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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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»So viel Einfallsreichtum hätte ich diesen verschreckten Klettenheimern gar nicht zugetraut. Jetzt entwickeln sie sogar schon Waffen gegen mich.«
    Wäre heute Nacht der Nebel nicht gewesen, dann hätte Primus bestimmt wieder lauthals rufend seine Flugbahnen um den Kirchturm gezogen. Schließlich machte er das immer so. Irgendjemand hätte dann nur im richtigen Moment das Seil losbinden müssen, woraufhin ihm die Schaufel einen Schlag verpasst hätte, der mit dem Aufprall von gerade eben nicht zu vergleichen gewesen wäre.
    »Mit dieser Klatsche werden mich die Klettenheimer bestimmt nicht los«, kicherte Primus. »Wahrscheinlich hängt die Schneeschaufel noch das ganze Jahr hier oben und keiner denkt mehr daran. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn dann im Winter das ganze Dorf anfängt danach zu suchen.«
    Er blickte sich um. Der Nebel hatte sich inzwischen ein wenig gelichtet. In einiger Entfernung konnte er sogar schon das Dach der Konditorei erkennen. Na wunderbar! Sogleich ging es den Kirchturm hinunter und zwischen den engen Gassen hindurch. Die Fensterläden an den Häusern waren alle verschlossen. Lediglich am Marktplatz brannte die alte Straßenlaterne und hinter der Tür des Gasthauses kamen heitere Trinkgeräusche hervor.
    Primus flatterte durch Wäscheleinen voller Unterröcke und näherte sich der Konditorei. Schon von weitem konnte er das frische Backwerk riechen. Beim Eingang angekommen fand er die Tür verriegelt. Das aber störte ihn nicht sonderlich, da die Klappe der Katzentür wie immer offen stand. Er schlüpfte hindurch, flatterte ein wenig durch den Laden und nahm dann seine menschliche Gestalt an.
    Es war stockfinster, wenn man von dem schwachen Mondlicht, das durch die Fenster fiel, einmal absah. Doch Primus hatte sich schnell orientiert. Er wusste, wo die Ladentheke mit der Kurbelkasse stand, und auch, wo sich die Regale mit den Torten befanden. Auf Zehenspitzen schlich er nun durch den Raum, wobei sich seine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten. Endlich erblickte er die Regale. Primus lief das Wasser im Mund zusammen. So viele Torten hatte er nun wirklich nicht erwartet. Die Fächer waren geradezu zum Bersten voll.
    Hingerissen schloss er die Augen und atmete den süßen Duft ein. »Himbeertorte«, jauchzte er. »Die mag ich ja noch lieber als Kirschtorte.«
    Die Nacht war nun doch noch gerettet. Sofort griff er ins nächstbeste Regal, schwang sich auf die Ladentheke und fing genüsslich an sich den Bauch vollzuschlagen. Es war wie immer ein Festmahl.
    »Die ist lecker«, brabbelte er mit vollem Mund. »Das ist eine der besten, die ich je gegessen habe.« Er biss in ein weiteres Stück und verdrehte dabei seine Augen. »Nein, das ist mit Abstand die allerbeste. Da gibt es überhaupt keinen Zweifel.«
    Es war immer das Gleiche. Jedes Mal, wenn Primus Torten stahl, dann war er der Meinung, gerade die beste seines Lebens gegessen zu haben.
    Nach einiger Zeit hatte er schließlich genug. Jetzt musste er sich nur noch um die Bestellungen seiner Freunde kümmern. Er öffnete eine Schublade hinter der Theke, holte Sonnenblumenkerne hervor und stopfte sich seine Taschen voll. Johannisbeeren fand er leider keine, aber dafür steckte er noch ein paar Sesamkörner ein. So wie er Bucklewhee kannte, mochte dieser Sesam ebenso gerne.
    Anschließend griff er sich ein großes Blatt Kuchenpapier, in das er zwei Stücke Himbeertorte wickelte. Diese waren für Snigg. Der dicke Kürbis hätte zwar bestimmt auch eine ganze Torte verdrückt, aber Primus konnte als Fledermaus nicht so viel schleppen. Als er mit dem Einpacken fertig war, stellte er das Paket auf den Boden und schob es durch die Katzentür nach draußen.
    Gerade wollte Primus hinterherschlüpfen, da fiel sein Blick auf ein paar Flaschen, die auf einem Regal neben der Eingangstür standen.
    »Kirschsaft«, las er das Etikett. »Frisch gepresst.«
    Er grübelte. Dann griff er mit spitzen Fingern nach einer der Flaschen, zog den Korken ab und nahm einen tiefen Schluck.
    »Nicht schlecht«, urteilte er. »Habe auch nichts anderes erwartet.« Entschlossen nickte er mit dem Kopf. »So, liebe Klettenheimer. Ihr denkt also, ich sei ein Vampir? Na, dann will ich euch nicht enttäuschen.«
    Er setzte die Flasche ein zweites Mal an, wobei er den Saft nun für einige Momente im Mund behielt. Wäre in diesem Augenblick die Konditorsfrau hereingekommen, sie wäre sicherlich in Ohnmacht gefallen. Mit einem teuflischen Blick und leicht gesenktem Kopf

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