Das Urteil
nicht das geringste ändern, sondern so weitermachen wie bisher. Dieselben auf Jugendliche abzielenden Anzeigen. Dieselben Lügen dem Kongreß gegenüber. Dasselbe wie immer, es sei denn, wir wecken sie auf.«
Rikki lehnte sich auf den Ellenbogen vor und schaute über den Tisch hinweg Mrs. Card an. »Wenn Sie das nicht akzeptieren können, dann gehen Sie wie die anderen hinaus.«
»Machen Sie sich nicht über mich lustig.«
»Das tue ich nicht. Dazu gehört Mut, zugegeben. Nicholas hat recht. Wenn wir ihnen nicht ins Gesicht schlagen und sie auf die Knie zwingen, dann ändert sich nichts. Diese Leute haben keinerlei Skrupel.«
Mrs. Gladys Card war nervös, sie zitterte und war dem Zusammenbrechen nahe. »Tut mir leid. Ich möchte helfen, aber das bringe ich einfach nicht fertig.«
»Das ist okay, Mrs. Card«, sagte Nicholas beruhigend. Die arme Frau war völlig verwirrt und brauchte einen Freund. Alles war in bester Ordnung, solange er neun andere Stimmen hatte. Er konnte es sich leisten, Anteilnahme zu zeigen; was er sich nicht leisten konnte, war, eine weitere Stimme zu verlieren.
Es herrschte Stille, während alle darauf warteten, ob sie ihre Fassung wiedergewinnen oder sie vollständig verlieren würde. Sie holte tief Luft, schob ihr Kinn vor und fand innere Kraft.
»Darf ich etwas fragen?« sagte Angel in Richtung Nicholas, als wäre er jetzt die einzige Quelle der Weisheit.
»Natürlich«, sagte er achselzuckend.
»Was passiert mit der Tabakindustrie, wenn wir sie zu einer so hohen Geldstrafe verurteilen wie der, über die wir jetzt reden?«
»Juristisch, wirtschaftlich oder politisch?«
»Alles.«
Er überlegte ein oder zwei Sekunden, aber es drängte ihn, die Frage zu beantworten. »Zuerst große Panik. Eine einzige Schockwelle. Massenhaft nervöse Manager, die sich vor der Zukunft ängstigen. Sie werden den Kopf einziehen und abwarten, ob die Prozeßanwälte sie mit einer Flut von Klagen überschwemmen. Sie werden gezwungen sein, ihre Werbestrategien zu überdenken. Sie werden nicht in Konkurs gehen, jedenfalls nicht in nächster Zukunft, weil sie so viel Geld haben. Sie werden zum Kongreß rennen und Sondergesetze fordern, und ich vermute, daß Washington sie mit immer weniger Entgegenkommen behandeln wird. Kurzum, Angel, wenn wir das tun, was wir tun sollten, wird die Industrie nie wieder das sein, was sie war.«
»Und wenn wir Glück haben, werden Zigaretten eines Tages verboten«, setzte Rikki hinzu.
»Entweder das, oder die Konzerne werden finanziell nicht mehr in der Lage sein, sie herzustellen«, sagte Nicholas.
»Was wird aus uns?« fragte Angel. »Ich meine, droht uns irgendwelche Gefahr? Sie haben gesagt, diese Leute hätten uns ständig beobachtet, sogar schon vor Prozeßbeginn.«
»Nein, uns wird nichts passieren«, sagte Nicholas. »Gegen uns können sie nichts unternehmen. Ich sagte es schon nächste Woche werden sie sich nicht einmal an unsere Namen erinnern. Aber an unser Urteil wird sich jedermann erinnern.«
Phillip Savelle kehrte zurück und nahm seinen Platz wieder ein. »So, und was habt ihr Robin Hoods beschlossen?« fragte er.
Nicholas ignorierte ihn. »Wenn wir nach Hause gehen wollen, Leute, müssen wir uns jetzt über die Summe einig werden.«
»Ich dachte, das hätten wir bereits beschlossen«, sagte Rikki.
»Haben wir mindestens neun Stimmen?« fragte Nicholas.
»Und wieviel, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Savelle spöttisch.
»Dreihundert und fünfzig Millionen oder ein paar mehr oder weniger«, erwiderte Rikki.
»Ah, die alte Theorie von der Verteilung des Reichtums. Komisch, ihr Leute seht gar nicht aus wie ein Haufen Marxisten.«
»Ich habe eine Idee«, sagte Jerry. »Laßt es uns auf vierhundert aufrunden, die Hälfte ihres Barvermögens. Das sollte sie nicht bankrott machen. Sie können den Gürtel enger schnallen, noch ein bißchen mehr Nikotin in ihre Zigaretten stopfen, noch ein paar Kinder mehr verführen, und in ein paar Jahren haben sie ihr Geld zurückgewonnen.«
»Ist das eine Auktion?« fragte Savelle, und nie mand antwortete.
»Machen wir es so«, sagte Rikki.
»Laßt uns die Stimmen zählen«, sagte Nicholas, und neun Hände hoben sich. Dann kam die eigentliche Abstimmung. Er fragte jeden der anderen acht nacheinander, ob sie für ein Urteil über zwei Millionen Schadenersatz und vierhundert Millionen Geldstrafe stimmten. Jeder sagte ja. Er füllte das Urteilsformular aus und ließ es von allen abzeichnen.
Lonnie kehrte nach
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