Du solltest noch einmal darüber nachdenken, Susanne..."
"Vielleicht... Aber fürs erste werden mich keine zehn Pferde dazu bekommen, noch einmal diese finsteren Gänge zu betreten..."
*
Sie ritten zurück zum Schloss.
Nachdem der Stallbursche ihnen die Pferde abgenommen hatte, standen sie sich gegenüber und ihre Blicke verschmolzen für einige Momente miteinander.
Wilfried lächelte.
"Du bist eine viel bessere Reiterin, als du mich hast glauben machen wollen..."
"Und du weißt genau, wann eine Frau ein Kompliment hören möchte!"
Wilfried nahm ihre Hand.
"Ich habe diesen Ausritt sehr genossen."
"Das habe ich auch", erwiderte Susanne. "Auch wenn ich morgen wahrscheinlich schrecklichen Muskelkater in den Oberschenkeln haben werde..."
Wilfried nahm jetzt auch ihre andere Hand. Sein Blick wurde etwas ernster. "Ich bin in meinem Leben noch nie so glücklich gewesen, wie seit dem Tag, als du auf Schloss Eichenbach eintrafst. Um ehrlich zu sein, ich könnte mir ein Leben ohne dich kaum noch vorstellen, Susanne... Und ich werde dich nicht wieder gehen lassen!"
Susanne zuckte bei dieser letzten Bemerkung förmlich zusammen. Die Gedanken rasten nur so durch ihren Kopf. Es ist nur ein freundliches Kompliment!, sagte die eine Stimme in ihr. Ein Kompliment, das nicht mehr und nicht weniger besagen soll, als dass du die Frau seines Lebens bist. Aber konnte man das nicht auch anders verstehen? Schwang da nicht etwas mit, vor dem man sich vielleicht sogar fürchten musste?
Vielleicht hat er das einst auch zu Lisa Reinsberg gesagt, ging es Susanne durch den Kopf. Und dann war der Tag gekommen, an dem sie Schloss Eichenbach hatte verlassen wollen...
Und ich werde dich nie wieder gehen lassen!, echoten Wilfrieds Worte in Susannes Innerem wider. Bekam dieser Satz in diesem Zusammenhang nicht eine ganz andere, unheilvolle Bedeutung?
"Lass uns reingehen", sagte Susanne. "Ich möchte mich vor dem Essen noch frischmachen."
"Natürlich."
Und während sie auf das Portal zustrebten, blickte Susanne zufällig zu den Zinnen des hohen Turms auf der Westseite des Schlosses. Christiane stand dort und blickte auf sie herab.
Sie hat uns die ganze Zeit beobachtet!, ging es Susanne durch den Kopf. Die ganze Zeit, da wir auf dem Heimritt waren...
*
Susanne zog sich zunächst in ihre Suite zurück, um sich für das Essen umzuziehen. Schließlich wollte sie nicht in verschwitzten Reitsachen an der Tafel sitzen. Als sie die Tür zu ihrer Suite öffnete, stellte sie fest, dass bereits jemand dort war.
Es handelte sich um das Zimmermädchen Nadine, die gerade damit beschäftigt war, die Suite in Ordnung zu bringen.
Nadine zuckte etwas zusammen, als sie Susanne sah.
"Entschuldigen Sie, ich hatte angenommen, dass Ihr Ausritt etwas länger dauert und..."
"Es ist schon gut", erwiderte Susanne. Nadine war in etwa im selben Alter wie sie und hatte dichtes, dunkles Haar, das zu einem Zopf zusammengefasst war.
"Sie wollen sich jetzt sicherlich umziehen, Baroness. Ich werde dann nachher weitermachen..."
Sie war bereits im Begriff zu gehen.
Aber Susanne hielt sie zurück.
"Bleiben Sie, Nadine", forderte die junge Baroness.
Nadine sah Susanne fragend an. "Was ist?"
Die Baroness wusste nicht so recht, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Sie wollte auf das hinaus, was Nadine mit dem Kammerdiener Johann besprochen hatte. Aber das ging nur, indem sie zugab, das Gespräch belauscht zu haben.
Um überhaupt einen Anfang zu haben, stellte Susanne ihrem Gegenüber eine unverfängliche Frage.
"Sie wohnen hier auf Schloss Eichenbach, Nadine?"
"Ja."
"Seit wann?"
"Seit anderthalb Jahren."
"Und Sie sind zufrieden mit Ihrer Stellung hier?"
Nadine nickte und schien nicht so recht zu wissen, wohin das Ganze führen sollte. "Gewiss", sagte sie. "Ich bin mit allem sehr zufrieden..."
"Sie haben Wilfried von Eichenbachs erste Verlobte niemals kennengelernt, nehme ich an - wenn sie erst seit anderthalb Jahren hier auf dem Schloss sind."
"Das ist richtig, aber..."
Nadine brach plötzlich ab. Sie stockte, sprach nicht weiter.
"Aber was?", hakte Susanne nach.
Nadine presste die Lippen zusammen. Ihr Gesicht verlor etwas an Farbe. Sie schüttelte energisch den
Weitere Kostenlose Bücher