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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Allerdings vergaß er dabei, dass sein Komposthaufen zum Großteil aus jenen Blättern bestand, welche die Eiche einst getragen hatte, bevor sie vor langer Zeit abgestorben war.
    Mit vollen Backen kaute er auf einem Apfel und spuckte die Kerne ins Gras. Dann hüpfte er gewandt auf die Gartenmauer. Eines musste man ihm lassen: Snigg war trotz seiner Leibesfülle erstaunlich beweglich.
    »Ich habe jetzt leider keine Zeit«, rief Primus im Vorbeifliegen. »Ich muss schnell noch zur Konditorei. Hast du irgendwelche Sonderwünsche?«
    Snigg riss die Augen auf. Etwas Schöneres hätte man ihn gar nicht fragen können. »Ist doch egal«, jubelte er. »Nimm einfach so viel mit, wie du tragen kannst. Bisher hat alles gut geschmeckt.«
    Der Kürbis wollte noch etwas zum Besten geben, doch da war Primus auch schon in der Dunkelheit verschwunden. Besorgt schrie Snigg ihm aus vollem Halse nach: »Pass aber auf! Ich habe gehört, im Norden soll es Nebel geben.« Und er fügte hinzu: »Nicht dass am Ende dem Kuchen noch etwas passiert!«
    Wie der Wind sauste Primus durch die Nacht, vorbei an ein paar Bienenstöcken und anschließend pfeilgerade den Hügel hinunter. Unten angekommen ging es über eine kleine Holzbrücke, bevor er schnurstracks zum Finsterwald flatterte. Der Schneckenbach, der von den fernen Bleibergen kam, floss hier nur wenige Schritte neben dem Distelpfad her. Primus blickte nach vorne. Rabenschwarz ragten die mächtigen Bäume gen Himmel und stellten sich ihm in den Weg. An jener Stelle aber, wo der Distelpfad in den Wald eintauchte, verbogen sich die Bäume wie zu einem Schlund, der in die nächtliche Finsternis des Waldes führte. Ohne zu zögern, schoss Primus hinein.
    Es war eine Dunkelheit, wie sie undurchdringlicher nicht hätte sein können. Doch nach all den Jahren hätte Primus den Weg nach Klettenheim auch mit geschlossenen Augen gefunden. Geradeaus an der Eiche vorbei, dann ein kurzer Schwenk nach rechts, den Kopf einziehen und anschließend immer weiter geradeaus. Mitten im Wald kam er an eine Kreuzung. Es war die einzige weit und breit und diese hatte sogar einen Wegweiser. Rechts ging es nach Hohenweis, geradeaus nach Klettenheim und links zu den Westlichen Sümpfen. Dieser letzte Pfad führte allerdings nicht sehr weit, da bereits nach wenigen Schritten eine Absperrung kam. Todesgefahr stand dort auf einem Schild. Die Westlichen Sümpfe waren weitgehend unerforscht und überaus gefährlich. Doch gab es Gerüchte, dass mit der Warnung auf dem Schild keineswegs die blubbernden Sümpfe gemeint waren, sondern etwas völlig anderes. Irgendwo in jenem Gebiet sollte eine schwarze Hütte stehen. Eine Hütte, in der angeblich der Teufel hauste!
    Primus war allerdings schon immer der Meinung gewesen, dass die Leute damit ihn und den alten Turm meinten, und er verdrehte den Wegweiser jedes Mal in eine andere Richtung. Letztendlich war es auch völlig egal, wohin man hier ging – geheuer war es nirgendwo.
    Häufig hatte man kleine Lichter beobachtet, die nächtens durch die Bäume schimmerten. Lichter, die genau wie die hell erleuchteten Fenster einer Wirtsstube aussahen. Mehrfach schon waren müde Wanderer diesen Irrlichtern gefolgt, hatten den Weg verlassen und wurden daraufhin tief ins Unterholz gelockt. Dort verschwanden die Lichter dann schlagartig und guter Rat war teuer. Außerdem gab es überall magische Quellen, Nebelschleier und geheimnisvolle Pflanzen. Dornenranken verknoteten sich in Windeseile zu gefährlichen Netzen, die ihre Beute einwickelten und nie wieder freigaben. Auch gab es kleine Grasbüschel, die sich bewegten oder wie von Geisterhand geführt über den Waldboden sausten. Das Schlimmste aber waren eindeutig die stinkenden Staubpilze! Reihenweise wuchsen sie am Wegesrand und platzten auf, sobald man sie auch nur hauchzart antippte. Die faustgroßen Knollen waren gefüllt mit einem Pulver, das so extrem nach Kuhstall und faulen Eiern stank, dass man sich anschließend nirgendwo mehr hätte blickenlassen können. Primus beeindruckte das alles herzlich wenig. Im Vorbeifliegen verdrehte er schnell noch den Wegweiser und flatterte weiter.
    Als er sich schließlich dem nördlichen Waldrand näherte, musste er an Sniggs letzte Worte denken. Im Norden soll es Nebel geben , hatte der Kürbis gerufen, womit er offensichtlich Recht gehabt hatte. Denn mit jedem Flügelschlag wurde es jetzt dunstiger und dunstiger. Doch der Nebel im Wald war nichts im Vergleich zu dem, was Primus erwartete, als er

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