Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
Hoffnung, dass da draußen irgendjemand in der Nähe war oder einer der im Ostflügel des Schlosses untergebrachten Gäste vielleicht sein Fenster geöffnet hatte. "Hilfe!" Ihre Stimme hallte zwischen den Mauern des Verlieses wider und dröhnte dadurch so laut, dass Susanne darüber erschrak.
Aber sie bekam keine Antwort.
Zu dieser nachtschlafenden Zeit war sie hier unten verloren.
Sie schritt in Richtung jener Wand, in der sich die hochgelegenen, vergitterten Fenster befanden.
Ein dumpfer Klang ließ sie stoppen. Der Untergrund, auf dem sie ging, hatte sich verändert. Zunächst war es - wie sonst überall in diesen düsteren Kellern - glatter Stein gewesen. Aber jetzt stand sie auf einer staubbedeckten Holzplatte.
"Niemand wird Ihnen helfen", sagte eine kalte Stimme aus dem Hintergrund. Susanne fuhr herum.
Christiane von Buchenberg-Selm trat aus dem Schatten. Das von außen hereinfallende Licht beleuchtete ihr blasses Gesicht. Sie lächelte überlegen. Triumph stand in ihren Zügen.
"Christiane!", entfuhr es Susanne.
"Was ist es, was Sie da in der Hand halten und so krampfhaft unklammern, als hinge Ihr Leben davon ab. Ein Armreif?"
"Ja. Er gehörte Lisa Reinsberg."
"Ich weiß. Schließlich habe ich ihn dorthin gelegt, wo Sie ihn schließlich auch gefunden haben..."
"Was?" Susannes Stimme klang tonlos. Langsam begriff sie, welch furchtbarem Irrtum sie anheimgefallen war... "Nicht Wilfried hat Lisa Reinsberg umgebracht, sondern Sie!", entfuhr es ihr.
"Ich liebe Wilfried", sagte Christiane mit einem entschlossenen Unterton. "Und ich werde nicht gestatten, dass irgendwer mir den Mann wegnimmt, der für mich bestimmt ist. Glauben Sie an das Schicksal, Susanne? Ich tue es..."
Christiane lachte auf eine Weise, die Susanne schaudern ließ. "Niemand wird Sie hier unten finden, Susanne. In hundert Jahren nicht - so wie auch niemand die arme Lisa Reinsberg gefunden hat. Ihre Spur verliert sich hier unten so wie sich auch die Ihre verlieren wird... Wer weiß, vielleicht wird wieder jemand glauben, einen Wagen gehört zu haben... So etwas lässt sich leicht arrangieren."
"Sie wollen mich auch umbringen?", flüsterte Susanne.
Christianes Blick blieb kühl.
Triumph leuchtete in ihren Augen.
"Sie haben mir keine andere Wahl gelassen... genau wie Lisa..."
Susanne trat einen Schritt zurück, während Christiane sich zur Seite bewegte und mit der Rechten eine schnelle Bewegung vollführte. Undeutlich sah Susanne etwas Dunkles schattenhaft aufragen. Es wirkte wie eine Art Hebel. Im nächsten Moment bewegte Christiane diesen Hebel.
Susanne schrie, als sich unter ihr der Boden teilte.
Eine mörderische Fallgrube öffnete sich mit einem durchdringenden, knarrenden Geräusch...
*
Susanne stürzte in die Tiefe, als von einem Augenblick zum anderen kein Boden mehr unter ihren Füßen war. Genau dasselbe war vermutlich mit Lisa Reinsberg geschehen, damals, in jener Nacht, als sie spurlos verschwunden war.
Die Grube war tief genug, um sich bei einem Sturz den Hals zu brechen.
Doch Susanne hatte Glück im Unglück, da sie am Rand der Fallgrube gestanden hatte. Mit letzter Kraft gelang es ihr, sich an der Kante festzuhalten. Sie nahm all ihre Kräfte zusammen. Ihr Blick ging hinauf, während sie tief unter sich die Taschenlampe und den Armreif aufschlagen hörte, die sie in den Händen getragen hatte.
Christianes Gestalt tauchte über ihr an der Kante der Fallgrube auf.
"Es gibt kein Entrinnen für Sie, Susanne", sagte die Komtess mit vibrierender Stimme.
Der Wahn ließ ihre Worte verzerrt klingen.
"Bitte!", rief Susanne keuchend.
"Sie werden einen leichten Tod haben, Susanne...", war Christianes kalte Erwiderung.
"Ich kann mich kaum noch halten..."
"Quälen Sie sich nicht, Susanne!"
Dann beugte Christiane sich nieder, um Susannes zitternde Hände von der Kante zu lösen und sie endgültig in den Abgrund zu stürzen.
"Nein!", schrie Susanne in höchster Verzweiflung.
Das Geräusch schneller Schritte ließ Christiane sich umdrehen. Wilfried lief im Laufschritt durch die offenstehende Gittertür. Er rannte auf die Fallgrube zu.
"Susanne!", rief er.
"Wilfried! Hier bin ich!", schrie die Baroness in höchster Verzweiflung.
Nur noch Augenblicke würde sie sich mit der Kraft ihrer Hände halten können. Und selbst diese kurze Zeitspanne konnte sich noch dadurch verkürzen, dass Christiane sie einfach in die Tiefe stürzte.
Christiane blickte Wilfried entgeistert an.
Wilfried blickte hinab in die
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